Julius Ludorf

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Julius Ludorf, genannt „Jule“ (* 2. Dezember 1919 in Erkenschwick), ist ein ehemaliger Fußballspieler und -trainer.

Biographie

Julius Ludorfs Karriere ist typisch für viele Fußballer aus dem Ruhrgebiet in der Mitte des 20. Jahrhunderts: geboren in unmittelbarer Nachbarschaft der Steinkohlenzeche Ewald-Fortsetzung, wurde er bald Halbwaise (seine Mutter starb an Tuberkulose); mit 15 begann er eine Ausbildung als Schmied und Schlosser auf Ewald und spielte nebenbei Fußball, zunächst in der Jugendmannschaft des VfL Rapen, dann bei der SpVgg Erkenschwick, die ihn aufgrund einer Sondergenehmigung schon mit 16 Jahren in der ersten Mannschaft einsetzten durfte. Seinen Wehrdienst absolvierte er in Hannover, wo er für die 96er antrat. Anschließend kehrte er in seine Geburtsstadt und zur SpVgg. zurück, mit der er 1943 in die Gauliga Westfalen aufstieg. Als Bergmann in einem "kriegswichtigen Betrieb" hatte er das Glück, unabkömmlich zu sein und nicht in die Wehrmacht eingezogen zu werden. Bald wurde Ludorfs Torgefährlichkeit auch höheren Orts erkannt, und noch während des Krieges wurde er erstmals in die Westfalenauswahl berufen.

Oberliga West

Von 1945 bis 1947 spielte der Stürmer mit Erkenschwick in der Landesliga Westfalen, von 1947 bis 1953 in der neu gegründeten Oberliga West, war dort dreimal unter den besten Torschützen zu finden und zudem mehrfacher Westfalen- und Westdeutschland-Auswahlspieler. In 161 Oberligaspielen erzielte er 75 Treffer für die SpVgg. Erkenschwick, war zudem deren Mannschaftsführer. Zu seinen sportlich wichtigsten Momenten zählt Ludorf seinen Treffer, durch den die SpVgg. dem FC Schalke 04 im Oktober 1947 die erste Pflichtspiel-Heimniederlage (1:2) nach dem Zweiten Weltkrieg beibrachte.
Wie die meisten seiner Mitspieler arbeitete er tagsüber auch weiterhin auf der Zeche Ewald, an deren Zaun auch seine Wohnung lag, und kam deshalb manchmal erst unmittelbar vor Spielbeginn und in Arbeitskleidung in das Stimberg-Stadion, wohin er es aber nicht weit hatte: das Stadion lag ebenfalls auf dem Zechengelände. Anders als beispielsweise sein Mitspieler Siegfried Rachuba widerstand Ludorf den finanziellen Verlockungen, mit denen etwa die reichen Preußen aus Münster sich ab Ende der 1940er Jahre ihren "100.000-Mark-Sturm" zusammenkauften. Dafür ließ er sich Anfang der 1950er überreden, als Gastspieler bei Borussia Dortmund drei Freundschaftsspiele in England auszutragen – für Ludorf der erste Flug überhaupt und, wie er später erzählte, das erste Mal nach dem Wehrdienst, dass er länger als 24 Stunden den Förderturm von Ewald nicht sehen konnte.

Als Ludolf Herberger absagen musste

„Jule“ Ludorf wurde nicht zum Nationalspieler, obwohl er tatsächlich in Herbergers oft zitiertem Notizbuch stand. Es wird die Geschichte kolportiert, er habe auf einen Brief des Bundestrainers, sich zu einem bestimmten Termin zum DFB-Sichtungslehrgang in Duisburg einzufinden, geantwortet: „Lieber Herr Herberger, ich würde gerne zu dem Lehrgang kommen. Aber am 25. kann ich nicht, weil da mein Schwager Kalli [gemeint ist Karl Matejka, ebenfalls Erkenschwicker Spieler] Hochzeit feiert. Aber ein andermal komm ich gerne.“ Herberger hat darauf nicht geantwortet und Ludorf nie wieder eingeladen.

Nebenher und nach seiner aktiven Zeit trainierte Julius Ludorf unter anderem die A-Jugend der Erkenschwicker, wo er auch den späteren Nationalspieler Horst Szymaniak entdeckte, der gleichfalls Bergmann auf Ewald-Fortsetzung war. In dem 2002 erschienenen Dokumentarfilm Im Westen ging die Sonne auf war Ludorf neben Willi Lippens, Hans Tilkowski u.v.a. Ruhrgebietsfußballern zu hören und zu sehen.

Literatur

  • Hans Dieter Baroth, Jungens, euch gehört der Himmel! Die Geschichte der Oberliga West 1947-1963 Klartext Essen 1988 ISBN 3-88474-332-5
  • Hartmut Hering (Hg.), Im Land der 1000 Derbys. Die Fußball-Geschichte des Ruhrgebiets Die Werkstatt Göttingen 2002 ISBN 3-89533-372-7
  • Harald Landefeld/Achim Nöllenheidt (Hg.), Helmut, erzähl mich dat Tor. Neue Geschichten und Portraits aus der Oberliga West 1947-1963 Klartext Essen 1993 ISBN 3-88474-043-1
  • Erinnerung an persönliche Gespräche mit Horst Szymaniak (1967/68)

Weblinks




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