Deutscher Meister (Fußball) 1921/22
Das Ergebnis der fünfzehnten Deutschen Fußballmeisterschaft ist bis heute umstritten. In den meisten Quellen wird kein Deutscher Meister für dieses Jahr ausgewiesen, einige wenige führen den Hamburger SV als Titelträger an. Offiziell hatte der DFB seinerzeit beschlossen, die Meisterschaft 1922 "in Fortfall kommen" zu lassen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Im Finale zwischen dem Titelverteidiger 1. FC Nürnberg und dem Hamburger SV war keine sportliche Entscheidung gefallen.
Das erste Finalduell der beiden wurde nach drei Stunden und neun Minuten (189 Minuten) Spielzeit wegen der einbrechenden Dunkelheit beim Stande von 2:2 abgebrochen.
Das Wiederholungsspiel, sieben Wochen später, sah nach regulärer Spielzeit immer noch keinen Sieger; es stand 1:1. Allerdings hatte der 1. FC Nürnberg zu diesem Zeitpunkt nur noch neun Spieler auf dem Platz; ein Platzverweis und ein verletzungsbedingter Ausfall waren dafür verantwortlich. Als in der Verlängerung der zweite Feldverweis für einen Nürnberger folgte und dann noch der FCN-Spieler Luitpold Popp als verletzt und spielunfähig gemeldet wurde, was die Mannschaft auf nunmehr sieben Spieler reduzierte, pfiff Schiedsrichter Peco Bauwens das Spiel zur zweiten Halbzeit der Verlängerung nicht mehr an. Wie sich später herausstellte, war das eine Fehlentscheidung des Unparteiischen. Laut Regelwerk musste ein Spiel zwar abgebrochen werden, wenn eine Mannschaft weniger als acht Spieler auf das Spielfeld bringen konnte, jedoch hätte der Abbruch nicht während der Pause erfolgen dürfen[2], da diese gemäß Regel 5 nicht zum Spiel gehörte.
Der Deutsche Fußball-Bund erklärte auf seiner Jahrestagung im November noch mehrheitlich den HSV zum Deutschen Meister. Doch dieser verzichtete anschließend auf diesen Titel, wobei der Verein allerdings später behauptete, der DFB habe ihn zum Verzicht genötigt. Die tatsächlichen Hintergründe sind bis heute nicht bekannt.
Dabei konnten beide Finalisten nur aufgrund des Titelverteidiger-Bonus an dieser Meisterschaft teilnehmen. Der 1. FC Nürnberg war sportlich im Finale um die Südbayerische Meisterschaft am Lokalrivalen SpVgg Fürth gescheitert, kam aber dann doch als amtierender Deutscher Meister zur Endrunde, und der Hamburger SV hatte in der Kreisliga Elbe nur Rang drei belegt und war damit ebenfalls sportlich gescheitert, durfte aber als amtierender Norddeutscher Meister an der Regionalendrunde teilnehmen und verteidigte dort dann erfolgreich seinen Titel.
Die Fußballsaison 1921/22 sah zudem eine Flut von Skandalen und Protesten. Das Procedere in Nordostdeutschland hatte bereits Tradition. Wieder nahm mit dem FC Titania Stettin eine Mannschaft an der Meisterschaftsendrunde teil, die zum Zeitpunkt des Endrundenbeginns als Nordostdeutscher Meister galt, doch am Ende ging der Regionaltitel am grünen Tisch wieder an den VfB Königsberg. Und auch der südostdeutsche Vertreter war am Ende nicht der Südostdeutsche Meister. Drei Teams waren am Ende der regionalen Meisterschaftsendrunde punktgleich. Aus Zeitgründen beraumte der Regionalverband ein vorgezogenes außerordentliches Qualifikationsspiel zwischen FC Viktoria Forst und den Vereinigten Breslauer Sportfreunden an, das die Forster mit 6:1 gewannen. In der dann Wochen später ausgetragenen eigentlichen Entscheidungsrunde um die südostdeutsche Meisterschaft (drittes Team war der ATV 1896 Liegnitz) setzten sich schließlich die Breslauer durch und wurden Regionalmeister. Die Meisterschaftsentscheidung zog sich auch deshalb in die Länge, weil sie von zahlreichen Protesten und Gegenprotesten begleitet war. Und auch in Westdeutschland gab es in diesem Jahr einen Meister am grünen Tisch. Der Kölner BC 01 und die TG Arminia Bielefeld hatten die Regionalmeisterschaftsendrunde punktgleich auf Platz 1 beendet. Das erforderliche Entscheidungsspiel hatten die Kölner mit 2:1 gewonnen. Doch der Essener TB hatte gegen die Wertung seines Endrundenspieles gegen den KBC (2:2) Protest eingelegt und wurde hierin „uneigennützigerweise“ von Arminia Bielefeld unterstützt. Der WSV gab dem Protest nach und setzte das Spiel neu an. Der KBC weigerte sich anzutreten und wurde daraufhin vom Regionalverband zum Verlierer erklärt. Damit hatten die Kölner in der Endabrechnung einen Punkt weniger als die Arminen, das Entscheidungsspiel war damit ungültig und die Ostwestfalen wurden Westdeutscher Meister.
Auch der Arbeitersport ermittelte 1922 wieder seinen Deutschen Fußballmeister. Der VfL Leipzig-Stötteritz konnte dabei seinen Titel erfolgreich verteidigen. Die Deutsche Jugendkraft spielte dagegen in diesem Jahr keinen Fußballmeister aus.
Teilnehmer an der Endrunde
Verein | Qualifiziert als |
FC Titania Stettin | Vertreter des Baltischen Rasensport-Verbandes |
FC Viktoria Forst | Vertreter des Südostdeutschen Fußballverbandes |
SV Norden-Nordwest | Meister des Verbandes Brandenburger Ballspielvereine |
SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau | Meister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine |
Hamburger SV | Meister des Norddeutschen Fußballverbandes |
TG Arminia Bielefeld | Meister des Westdeutschen Spielverbandes |
FC Wacker München | Meister des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine |
1. FC Nürnberg | Titelverteidiger |
Viertelfinale
Datum | Spielpaarung | Ergebnis | Stadion | ||
21. Mai 1922 | SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau | – | 1. FC Nürnberg | 0:3 (0:0) | Halle (Saale), Platz des VfL 96 |
21. Mai 1922 | SV Norden-Nordwest 98 Berlin | – | FC Viktoria Forst | 1:0 (0:0) | Berlin, Platz des BFC Viktoria |
21. Mai 1922 | Hamburger SV | – | FC Titania Stettin | 5:0 (3:0) | Hamburg, Sportplatz Hoheluft |
21. Mai 1922 | FC Wacker München | – | TG Arminia Bielefeld | 5:0 (3:0) | Karlsruhe, Platz des KfV |
Halbfinale
Datum | Spielpaarung | Ergebnis | Stadion | ||
4. Juni 1922 | 1. FC Nürnberg | – | SV Norden-Nordwest 98 Berlin | 1:0 (1:0) | Fürth, Ronhof |
4. Juni 1922 | Hamburger SV | – | FC Wacker München | 4:0 (2:0) | Frankfurt am Main, Riederwaldstadion |
Finale
Datum | Spielpaarung | Ergebnis | Stadion | ||
18. Juni 1922 | Hamburger SV | – | 1. FC Nürnberg | 2:2 n.V. (1:2, 2:2) | Berlin, Grunewaldstadion |
6. August 1922 | Hamburger SV | – | 1. FC Nürnberg | 1:1 n.V. (0:0, 1:1) | Leipzig, VfB-Stadion |
Der zum Meister erklärte Hamburger SV verzichtete (angeblich auf Drängen des DFB) auf den Titel.
Torschützenkönig
Spieler | Verein | Tore | |
---|---|---|---|
1. | Hans Semmler | FC Wacker München | 3 (in einem Spiel) |
2. | Karl Schneider | Hamburger SV | 3 (in drei Spielen) |
3. | Ludwig Breuel | Hamburger SV | 3 (in vier Spielen) |
Otto Harder | Hamburger SV | 3 (in vier Spielen) | |
Luitpold Popp | 1. FC Nürnberg | 3 (in vier Spielen) | |
Heinrich Träg | 1. FC Nürnberg | 3 (in vier Spielen) |
Einzelverweise
Weblinks
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