Horst Franke

Aus WikiWaldhof
Wechseln zu: Navigation, Suche
Horst Franke (1953)

Horst Franke, gerufen „Hotta“ (* 23. Januar 1929 in Grube Marga/Briesker Kolonie in Brandenburg) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler von BSG Aktivist Brieske-Ost, der es von 1949 bis 1962 für die „Knappen“ von Brieske-Ost in der DDR-Oberliga auf 294 Spiele mit 73 Toren gebracht hat.

Karriere

Jugend und Beginn nach dem 2. Weltkrieg, 1945-49

Mit 16 Jahren fing Horst Franke bei der SG Marga in der 1. Jugendfußballmannschaft an. Eine technische Grundausbildung besaß er in diesem Alter bereits, dank des täglichen, stundenlangen Fußballspiels mit Klassenkameraden und Dorfkindern, welches ihm bereits als kleinem Schuljungen viel Freude bereitet hatte. Auch mit dem Handball hatte er aktiv Bekanntschaft gemacht. In der 1. Jugendmannschaft von Grube Marga wurde das Gerüst der späteren Oberliga-Mannschaft aufgebaut. Mit 17 Jahren kam Horst Franke im Jahre 1946 in die Ligamannschaft von SG Marga. Dabei profitierte er von der Erfahrung der älteren Spieler Hermann Fischer und Erich Lehmann, die in den Kriegsjahren 1941 bis 1943 mit SV Marga in der Gauliga Berlin-Brandenburg gespielt hatten. Als erstmals in der Saison 1946/47 nach dem 2. Weltkrieg die Brandenburger Landesmeisterschaft ausgetragen wurde, war der Dorfverein Marga sportlich noch nicht so weit, um sich für die Endrundenspiele qualifizieren zu können. Das Finale in Brandenburg bestritt am 13. Juli 1947 die SG Cottbus Ost gegen SG Forst Mitte. Meister wurde mit einem 3:2 Erfolg SG Cottbus Ost. In der Saison 1947/48 feierte das Talent Horst Franke mit SG Grube Marga im Fußballbezirk Westlausitz die Meisterschaft. SG Cottbus-Ost verteidigte gegen SG Babelsberg die Meisterschaft in Brandenburg. Die persönliche wie auch die Weiterentwicklung der Mannschaft hielt in der Runde 1948/49 an. Am 31. Oktober 1948 wurde er bereits in die Landesauswahl von Brandenburg berufen. Das während der Saison in Franz-Mehring Marga umbenannte Team mit dem Linksaußen Horst Franke gewann zuerst die Meisterschaft in der Landesliga, Staffel Ost, vor RW Cottbus und SG Großräschen. In allen drei Finalspielen gegen den Meister der Weststaffel, SG Babelsberg, agierte der 20-Jährige als Linksaußen. Beim Entscheidungsspiel am 24. April 1949 in Eberswalde brachte er sein Team in der 18. Spielminute mit 1:0 in Führung. Landesmeister von Brandenburg wurde jedoch Babelsberg, mit einem 2:1 Sieg. Als Vizemeister nahm Marga an der zum zweiten Mal ausgetragenen Ostzonenmeisterschaft teil. Im Viertelfinale war, nach einer 0:4 Niederlage gegen Eintracht Stendal, Endstation. Der Auswahltrainer der Ostzone, Helmut Schön, berief Horst Franke zum Test-Spiel am 6. Juni 1949 in Leipzig gegen Sachsen. Das war ein großer Vertrauensbeweis für das 20-jährige Talent aus Brieske, der es als „Ehre empfand, unter Leitung von Helmut Schön trainieren und spielen zu dürfen“. Mit dem Gewinn des Landespokals von Brandenburg, namentlich durch einen 4:0 Erfolg gegen SG Babelsberg, wurde die erfolgreiche Runde gekrönt. Die materielle und finanzielle Unterstützung, die der Mannschaft, nach deren Umbenennung in BSG Franz-Mehring Marga, von dem gleichnamigen Betrieb zu teil wurde, trug sicherlich nicht unwesentlich zur Verbesserung der gesamten Mannschaft bei.

DDR-Oberliga, 1949/50 bis 1961/62

Horst Franke vor der Saison 1952/53

Bei der im Jahre 1949/50 erstmalig ausgetragenen Meisterschaft der Zonenliga erreichte Franz-Mehring Marga den sechsten Tabellenplatz. An der Seite von Spielertrainer Hermann Fischer und Routinier Erich Lehmann bestritt Horst Franke 26 Spiele. Er erzielte hierbei drei Tore. In den Heimspielen wurde eine positive Punktebilanz von 20:6 erreicht. Der zugehörige Zuschauerschnitt von 5.310 überschritt bei Weitem die Einwohnerzahl des 3.500-Seelenortes Brieske-Ost. Im August und September 1949 absolvierte Horst Franke zwei Spiele in der Landesauswahl Brandenburg, im April 1950 folgte das dritte Spiel. Silvester 1949 stand Horst Franke in der DDR-Auswahl beim Spiel gegen SG Dresden-Friedrichstadt. Die Auswahl war bei der 0:2 Niederlage in technischer Hinsicht deutlich dem Vereinsteam von Helmut Schön unterlegen. Im zweiten Oberligajahr verbesserte sich das im August 1950 in BSG Aktivist Brieske-Ost umbenannte Team weiter. Punktgleich - mit jeweils 43:25 Zählern - standen Motor Zwickau, Brieske und VP Dresden auf den Plätzen drei bis fünf der Abschlusstabelle 1950/51. Die Bilanz von „Hotta“ nahm sich mit 34 Spielen und 15 Toren sehr gut aus. Er galt neben Heinz Satrapa als der beste Linksaußen in der DDR-Oberliga. Zu seinen Vorzügen zählte, neben seinem schnellen Antritt mit und ohne Ball, seine linksfüßige Schusskraft. Bei Brieske war eine geschlossene Mannschaftsleistung die Grundlage für die erreichten Erfolge. Franke selbst bezeichnete das Zusammengroßwerden, das Von-Jugend-an-zusammenspielen, als den Schlüssel des Erfolges und des Zusammenhaltes in dem Dorfverein. Im November 1950 und Mai 1951 wurde er repräsentativ in der Brandenburg-Auswahl eingesetzt. Horst Franke wurde durch seine überzeugenden Auftritte in das Allstarteam der Runden 1951 und 1952 auf Linksaußen bzw. Halblinks fixiert. Mit 18 Toren erreichte Horst Franke in der Runde 1951/52 seinen persönlichen Rekord in der Oberliga. Ab der Runde 1952/53 wuchs er in die Spielmacherrolle auf Halblinks hinein und wurde auch öfters als offensiver linker Außenläufer eingesetzt. Dadurch trat Horst Franke nicht mehr als exponierter Torschütze für Brieske in Erscheinung. Beim Zuschauerdurchschnitt von 6.685 kam das Team aus dem Kohlenpott der Niederlausitz auf doppelt soviel Zuschauer wie Einwohner. In den Runden 1952/53 und 1953/54 wurde Horst Franke im Allstarteam für die Reserve vorgesehen. Als in der Saison 1953/54 mit Heinz Lemanczyk ein exzellenter Techniker und trickreicher Stürmer in die Mannschaft drängte, hatte Horst Franke einen Spielpartner gefunden mit dem er glänzend harmonierte. Im Oktober 1954 wurde die Ligamannschaft zum SC Aktivist Brieske-Senftenberg umbenannt und kam am Rundenende 1954/55 auf den sechsten Rang. Im DDR-Cup gelangte Horst Franke mit seinen Mitspielern nach einem 9:0 Erfolg im Viertelfinale gegen SC Fortschritt Weißenfels in das Semifinale gegen den SC Wismut Karl-Marx-Stadt. Horst Franke steuerte hierzu drei Tore bei. Der spätere Pokalsieger aus Aue gewann mit 4:2 Toren. Das Jahr 1956 brachte die Umstellung der Spielzeit zum Kalenderjahr und die Anwendung des Subtraktionsverfahrens beim Torverhältnis. In Brieske feierte Horst Franke nach 25 Einsätzen mit fünf Toren die sensationelle Vizemeisterschaft mit seinen Mannschaftskameraden. „Hotta“ wurde nochmals als Ersatzläufer für das Allstarteam nominiert. Am 4. November trennten sich die Meisterschaftskonkurrenten Brieske-Senftenberg und SC Wismut Aue vor der Rekordkulisse von 32.000 Zuschauern in der heimischen Glückauf-Kampfbahn mit einem 0:0 Unentschieden. Der Grubenort Brieske, der 3 km vor den Toren Senftenbergs lag, brachte es bei 3.500 Einwohnern auf durchschnittlich 9.000 Zuschauer in diesem Erfolgsjahr. Da das Braunkohlenrevier zu dieser Zeit über keine normalen Verkehrsbedingungen verfügte, setzte an den Spieltagen stets ein gewaltiger Fahrradstrom aus den umliegenden Ortschaften ein. Das letzte Rundenspiel wurde von Brieske mit 1:0 Toren gegen SC Einheit Dresden gewonnen. Durch die gleichzeitige 0:1 Niederlage von SC Lokomotive Leipzig in Aue wurde für die Mannschaft des routinierten Technikers Horst Franke die Vizemeisterschaft ermöglicht. Mit 33 Jahren absolvierte er in seiner letzten Runde 1961/62 in der Oberliga für Brieske nochmals 29 Spiele und steuerte sechs Tore bei. 1963 wurde der SC Aktivist Brieske-Senftenberg in die Bezirkshauptstadt Cottbus verlegt und stieg aus der Oberliga ab. Ein Großteil der älteren Spieler befand diesen Schritt nicht für richtig ging deshalb auch nicht nach Cottbus mit. Horst Franke, der als schneller Flitzer am linken Flügel mit Abschlussqualität begonnen und sich zum vorzüglichen Halbstürmer und Offensiv-Außenläufer weiterentwickelt hatte, beendete 1963 seine langjährige aktive Laufbahn. Nicht zuletzt durch sein spielerisches Vermögen wurden die „Briesker Knappen“ zu einem Markenzeichen, die ein echtes Fußballwunder vollbrachten. Außer Brieske gelang keinem Dorfverein das Kunststück sich über ein Jahrzehnt in der Oberliga zu behaupten.

Fußballnationalmannschaft der DDR, 1953 bis 1956

Das erste offizielle Länderspiel der DDR-Auswahl fand am 21. September 1952 in Warschau gegen Polen statt. Unter der Leitung von Trainer Helmut Schön wurden aber bereits 1949 und 1950 Trainingsspiele der Auswahl ausgetragen. Darunter auch das Spiel am 31. Dezember 1949 in Dresden gegen die dortige SG Friedrichstadt-Dresden. Hierbei war Helmut Schön noch selbst als Halbstürmer beim 2:0 Sieg seiner Vereinsmannschaft aktiv. Der 20-jährige Horst Franke spielte auf Linksaußen in der DDR-Auswahl. Ohne ihren Trainer Helmut Schön weilte Ende August 1949 die DDR-Auswahl bei den Weltfestspielen in Budapest. Auch hier war Horst Franke dabei. Ein sportlich besonderes Erlebnis war, trotz der 0:5 Niederlage, das Spiel am 18. Mai 1952 in Budapest gegen das Puskas-Team. Wiederum stürmte der Mann aus Brieske auf dem linken Flügel. Seinen offiziell ersten Einsatz in der Ländermannschaft hatte Horst Franke am 14. Juni 1953 in Dresden beim 0:0 gegen Bulgarien. Vor 55.000 Zuschauer im Heinz-Steyer-Stadion wurde er in der 46. Minute für Rudolf Krause von Vorwärts KVP Berlin auf Halblinks eingewechselt. Es war das erste Spiel unter der Leitung des ungarischen Trainers Janos Gyarmati. Am 9. Juli 1953 stürmte Horst Franke in der DDR-Auswahl am linken Flügel beim 2:2 Unentschieden gegen den Bezirk Leipzig. Beim einzigen A-Länderspiel der Saison 1953/54, am 8. Mai 1954 in Berlin gegen Rumänien, stand er von Beginn an auf der linken Außenläuferposition. In der 46. Minute löste ihn Hans Schöne von BSG Rotation Babelsberg ab. Das Spiel wurde mit 0:1 Toren verloren. Am 18. September berief ihn Trainer Oswald Pfau in die B-Länderelf beim Spiel in Magdeburg gegen Rumänien. Er lenkte auf Halblinks das Spiel und die DDR gewann mit 3:0 Toren. In der 27. Minute hatte er das 2:0 erzielt. Seinen internationalen Abschied fand Horst Franke in seinem zweiten B-Länderspiel am 22. April 1956 in Karl-Marx-Stadt gegen die Tschechoslowakei. Trainer Richard Hofmann vertraute im Aufbauspiel auf die zwei Halbstürmer des SC Aktivist Brieske-Senftenberg, auf Heinz Lemanczyk und Horst Franke. Die Begegnung wurde mit 0:1 Toren verloren.

Vereinstreue

„Wir sind Maganer, haben hier das Fußballspielen gelernt und hier hören wir auch auf“. Diesem, seinem eigenen Grundsatz treu bleibend, wechselte Horst Franke nie seinen Verein. Er lehnte Angebote von VP Dresden, Turbine Erfurt und dem FC St. Pauli ab.

Beruflich

Horst Franke im Jahre 1979

Nach der Clubbildung 1954 zum SC Aktivist, bot sich den Spielern die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung, namentlich die Gelegenheit zum Meisterstudium an der Bergbau-Ingenieur-Schule in Senftenberg. Später war Horst Franke im Braunkohlewerk Senftenberg im Büro des Neuererwesens tätig. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1990, ist es Horst Franke endlich möglich, seine Zeit dem eigenen Garten zu widmen.

Sportliches nach der Spielerkarriere

Zwei Jahre war Horst Franke Trainer bei Motor Ruhland, ein Jahr bei Aktivist Knapperode. Mit seinen alten Kameraden spielte Horst Franke noch über viele Jahre in der AH-Liga des Bezirkes Cottbus.

Quellen

  • KICKER, Fußball-Almanach 1992, Copress Verlag, München, 1991, ISBN 3-7679-0340-7
  • Fußball-Lexikon, Copresss Verlag, München, 1991, ISBN 3-7679-0330-X
  • Das große Lexikon des DDR-Fußballs, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2004, ISBN 3-89602-536-8
  • Fußball im Nordosten, MDprint Magdeburg, 2005, ISBN 3-9808508-3-8
  • Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga, AGON, 1996, ISBN 3-928562-85-1
  • LIBERO, Nr. D 8, 1993 und Nr. D 15, 1998, IFFHS


Sie wollen hier in mehr als 20.000 Artikeln Ihre Werbung sehen? Schreiben Sie uns einfach an.