Pressemitteilung 2 04-06-08
Rüdiger Lamm, der dem SV Waldhof die letzten gut anderthalb Jahre über seine Beratertätigkeit hinaus auch als Manager und sportlicher Leiter zur Verfügung stand, zieht sich auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung aus dem operativen Geschäft zurück.
Der SV Waldhof bedankt sich für das außerordentliche Engagement und hofft, dass die von Herrn Lamm entfachte Aufbruchsstimmung und der unter ihm eingeleitete Aufwärtstrend auch künftig weiter anhält.
Quelle: svwm.de
Die Nachricht verbreitete sich gestern wie ein Lauffeuer: Rüdiger Lamm ist nicht mehr Berater beim künftigen Regionalligisten SV Waldhof. In einer Pressemitteilung heißt es, der 59-Jährige "zieht sich auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung aus dem operativen Geschäft zurück." Das Hotelzimmer, in welchem der umtriebige Manager während seiner Mannheimer Zeit wohnte, war am Nachmittag bereits abgemeldet. Lamm, seit 16. August 2006 beim SVW, informierte Klubchef Mario Nöll am Dienstagabend von seinem Entschluss.
Ob überhaupt, in welcher Form und zu welchen Konditionen der gebürtige Ostwestfale vom Wohnsitz in Steinhagen die Blau-Schwarzen vielleicht weiter unterstützt, ist unklar. "Mein Handy ist 24 Stunden am Tag an. Wenn mich jemand fragt, gebe ich Antwort", erklärte Lamm gestern gegenüber unserer Zeitung. Sein Vertrag hatte sich nach Erreichen der Regionalliga bis 30. Juni 2009 verlängert. Das Monatssalär lag bei rund 15 000 Euro.
Nöll: "Wie wir weiter miteinander verfahren, werden wir klären. Wir trennen uns im Guten, es gab keinen Streit. Wir wissen, was wir an ihm hatten und sind dankbar", sieht der Jurist indes keinen Grund zur Panik: "Im Fußball muss man mit solchen Dingen rechnen. Wir sind vorbereitet, werden mit einem klaren Konzept weiter professionell unsere Philosophie verfolgen und die uns vorhandenen Kontakte nutzen."
Lamm hatte Erfolg. Mit findigen Ideen, wie dem Aufbau eines Business-Club, gelang es ihm, vor allem mittelständige Betriebe aus der Umgebung als Partner an den Verein zu binden. Erstmals seit Jahren erhielt Waldhof vor wenigen Wochen vom DFB "ohne Bedingungen", was weit mehr heißt als "ohne Auflagen", die Lizenz für 2008/09. Lamm polarisierte aber auch, hatte etliche Skeptiker, weil er in einer anderen Zahlenwelt agierte. Die Kaderplanung ist noch nicht beendet; es gilt derzeit Personal- und Kostenentscheidungen zu treffen. Nöll setzt mit Blick Richtung Zukunft eher auf "junge hungrige Spieler. Auch aus der Region." Lamm bevorzugt mit gestandenen (aber teureren) Profis, "ein gewisses Risiko". In der vierten Liga könne Waldhof nicht überleben.
Lamm: Jüngere müssen es richten
An einen Nachfolger ist derzeit nicht gedacht: "Die Arbeiten auf der Geschäftsstelle wurden umstrukturiert, personell gar verstärkt", erklärt Nöll, der sich mit seinem Führungsteam fortan stärker ins Tagesgeschäft einbringen will. Im sportlichen Bereich soll Trainer Alexander Conrad mehr Kompetenz erhalten, eng mit dem Stab des Jugend-Förderzentrums arbeiten.
Unterdessen stellte Lamm, der seit zwei Jahren ein Krebsleiden verarbeiten muss, klar: "Ich hatte zwar schwere Operationen. Aber ich bin fit. Daran liegt es nicht." Und er sagte: "Ich bin überzeugt, dass Waldhof nächstes Jahr aufsteigt. Die Süd-Gruppe wird wohl die Schwächste. Jetzt müssen es jüngere Leute richten. Wenn sie keine Fehler machen, klappt das."
Mannheimer Morgen 05. Juni 2008
Die Messlatte liegt hoch Roland Bode über den unerwarteten Rückzug von Rüdiger Lamm
Es ist die zweite Personalie innerhalb von zwei Tagen, die einen Großteil des Waldhof-Anhangs beschäftigt. Zuerst erhält Torjäger Daniel Reule keinen neuen Vertrag, wenige Stunden später nimmt Rüdiger Lamm seinen Hut. Ohne Frage ist dem erfahrenen Manager ein Großteil der neu entfachten Fußball-Euphorie um den SVW zuzuschreiben. An Ideen und Geschick, die nötigen Finanzen für den Verein zu erwirtschaften, mangelte es dem 59-Jährigen nie. Einen Profi seines Schlags hätte dem Verein in dieser Hinsicht schon früher gut getan.
Auf der anderen Seite ist Lamm auch als Mensch bekannt, der im Streben das stets am Optimum orientierte Ziel zu erreichen, kein Pardon kannte. Überehrgeiz, Selbstüberschätzung, Drang nach Alleinherrschaft? Dinge, die dem stets adrett gekleideten Ostwestfalen schon in Bielefeld und Offenbach vorgeworfen, ja zum Verhängnis wurden. Vom auf wenig Gegenliebe basierenden Verhältnis zu Medienvertretern ganz abgesehen. Im Verein hat Lamm stark polarisiert. Viele wandten sich von ihm ab. Das Alt-Präsidium unter Führung von Hans-Joachim Bremme zerrieb sich, trat (fast) geschlossen, zurück. Ein langfristig ausgelegtes Millionen-Konzept der Heddesheimer Unternehmer-Familie Kirsch blieb ungelesen.
Fakt ist jedoch auch, dass seine Arbeit fortgesetzt werden muss. Und dafür hat Rüdiger Lamm die Messlatte hoch angelegt.
Mannheimer Morgen 05. Juni 2008
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