Potrait der Frankfurter Rundschau

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Zähes Abnabeln


Marco Rummenigge will nicht mit Vater Michael und schon gar nicht mit Onkel Karl-Heinz verglichen werden / Von Waldhof in die Fußball-Bundesliga

Von Thorsten Eisenhofer Wie es denn sei,mit diesem berühmten Namen Fußball zu spielen? Marco Rummenigge hat diese Frage erwartet. Sie liegt ja auch nahe. Es sei für ihn sogar ungewöhnlich, wenn er nicht danach gefragt werde. Marco Rummenigge ist der Sohn von Michael Rummenigge – 309-maliger Bundesliga- Spieler für Bayern München und Borussia Dortmund und der Neffe von Karl-Heinz Rummenigge, dem Europameister, Vize- Weltmeister und zweimaligen Europapokal- Sieger der Landesmeister mit Bayern München. Der Onkel ist mittlerweile Vorstandsvorsitzender des FCB. „Ich bin damit aufgewachsen, auf dem Fußballplatz als Sohn von Michael und Neffe von Karl- Heinz wahrgenommen zu werden“, antwortet Marco Rummenigge. In der Regionalliga Süd bei Waldhof Mannheim ist er jetzt gelandet. Als Vorbild sieht er keinen von beiden an. „Ich spiele viel defensiver als sie“, erklärt der Mittelfeldakteur. Bis zur letzten Saison schnürte er für Borussia Dortmund die Fußballstiefel. Erst durchlief er dort alle Jugendmannschaften, spielte zuletzt für die Amateure des Vereins, für den sein Vater fünf Spielzeiten die Knochen hinhielt. Hier ist der Name Michael Rummenigge noch immer gegenwärtig. „Ich wurde oft nur als Sohn von ihm wahrgenommen“, blickt der 20-Jährige zurück, der sich nie durch seinen Vater zum Fußball gedrängt fühlte. „Am liebsten wäre es mir, die Leute würden mich als Marco Rummenigge sehen.“ Er spricht es nicht direkt aus, lässt jedoch durchblicken, dass er froh ist, der Jugendzeit entwachsen zu sein: „Da haben sich die Gegner immer auf mich fokussiert.“ In Mannheim stehe nun nicht sein Name, sondern seine Leistung im Mittelpunkt: „Ich will keine Sonderstellung haben, sondern mich dem Team unterordnen.“ Marco Rummenigge möchte den Verwandten nacheifern und den Sprung in die Bundesliga schaffen: „Mein Vater traut mir dies zu. Ich selbst glaube, dass ich es schaffen kann“, sagt der Junior. Traumverein? Natürlich die Bayern oder Dortmund. Bereits im Sommer schien der Schritt in die Beletage möglich: Eintracht Frankfurt hatte angeklopft. Rummenigge absolvierte im März ein Probetraining in Frankfurt und ein Freundschaftsspiel für die Hessen. Eintracht- Trainer Friedhelm Funkel meinte damals: „Er hat nicht enttäuscht, aber auch nicht überzeugt.“ Ein möglicher Wechsel zerschlug sich später jedoch: Funkel habe ihm mitgeteilt, berichtet Rummenigge, dass der Schritt für ihn zu den Profis (noch) zu groß sei: „Bei den Amateuren wollte ich nicht spielen. Ich sah keine Perspektive in Frankfurt.“ Waldhof habe ihm im Sommer bessere Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Dem Traum Profifußball schien Rummenigge als Jugendlicher unaufhaltsam entgegenzustreben. Er spielte in allen Jugend- Nationalmannschaften bis zur U19, galt als Kapitän der U17-Junioren von Borussia Dortmund als hoffnungsvolles Talent, als zukünftiger Bundesliga-Spieler. Doch dann bremste ihn 2005 eine Verletzung, die jeder Fußballer fürchtet: Kreuzbandriss. Dann erwischte es ihn auch noch an der Schulter. Erst anderthalb Jahre später war er wieder einsatzbereit. „Ich konnte mit der Situation nicht umgehen, schließlich ist das ein großer Rückschlag für einen jungen Fußballer auf dem Weg in den Senioren-Bereich“, sagt Rummenigge. 18 Monate, die ihm gezeigt haben, dass Fußball zwar seinen Alltag dominiert, aber nicht alles ist: „Ich habe gemerkt, dass eine sportliche Laufbahn sehr schnell zu Ende gehen kann.“ Daher ist Rummenigge, der von seinen Mitspielern wie sein Onkel früher „Kalle“ gerufen wird, bemüht sich mit einem Fernstudium im Bereich Sportmarketing ein zweites Standbein zu schaffen. Der verpassten Chance, Profifußballer zu sein, trauert er jedoch nicht nach: „Ich bin nicht der Typ der sagt, ohne den langen Ausfall würde ich jetzt für Dortmund in der Bundesliga spielen. Das wäre zu naiv gedacht.“

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 29.10.08



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