Paul Breitner

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Paul Breitner (* 5. September 1951 in Kolbermoor) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler. Er war von 1971 bis 1975 und von 1981 bis 1982 Nationalspieler.

Karriere

Breitner spielte von 1970 bis 1974 für den FC Bayern München in der 1. Bundesliga. Nach der Fußballweltmeisterschaft 1974 wechselte er zu Real Madrid. 1977 kehrte er in die Bundesliga zurück, spielte eine Saison für Eintracht Braunschweig und ab 1978 wieder für den FC Bayern München. 1983 trat er endgültig zurück. Er spielte auf den Positionen eines offensiven Verteidigers (frühe 70er Jahre) und Mittelfeldspielers (spätere Zeit).

Seine größten sportlichen Erfolge waren der Gewinn der Europameisterschaft 1972 und der Weltmeisterschaft 1974 sowie die Vizeweltmeisterschaft 1982. Außerdem siegte er mit Bayern München einmal im Europapokal der Landesmeister, zweimal im DFB-Pokal (1971 und 1982), und wurde fünfmal deutscher Meister sowie (mit Real Madrid) zweimal spanischer Meister. Insgesamt erzielte er in seinen 285 Bundesligaspielen 93 Tore.

Gemeinsam mit seinem Münchener Vereinskollegen Uli Hoeneß machte Breitner eine ebenso schnelle wie steile Nationalmannschaftskarriere. Beide wurden nach ihrem Senkrechtstart in der Presse als Himmelsstürmer oder Zauberlehrlinge bejubelt. Nach der erfolgreich absolvierten Europameisterschaft 1972 bescheinigte Nationalmannschaftskollege Berti Vogts, der seinerzeit als einer der weltbesten Außenverteidiger galt (beim Turnier jedoch wegen Verletzung gefehlt hatte), seinem 20jährigen Kollegen: „Der Paul ist heute schon besser als ich“. Bei der WM 1974 im eigenen Land erzielte Breitner in den Spielen gegen Chile und Jugoslawien das 1:0 jeweils per Distanzschuss. Zudem war er ein erfolgreicher Elfmeterschütze: Im WM-Endspiel gegen die Niederlande verwandelte er einen Elfmeter zum 1:1-Ausgleich, der die Wende zugunsten der deutschen Mannschaft brachte.

Im Vorfeld der WM hatte er sich während des Prämienstreits mit Bundestrainer Helmut Schön überworfen; nach dem Titelgewinn trat er dann auch bald aus der Nationalmannschaft zurück. Die Leistungen der Nationalmannschaft bei der WM 1978 in Argentinien kritisierte er heftig, u. a. in Kolumnen in der Bild. Breitner pflegte besonders in den frühen 70er-Jahren das Image des Rebellen. Mit einer Frisur im wilden Afro-Look, der demonstrativ zum Training mitgenommenen Mao-Bibel und seinem Dauerstreit mit Schön und vielen Funktionären des DFB machte er in der Presse Schlagzeilen. Den Co-Trainer Jupp Derwall, der 1978 Schöns Nachfolger als Bundestrainer wurde, titulierte er öffentlich als „Linkmichel“. Trotzdem wurde Breitner von Derwall 1981 in die Nationalmannschaft zurückgeholt. Nach dem missglückten Auftritt bei der Mini-WM im Januar 1981 in Uruguay, bei der es zu erheblichen disziplinären Problemen kam, wollte Derwall Breitner als „starken Mann“ und Führungspartner. Damals bildete Breitner als Mittelfeldregisseur mit dem Stürmer Karl-Heinz Rummenigge ein sehr erfolgreiches Duo beim FC Bayern. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien wurde die Vorbereitung im Trainingslager am Schluchsee vom Großteil der Mannschaft extrem lax angegangen und aus diesem Grund wurde in den Medien in späteren Jahren aus Schluchsee nur noch „Schlucksee“. Dies sollte sich im Turnier rächen; die deutsche Mannschaft und auch Breitner enttäuschten eher. Auch am Nichtangriffspakt von Gijón, bei dem Deutschland und Österreich das Spiel weitgehend einstellten, da das Weiterkommen gesichert war, war Breitner maßgeblich beteiligt. Im Turnierverlauf steigerte er sich jedoch und im legendären Halbfinale gegen Frankreich traf er souverän im Elfmeterschießen. Im Endspiel gegen Italien erzielte er den einzigen deutschen Treffer. Breitner ist damit der einzige deutsche Spieler, der in mehr als einem WM-Endspiel ein Tor erzielte. Weltweit ist dies bis dato außerdem nur den beiden Brasilianern Pelé und Vava und dem Franzosen Zinédine Zidane gelungen.

Breitner trat auch als Schauspieler in dem Western Potato-Fritz (1976) und als Kolumnist für die Bild-Zeitung auf. Das Bayerische Fernsehen produzierte 1978 eine 6-teilige Sendereihe mit ihm, „Paul Breitners Fußballmagazin“, in der er mit seinem Team Eintracht Braunschweig und Jugendspielern technische Grundlagen des Spiels und Einblicke in den Alltag eines Fußballprofis präsentierte. Auch publizierte Breitner das anekdotenhafte Buch „Kopfball“. Sein Markenzeichen, den Vollbart, rasierte er sich vor der Weltmeisterschaft 1982 im Rahmen einer Werbekampagne für ein Rasierwasser ab.

Nachdem Berti Vogts 1998 als Bundestrainer endgültig aufgeben musste, war Breitner für kurze Zeit von DFB-Präsident Egidius Braun als Vogts’ Nachfolger für die Funktion des Teamchefs der deutschen Nationalmannschaft vorgesehen. Doch nahm DFB-Präsident Egidius Braun etwa 17 Stunden nach einer offenbar schon erzielten Übereinkunft wieder Abstand von dieser Möglichkeit, weil – so Braun – Breitner kein Stillschweigen über ein von ihm in dieser Angelegenheit als vertraulich empfundenes Telefongespräch gewahrt und Dritten davon berichtet hatte. Breitner hingegen wollte die eigentliche Ursache für den nebulösen Vorgang darin sehen, dass Braun zwischenzeitlich von kritischen Äußerungen erfahren habe, die er vormals über den DFB und den DFB-Präsidenten selbst ausgesprochen hätte.

Während der Fußballweltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea bildete Breitner zusammen mit Oliver Welke das Moderatoren-Duo für die entsprechende Berichterstattung im privaten TV-Sender Sat.1, deren Qualität häufig bemängelt wurde.

Seit Frühjahr 2007 ist Breitner Berater und Scout des FC Bayern München. In der Öffentlichkeit wurde dies teilweise mit Erstaunen wahrgenommen, da sich das Verhältnis von Bayern-Manager Uli Hoeneß und Breitner, die während ihrer Zeit als Aktive noch enge Freunde waren, zwischenzeitlich ziemlich abgekühlt hatte. Nach Breitners Engagement als Berater wird dies allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung als ausgestanden betrachtet; man schließt nun auf ein wieder gutes Verhältnis.

Paul Breitner ist Gründungsmitglied der Kindersportstiftung des Abgeordneten Jörn Thießen.

Zitate

  • „Das Publikum hat überhaupt nicht kapiert, um was es hier für uns ging, nämlich um das Weiterkommen. Wir haben hier eine WM.“ (Nach dem Vorrundenspiel gegen Österreich bei der WM 1982 in Spanien, bekannt als Nichtangriffspakt von Gijón).
  • „Elfmeterschießen üben, des is a Schmarrn. Des kannst net üben.“
  • „Da kam dann das Elfmeterschießen. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief’s ganz flüssig.“[1]
  • „Ich habe nur immer meine Finger in Wunden gelegt, die sonst unter den Tisch gekehrt worden wären.“[1]
  • „Sie sollen nicht glauben, dass sie Brasilianer sind, nur weil sie aus Brasilien kommen.“[1]

Einzelnachweise

Weblinks


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