Hamburg-Altonaer Fußball-Bund
Der Hamburg-Altonaer Fußball- und Cricket Bund (HAFB) wurde am 20. Oktober 1894 durch Hermann Hambrock (Altonaer FC von 1893), Wilhelm Schaaf und Bruno Krutisch (Hamburger FC 1888), Henry Pape (FC Association 1893) und Stuhlmann sen. (Borgfelder FC 1894) gegründet, um Meisterschaftsspiele in den beiden Städten zu organisieren. Am 8. Dezember 1894 (auch der 24. November 1894 wurde genannt) trat der SC Germania 1887 dem HAFB bei. Altona war damals noch kein Stadtteil von Hamburg, sondern eine selbstständige preußische Stadt. Anfang Februar 1897 wird das Wort „Cricket“ aus der Bezeichnung gestrichen, da sich dieser Sport im Deutschen Reich außer in der Reichshauptstadt Berlin kaum irgendwo durchsetzen kann.
Bereits im Winter 1881/82 soll in Hamburg, wie auch in Berlin, das erste Fußballspiel stattgefunden haben, ausgetragen durch in den Städten anwesende Briten. Dennoch dauerte es noch Jahre, bis es zu Vereinsgründungen und ersten Freundschaftsspielen kam.
Da es dem HAFB und seinen angeschlossenen fünf Clubs ein Jahr lang nicht gelang, ein geeignetes Spielfeld zur Austragung von Meisterschaftsspielen zu finden, kam es in der Saison 1894/95 nur zu Freundschaftsspielen. Erst im Herbst 1895 konnte durch das Entgegenkommen der Militärbehörde in Altona der kleine Exerzierplatz an Sonntagen auch für Punktspiele genutzt werden.
1895/96 organisierte der HAFuCB die ersten Meisterschaftsspiele. Das allererste Punktspiel in Hamburg/Altona fand am 1. September 1895 statt, Altona 93 unterlag dem FC Association mit 0:5. Nach dem Bund Deutscher Fußballspieler der im Spätherbst 1890 die allererste Meisterschaft im Deutschen Reich in einer Pokalrunde ausspielte und dem Deutschen Fußball- und Cricket-Bund in Berlin, der 1891/92 seinen Meisterschaftsbetrieb in der Reichshauptstadt aufnahm und dem Thor- und Fußballbund Berlin, der erstmals 1894/95 Punktspiele austrug, sowie der 1893 gegründeten Süd-Westdeutsche Fußball-Union wurde der HAFuCB der fünftälteste Verband insgesamt und der erste außerhalb Berlins, der Meisterschaftsspiele auf deutschem Boden durchführte. An der ersten Meisterschaftsrunde mit Hin- und Rückspielen nahmen die oben genannten fünf Vereine teil. Meister wurde ungeschlagen der SC Germania 1887, dessen Mannschaft sich überwiegend aus Ausländern, meistens Briten, zusammensetzte, die mit dem Spiel bekannt waren und in acht Spielen ebenso viele Punkte Vorsprung vor dem Tabellenzweiten herausholen.
In der folgenden Saison 1896/97 nahmen bereits acht Mannschaften an der Meisterschaft teil, wovon sich einer nach der Vorrunde nach dem Austritt etlicher Spieler zurückziehen muss und ein weiterer Club soll sich am Saisonende aufgelöst, oder zumindest vom Spielbetrieb zurückgezogen haben. Bereits vor Saisonbeginn hatte ein ein neunter Teilnehmer auf eine Teilnahme an den Punktspielen verzichtet.
Für die Saison 1897/98 wird erstmals eine 2. Spielklasse gebildet, der fünf Reservemannschaften der 1. Klasse angehören.
Da es im Deutschen Reich noch kein einheitliches Regelwerk gibt und regional noch für Jahre nach eigenen Bestimmungen verfahren wird (Spielzeit von zweimal 40 anstatt von zweimal 45 Minuten, keine Elfmeter, etc, etc) beschließt der HAFB als erster deutscher Verband am 21. März 1897 die Regeln des englischen Verbandes, „The Football Association“, zu übernehmen.
Wie in allen anderen Verbänden auch kommt es zu gelegentlichen Verstimmungen, so tritt der Hamburger FC 1888 nach der Vorrunden 1897/98 aus dem HAFB aus, im Frühjahr 1900 wieder ein und nach Beendigung der Spielzeit 1900/01 erneut aus.
Anfang des 20. Jahrhunderts beginnen langsam auch in Altona die ersten Clubs eigene, geschlossene Platzanlagen zu schaffen, nicht zuletzt um auch Eintrittsgelder erheben zu können, was davor unmöglich war. Der SC Germania 1887 wechselt seine Spielstätte zur Rennbahn Mühlenkamp und der FC St. Georg 1895 spielt am Lübecker Tor und hat zwei weiter Plätze an der Rönnheider Straße. Der FC Victoria 1895 wechselt vom Heiligengeistfeld zum Grindelberg, der FC Altona 93 zur Bahrenfelder Rennbahn, der FC St. Georg 1895 erneut diesmal zur Sierichstraße und der Hamburger FC 1888 zum Velodrom am Rothenbaum.
1. Vorsitzender des HAFB war mit kurzen Unterbrechungen der Spielführer von Altona 93, Franz Behr. Als der 1903 zum 2. Vorsitzenden des DFB aufstieg und 1904 nach Südamerika auswanderte, folgten ihm Waldemar von Holten (Germania), Walter A. Cordua (Victoria Hamburg), Gustav Siegmund (SC Sperber, ab August 1906) und schließlich - als es ihn geschäftlich nach Ostasien zog - Paul Koretz. Dem späteren Vorsitzenden des Norddeutschen Fußball-Verbandes fiel die Aufgabe zu, den HAFB abzuwickeln, als sich der Regionalverband neu strukturierte (siehe unten).
Am 4. Juni 1899 kam es zum ersten überregionalen Kräftemessen der Auswahlmannschaften des HAFB und Berlins auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg. Dem Städtespiel, das Hamburg und Altona mit 6:1 gewinnen, wohnen über 5.000 Zuschauer bei, eine enorme Zahl für die Zeit in der Punkstpiele meist nur vor wenigen Hundert Besuchern stattfinden. Die Vertreter des HAFB nahmen auch an der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes am 28. Januar 1900 in Leipzig teil. Ab 1903 nahm der Meister des Hamburg-Altonaer Fußball-Bundes an der Endrunde zur deutschen Fußballmeisterschaft teil.
Nur in der Saison 1902/03 hat der Hamburg-Altonaer Fußball-Bund lokale Konkurrenz, als für kurze Zeit der Verband Hamburg-Altonaer Fußballclubs bestand.
Auf Druck des DFB und seiner Regionalverbände schlossen sich am 15. April 1905 die sieben Fußballverbände aus Hamburg-Altona, Bremen, Kiel, Hannover, dem Herzogtum Braunschweig, Mecklenburg und Unterweser zum Norddeutschen Fußball-Verband zusammen. Vorübergehend gehörte auch Cassel Kassel dem NFV an, sowie der neu entstehende Bezirk Oldenburg mit seinen beiden Unterbezirken Oldenburg und Wilhelmshaven. Da aber hauptsächlich die Stadtverbände mit den Satzungen des NFV nicht zufrieden sind, bleiben diese bestehen und organisieren ihren eigenen Spielbetrieb weiter. Die einzig sichtbare Veränderung ist das die Teilnahme an der Endrunde um die Meisterschaft ab der Saison 1905/06 nur noch dem norddeutschen Meister vorbehalten ist. Erst im Frühjahr 1907 werden die NFV Satzungen zur Zufriedenheit der Mitgliedsverbände abgeändert und die Stadtverbände lösten sich auf. Am 21. August 1907 wurde der HAFB unter Koretz´ Vermittlung zum Bezirk III, Hamburg-Altona, des NFV.
Meister des HAFB
- 1895/96:
- SC Germania 1887
- 1896/97:
- SC Germania 1887
- 1897/98:
- I. Klasse: FC Altona 93
- II. Klasse : unbekannt
- 1898/99:
- I. Klasse: FC Altona 93
- II. Klasse : unbekannt
- 1899/00:
- I. Klasse: FC Altona 93
- II. Klasse : FC Victoria 1895 II
- 1900/01:
- I. Klasse: SC Germania 1887
- II. Klasse : unbekannt
- 1901/02:
- I. Klasse : SC Germania 1887
- II. Klasse: SC Sperber 1898 II
- III. Klasse: FC Altona 93 II
- 1902/03:
- I. Klasse : FC Altona 93
- II. Klasse: FC Victoria 1895 II
- III. Klasse: SC Germania 1887 II
- IV. Klasse: FC St. Georg 1895 II
- 1903/04:
- I. Klasse : SC Germania 1887
- II. Klasse: FC Altona 93 II
- III. Klasse: unbekannt
- IV. Klasse: unbekannt
- 1904/05:
- I. Klasse: FC Victoria 1895
- II. Klasse: unbekannt
- III. Klasse: unbekannt
- IV. Klasse: unbekannt
- 1905/06:
- I. Klasse : FC Altona 93
- II. Klasse: FC Altona 93 IIa
- III. Klasse: FC Victoria 1895 III
- IV. Klasse: FC St. Georg 1895 IV
- Unterbezirk Lübeck A-Klasse (2. Liga): Lübecker BC 1903
- Unterbezirk Lübeck B-Klasse (3. Liga): Lübecker SV 1905 II
- Unterbezirk Harburg/Lüneburg A-Klasse (3. Liga) FC Borussia 1904 Harburg
- Bezirksmeister II. Klasse: FC Altona 93 II
- Bezirksmeister III. Klasse: FC Borussia 1904 Harburg
- 1906/07:
- I. Klasse: FC Victoria 1895
- II. Klasse: unbekannt
- III. Klasse: unbekannt
- IV. Klasse: F.A. im Eimsbütteler TV 1889 II
- V. Klasse: unbekannt - VI. Klasse: unbekannt
- Unterbezirk Lübeck A-Klasse: Lübecker BC 1903
- Unterbezirk Lübeck B-Klasse: unbekannt
- Unterbezirk Norhannover A-Klasse: Lüneburger SK 1901
- Sykes Pokal (erster Pokalwettbewerk im HAFB): FC Victoria 1895
In den Spielzeiten 1901/02 und 1902/03 wird die Tabelle nach der Vorrunde in eine A-Klasse (vier bestplatzierte Clubs) und B-Klasse (restliche fünf Vereine) geteilt.
Literatur
- Norbert Carsten: Altona 93. 111 Ligajahre im Auf und Ab Die Werkstatt Göttingen 2003 ISBN 3-89533-437-5
- Bernd Jankowski/Harald Pistorius/Jens R. Prüß: Fußball im Norden. 100 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband Peine 2005 ISBN 3-89784-270-X
- Werner Skrentny und Jens R. Prüß: Immer erste Klasse - Die Geschichte des Hamburger SV, Die Werkstatt Göttingen 2005, ISBN 3-89533-469-3
- Otto Tötter: Hundert Jahre deutscher Fußball - HSV, Rasch und Röhring Hamburg 1985, ISBN 3-89136-023-1
Siehe auch
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