Pressebericht 27.10.18

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Möglicher Rücktritt des Präsidiums - SV Waldhof Mannheim: Neue Unruhe zur Unzeit

Komplett frei von Störungen und Irritationen war das Verhältnis zwischen dem Präsidium des SV Waldhof und Geldgeber Bernd Beetz seit der vollzogenen Ausgliederung der Profi-Mannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH Anfang 2017 nie. Hinter geschlossenen Türen knarzte es häufiger vernehmlich, aber am Ende rauften sich beide Parteien doch immer wieder im Sinne des Vereins zusammen. „Dass Dinge ausdiskutiert werden, ist klar, und endlosen Frieden haben wir erst auf dem Friedhof, von dem wir hoffentlich noch weit entfernt sind. Man darf aber nicht hinter jedem Grashalm, der sich bewegt, einen Sturm vermuten“, sagte Parfüm-Millionär Beetz noch im Winter-Trainingslager 2018 in Portugal dieser Zeitung zu den aufgetretenen Differenzen zwischen den Vereinsvertretern und der Investorenseite. Der Tenor: Wir haben eine gemeinsame Geschäftsgrundlage gefunden.

Doch jetzt, so scheint es, ist das Tischtuch endgültig zerschnitten. Seit dem Wochenende verdichten sich die Indizien, dass der Vorstand des eingetragenen Vereins um Präsident Klaus-Rüdiger Geschwill sowie den Stellvertretern Alexander Rudnick, Markus Ritzmann und Klaus Bittinger in den kommenden Tagen seinen Rücktritt erklären wird. Es wäre eine Entscheidung, die neue Unruhe zur Unzeit heraufbeschwören würde, denn sportlich läuft es bei den Mannheimern zurzeit exzellent – als Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Südwest hat der SVW beste Chancen auf den Aufstieg in die 3.Liga. Sowohl Geschwill als auch Rudnick waren telefonisch bis gestern Abend nicht zu den Gerüchten um ihren nahenden Abschied zu erreichen, beim 2:0-Sieg in Elversberg am Samstagnachmittag war kein Präsidiumsmitglied vor Ort. "Mir ist nichts davon bekannt, dass das Präsidium zurücktreten will", sagte der vergrippt in Mannheim gebliebene SVW-Geschäftsführer Markus Kompp vor Anpfiff dieser Zeitung.

Doch die Entscheidung des Vorstands zum Rückzug steht nach Informationen dieser Zeitung fest, der Graben zu Beetz und seinen Gefolgsleuten scheint nicht mehr zu überbrücken. Immer wieder hatte es in der jüngeren Vergangenheit zwischen beiden Seiten gekracht. Auf der einen Seite Mäzen und Spielbetriebs-Investor Beetz, ohne dessen Millionenzuschüsse beim Waldhof nichts mehr gehen würde. Auf der anderen Seite das im sportlichen Tagesgeschäft seit der Ausgliederung faktisch entmachtete Präsidium, das in Person von Geschwill, Rudnick und Ritzmann im Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH teilweise schmerzhaft lernen musste, dass derjenige, der die Rechnungen bezahlt, am Ende auch die Entscheidungen trifft. Also Beetz, in seinem Job als Manager ohnehin gewohnt, den Hut aufzuhaben.

Eine pikante Randnotiz der Geschichte ist indes die Tatsache, dass es unter anderem Geschwill war, der einst Beetz gegen die Widerstände der bis dahin im Verein engagierten Mittelstandsvereinigung Mannheimer Runde als Investor für das Stammkapital der Spielbetriebs-GmbH in Höhe von einer Million Euro ins Boot holte – nun aber nach knapp zwei Jahren offenbar keine gemeinsame Basis für eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen CEO des Parfümgiganten Coty mehr sieht. „Das war ein Prozess, in dem wir uns ab und zu auch mal kräftig missverstanden haben, weil einfach die Blickwinkel andere sind“, hatte der Präsident dieser Zeitung im Januar gesagt, aber auch darauf verwiesen, dass die Konflikte entschärft wurden: „Ich denke, dass wir an allen Stellen positiv vorankommen.“

Dieser Burgfrieden hat sich offenbar als nicht dauerhaft tragfähig erwiesen. Die von Beetz vorangetriebene Vertragsverlängerung mit Geschäftsführer Kompp schluckten Geschwill & Co. nur mit großem Widerwillen, bei anderen Streitigkeiten in den vergangenen Monaten soll es bereits zu offenen Rücktrittsdrohungen des Präsidiums gekommen sein. Sollte der Vorstand seine Ämter zur Verfügung stellen, könnten schon auf der ordentlichen Mitgliederversammlung im November (noch nicht genau terminiert) die Nachfolger gewählt werden. Auch drei Plätze im Aufsichtsrat der GmbH, die bisher von Geschwill, Rudnick und Ritzmann besetzt werden, wären vakant.

Die sportliche Leitung interessieren die neuen Turbulenzen im Umfeld nach eigenen Angaben nicht besonders. Trainer Bernhard Trares fürchtet auch keine Auswirkungen auf die Leistungen auf dem Platz. „Das ist nicht unser Thema“, sagte der Fußballlehrer nach dem Sieg in Elversberg: „Ich bin für die Mannschaft zuständig, nichts anderes. Wir haben in unserer Kabine eine Super-Stimmung, und die wird auch so bleiben.“

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 27.10.2018



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