Presse 22.10.08
Wird Waldhof eine Kapitalgesellschaft?
Mannheim. Der SV Waldhof steht vor dem Schritt zu einer größeren Professionalisierung. Wie die RNZ erfuhr, will Dr. Mario Nöll das Ligateam in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. Als der 33-Jährige vor einem Jahr das Präsidentenamt übernahm, hatte ihm das scheidende Präsidium einen Schuldenberg von anderthalb Millionen Euro hinterlassen. Der Waldhof-Boss hatte schnell erkannt, dass der Mannheimer Traditionsverein eine breitere finanzielle Basis bekommen müsse. Zudem sei bei einem Jahresetat von drei Millionen Euro das persönliche Risiko für einen Amtsinhaber zu groß, da dieser bei gewissen Dingen zu einer privaten Haftung herangezogen werden könne.
"Ich bin selbst Rechtsanwalt, habe aber in Dr. Dirk Scharrer einen Projektleiter gefunden, der in Sachen Ausgliederung bereits über einen großen Erfahrungsschatz verfügt", meinte Nöll. Erste Kontakte zu dem Münchener Rechtsanwalt, der gleichzeitig lizenzierter Spielerberater ist, kamen anlässlich der Umbauarbeiten für die Spiele von 1899 Hoffenheim im Carl-Benz-Stadion zustande.
Dirk Scharrer wurde als Berater herangezogen, weil er zuvor beim SV Wehen in die Konzeption des Stadionneubaus einbezogen war. Fertige Pläne für die Ausgliederung der Profi-Abteilung des Zweitligisten in eine Kapitalgesellschaft hatte er bereits in der Schublade, machte jedoch die im August dieses Jahres vollzogene Umsetzung nicht mehr mit. Bereits Anfang August 2007 wurde Scharrer von Wehen entlassen. Auf dem Weg der Ausgliederung hatten sich die Hessen dafür Rat bei den Bundesligisten Frankfurt, Köln und auch 1899 Hoffenheim geholt.
Große Aufmerksamkeit hatte der bayerische Rechtsanwalt erstmals erregt, als er im Frühjahr 2006 als Berater von Tofik Davidoff aus Kasachstan in Wehen aufkreuzte. Der in Oberursel wohnende Geschäftsführer verschiedener Handelsfirmen war seinerzeit auf der Suche nach einem Investitionsstandort, wollte ein Stadion in der hessischen Landeshauptstadt errichten. Kontakte hatte der Unternehmer zudem auch mit den Vereinen Mainz, Eschborn und Paderborn aufgenommen.
Neben den organisatorischen Vorarbeiten der Ausgliederung wird die Suche nach Investoren vorrangige Aufgabe von Scharrer in Mannheim sein. Mit dem Bundesliga-tauglichen Carl-Benz-Stadion, dem modernen Jugendförderzentrum und dem derzeitigen sportlichen Erfolg könne der SV Waldhof laut Dr. Mario Nöll eine gute Visitenkarte vorzeigen. Der Präsident: "Die Mitglieder müssen natürlich auch davon überzeugt werden, dass die Ausgliederung des Ligateams der einzig richtige Weg für den SV Waldhof ist. Letztendlich müssen sie hierüber in einer Abstimmung entscheiden."
Apropos Carl-Benz-Stadion: Als der SV Waldhof als Pächter der Stadt Mannheim mit den erforderlichen Umbauarbeiten für die Bundesligaspiele von 1899 Hoffenheim begann, ging Nöll von einer Finanzhilfe der Firma Daimler in Höhe von 2 Millionen Euro aus. Diese Summe wurde dem Präsidenten von einem Daimler-Mitarbeiter zugesichert, der mittlerweile aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. Nöll: "Leider haben wir diese Zusage nur mündlich. Bekommen haben wir bisher jedoch nur eine Million Euro, so dass eine Finanzlücke von einer halben Million Euro entstanden ist."
Besonders die Arbeiten an den VIP-Räumlichkeiten sind zu Buche geschlagen. Auch Herr Hopp habe Erfahrungen auf diesem Gebiet, sei nicht umsonst "von zwei Millionen Euro ausgegangen". Nöll will demnächst auch mit der Stadt Mannheim nach einer Lösungsmöglichkeit suchen, "denn diese Summe können wir nicht verkraften." Quelle: Jürgen Tönsmann RNZ vom 22.10.08
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