Pressebericht 29.11.17
Ich gebe Planungssicherheit
Bernd Beetz, Finanzier der Spielbetriebsgesellschaft des SV Waldhof, erklärte den Waldhof-Mitgliedern im Kulturhaus, wohin die Reise gehen soll. Er warb dabei vor allem um Einigkeit und hat weiter die Dritte Liga im Visier.
© Binder Mannheim. Die Club-Hymne war mehr oder minder stimmkräftig geschmettert - nach fast drei Stunden mit vielen Zahlen, Berichten und Appellen hatten die Mitglieder des SV Waldhof eine alles andere als langweilige Hauptversammlung hinter sich gebracht, die im Foyer des Kulturhauses am Speckweg ihrem Höhepunkt zusteuerte: Am großen Bildschirm verfolgte die Waldhof-Familie die 1:2-Niederlage des Erzrivalen aus Offenbach in Steinbach und beim umjubelten Abpfiff stand fest: Der Mannheimer Fußball-Regionalligist hat es als aktueller Zweiter nun in der eigenen Hand, auf dem ersehnten Relegationsplatz in die Winterpause zu gehen.
Dass der derzeitige Erfolg und die beiden vergeblichen Relegationsteilnahmen in der Vergangenheit allerdings teuer erkauft wurden, hatten die Waldhof-Mitglieder da aber sicher noch im Ohr, nachdem Markus Kompp, Geschäftsführer der Ende Januar offiziell ausgegliederten Spielbetriebsgesellschaft, teilweise ernüchternde Zahlen präsentierte. Schon in der Winterpause der vergangenen Saison wäre der SVW angesichts einer Lücke von 1,06 Millionen Euro und ohne das persönliche Engagement von Präsident Klaus-Rüdiger Geschwill und GmbH-Geldgeber Bernd Beetz zahlungsunfähig gewesen. Am Ende der Spielzeit stand ein Minus von 656 000 Euro. Hier schlug vor allem der Ausstieg des Sponsoren-Pools um die "Mannheimer Runde" zu Buche.
"Kein guter Start"
Auch für die aktuelle Spielzeit sieht es nicht anders aus. Kompp rechnet mit einem Minus von 655 000 Euro, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass das Budget um 286 000 Euro erweitert wurde, um sportlich konkurrenzfähig zu sein. "Das war kein guter Start", räumte der Geschäftsführer ein. Ausgeglichen wurden und werden die Defizite jeweils durch GmbH-Geldgeber Bernd Beetz und die Beteiligungsgesellschaft seines Sohnes Christian, der Neun10hundert07 GmbH.
"Die Ausgaben laufen momentan noch den Einnahmen vorweg, eine so große Lücke hatten wir nicht erwartet", war auch Unternehmer Beetz überrascht, dass er zusätzlich so tief in die Tasche greifen musste. "Aber dafür gebe ich die Planungssicherheit. Für uns war auch schnell klar, dass wir die sportliche Perspektive davon abkoppeln und erhalten wollen", betonte der 67-Jährige, der zuversichtlich ist, dass der SVW für ihn kein Fass ohne Boden wird. "Die Geschäftsführung macht da einen guten Job. Die Zahlen im Ticketing und im Sponsoring gehen nach oben", verwies Beetz beispielsweise auf die Verdopplung der bislang verkauften Business-Seats. In Sachen Sponsoring möchte Geschäftsführer Kompp Richtung Sommer 2018 die Zwei-Millionen-Marke knacken. "Das ist sportlich, wir sind aber auf einem guten Weg", gab sich Kompp optimistisch.
Angesichts der angespannten finanziellen Lage wurde wie berichtet auch das Thema Sportlicher Leiter vertagt. Die Fäden sollen zunächst bei Interimstrainer Michael Fink zusammenlaufen.
Offensichtlich war zudem, wie alle Beteiligten nach zahlreichen Irritationen in der Vergangenheit für die gemeinsame Sache warben. "Wir haben in den letzten Wochen mehr Verständnis für die Sichtweise des jeweils anderen bekommen", spielte Präsident Geschwill auf einige Irritationen zwischen GmbH und Hauptverein an, die einen "Runden Tisch" nötig machten. "Jetzt sind wir an dem Punkt angekommen, an dem wir als Einheit nach vorne gehen müssen", sieht Geschwill diese Phase als vorerst überwunden an.
Höhere Beiträge beschlossen
Um seine eigenen Finanzen in den Griff zu bekommen, beschloss der Hauptverein, in dem neben dem Fußball-Nachwuchs auch die Sparten Gymnastik, Tennis und Handball zusammengefasst sind, eine Erhöhung der bislang unterdurchschnittlich niedrigen Mitgliedsbeiträge. Einen Jahresabschluss gab es aufgrund des noch andauerenden und zum Teil rückwirkenden Abgleichs von Buchungen beim e.V. und der GmbH noch nicht. Zudem wurde kurzfristig die Finanzberatung gewechselt, was zu weiteren Verzögerungen führte. Die Entlastung des Präsidiums musste so aufgeschoben werden, wobei die Kassenprüfer allerdings kein Verschulden bei der Vereinsführung sahen. (Thorsten Hof)
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 28.11.2017
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