Fußball-Weltmeisterschaft 1938

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FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1938
Coupe du Monde
Anzahl Nationen 15 (von 36 Bewerbern)
Weltmeister Italien 1861Italien Italien (2. Titel)
Austragungsort Vorlage:FRA-1871
Eröffnungsspiel 4. Juni 1938 (Paris)
Endspiel 19. Juni 1938 (Colombes)
Spiele 18
Tore 84  (Ø: 4.67 pro Spiel)
Zuschauer 375.700  (Ø: 20.872 pro Spiel)
Torschützenkönig Brasilien 1889Brasilien Leônidas da Silva (7)
Platzverweise (Ø: 0.22 pro Spiel)

Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1938 (französisch Coupe du Monde) war die dritte Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften und fand vom 4. bis zum 19. Juni 1938 in Frankreich statt.

Bei der vorigen WM in Italien hatten die Nationalmannschaften von Deutschland und Österreich den dritten und vierten Platz belegt. Mitte März 1938, weniger als drei Monate vor Turnierbeginn, erfolgte der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, das dann auch als „Großdeutschland“ bezeichnet wurde. Infolgedessen nahmen Österreicher nicht mit der qualifizierten eigenen Mannschaft an der WM teil, sondern auf Anordnung der NSDAP-Parteiführung – und gegen den Willen des Reichstrainers Sepp Herberger[1] – nur als Teil einer paritätisch neu gebildeten großdeutschen Mannschaft. Diese Elf ging als einer der Favoriten in das Turnier, aber die Spieler aus den zuvor getrennten Ländern waren noch nicht aufeinander abgestimmt. Nach einer frühen 1:0-Führung gegen die Schweiz trennte man sich in Paris 1:1 nach Verlängerung. Fünf Tage später im Wiederholungsspiel führte Großdeutschland 2:0, verlor aber 2:4.

Die Schweiz schied in der nächsten Runde aus, wie die anderen Mannschaften, die ein Wiederholungsspiel absolvieren mussten. Seither wurden bei Fußball-Weltmeisterschaften keine Wiederholungsspiele mehr durchgeführt.[2] Der ebenfalls als Favorit gehandelte Gastgeber Frankreich schied im Viertelfinale aus, mit dem Trost, nur dem alten und neuen Weltmeister unterlegen gewesen zu sein, denn Italien verteidigte seinen WM-Titel erfolgreich.

Vergabe

Die Wahl des Austragungsortes traf die FIFA am 13. August 1936 auf ihrem Kongress in Berlin. Frankreich setzte sich mit 19:4 Stimmen gegen Mitbewerber Argentinien durch. Der dritte Bewerber Deutschland, der zudem für 1942 kandidierte, blieb bei dieser Abstimmung ohne Stimme.[3]

Spielorte

Die Spiele der Weltmeisterschaft wurden in zehn Stadien in zehn verschiedenen französischen Städten ausgetragen. Der Spielort Lyon war für das ausgefallene Spiel Schweden gegen Österreich vorgesehen.

Stadt Stadionname Kapazität* Spiele
Antibes Stade du Fort Carré 22.850 1
Bordeaux Stade du Parc Lescure
(auch: Stade Municipal)
26.650 3
Colombes Stade Olympique de Colombes „Yves-du-Manoir“ 59.900 3
Le Havre Stade de la Cavée Verte 28.650 1
Lille Stade Victor Boucquey 23.000 1
Lyon Stade Gerland   0
Marseille Stade Vélodrome 35.900 2
Paris Parc des Princes 35.700 3
Reims Stade Vélodrome Municipal 20.000 1
Straßburg Stade de la Meinau 31.600 1
Toulouse Stadium Municipal
(auch: Stade „Chapou“)
20.000 2

* Stand zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft im Juni 1938

Qualifikation

Teilnehmer

Von den 36 gemeldeten Mannschaften konnten sich 16 für die Endrunde der WM 1938 qualifizieren.

13 aus Europa BelgienBelgien Belgien Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich Vorlage:FRA-1871 Italien 1861Italien Italien
NiederlandeNiederlande Niederlande NorwegenNorwegen Norwegen OsterreichÖsterreich Österreich 1 Vorlage:POL-1928
Rumänien KonigreichRumänien Rumänien SchwedenSchweden Schweden SchweizSchweiz Schweiz Vorlage:CSK-1920
Ungarn 1918Ungarn Ungarn
1 aus Südamerika Brasilien 1889Brasilien Brasilien
1 aus Nord-, Mittelamerika und der Karibik KubaKuba Kuba
1 aus Asien Niederländisch-IndienNiederländisch-Indien Niederländisch-Indien
1 Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich startete bei der WM 1938 in Frankreich eine großdeutsche Mannschaft. Der Platz von Österreich wurde den Engländern angeboten, die aber ablehnten.[4] So blieb der Platz unbesetzt. Dadurch reduzierte sich die Teilnehmerzahl der WM-Endrunde auf 15.
Weltkarte der Teilnehmer mit deren Platzierungen


Modus

Wie ihr Vorgänger wurde die WM 1938 im K.-o.-System ausgetragen. Im Falle eines Unentschiedens wurde das Spiel um 30 Minuten verlängert, stand auch nach 120 Minuten kein Sieger fest, so wurde ein Wiederholungsspiel angesetzt.

Erneut wurden bei der Auslosung am 5. Mai 1938 die Mannschaften wie auch 1934 für das Achtelfinale in gesetzte und nicht gesetzte Mannschaften eingeteilt. Den gesetzten wurden dabei die nicht gesetzten Mannschaften als Gegner zugelost.

Gesetzte Teams Nicht gesetzte Teams
Brasilien 1889Brasilien Brasilien OsterreichÖsterreich Österreich BelgienBelgien Belgien Rumänien KonigreichRumänien Rumänien
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutschland KubaKuba Kuba NiederlandeNiederlande Niederlande SchwedenSchweden Schweden
Vorlage:FRA-1871 Vorlage:CSK-1920 NorwegenNorwegen Norwegen SchweizSchweiz Schweiz
Italien 1861Italien Italien Ungarn 1940Ungarn Ungarn Vorlage:POL-1928 Niederländisch-IndienNiederländisch-Indien Niederländisch-Indien

Für Informationen zu den einzelnen Gruppen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.

Finalrunde

Spielplan

Vorlage:Turnierplan16-Platz3-ohne-mitDatum1 Sieg nach Verlängerung
2 Sieg nach Wiederholungsspiel

Achtelfinale

4. Juni 1938, 17:00 Uhr in Paris
SchweizSchweiz Schweiz Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich 1:1 n. V. (1:1, 1:1)
5. Juni 1938, 17:00 Uhr in Reims
Ungarn 1918Ungarn Ungarn Niederländisch-IndienNiederländisch-Indien Niederl.-Indien 6:0 (4:0)
5. Juni 1938, 17:00 Uhr in Toulouse
KubaKuba Kuba Rumänien KonigreichRumänien Rumänien 3:3 n. V. (2:2, 1:1)
5. Juni 1938, 17:00 Uhr in Colombes (bei Paris)
Vorlage:FRA-1871 BelgienBelgien Belgien 3:1 (2:1)
5. Juni 1938, 17:00 Uhr in Marseille
Italien 1861Italien Italien NorwegenNorwegen Norwegen 2:1 n. V. (1:1, 1:0)
5. Juni 1938, 17:30 Uhr in Straßburg
Brasilien 1889Brasilien Brasilien Vorlage:POL-1928 6:5 n. V. (4:4, 3:1)
5. Juni 1938, 18:30 Uhr in Le Havre
Vorlage:CSK-1920 NiederlandeNiederlande Niederlande 3:0 n. V.
5. Juni 1938 in Lyon
SchwedenSchweden Schweden OsterreichÖsterreich Österreich kampflos

Wiederholungsspiele:

9. Juni 1938, 18:00 Uhr in Paris
SchweizSchweiz Schweiz Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich 4:2 (1:2)
9. Juni 1938, 18:00 Uhr in Toulouse
KubaKuba Kuba Rumänien KonigreichRumänien Rumänien 2:1 (0:1)

Viertelfinale

12. Juni 1938, 17:00 Uhr in Antibes
SchwedenSchweden Schweden KubaKuba Kuba 8:0 (4:0)
12. Juni 1938, 17:00 Uhr in Lille
Ungarn 1918Ungarn Ungarn SchweizSchweiz Schweiz 2:0 (1:0)
12. Juni 1938, 17:00 Uhr in Colombes (bei Paris)
Italien 1861Italien Italien Vorlage:FRA-1871 3:1 (1:1)
12. Juni 1938, 17:00 Uhr in Bordeaux
Brasilien 1889Brasilien Brasilien Vorlage:CSK-1920 1:1 n. V. (1:1, 1:0)

Wiederholungsspiel:

14. Juni 1938, 18:00 Uhr in Bordeaux
Brasilien 1889Brasilien Brasilien Vorlage:CSK-1920 2:1 (0:1)

Halbfinale

16. Juni 1938, 18:00 Uhr in Marseille
Italien 1861Italien Italien Brasilien 1889Brasilien Brasilien 2:1 (2:0)
16. Juni 1938, 18:00 Uhr in Paris
Ungarn 1918Ungarn Ungarn SchwedenSchweden Schweden 5:1 (3:1)

Spiel um Platz 3

19. Juni 1938, 17:00 Uhr in Bordeaux
Brasilien 1889Brasilien Brasilien SchwedenSchweden Schweden 4:2 (1:2)

Endspiel

Italien Ungarn Aufstellung
ItalienItalien

Sonntag, 19. Juni 1938, 17:00 Uhr in Colombes (Stade de Colombes)
Ergebnis: 4:2 (3:1)
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Georges Capdeville (Vorlage:FRA-1871)
Spielbericht
UngarnUngarn

Aufstellung Italien gegen Ungarn
Aldo OlivieriAlfredo Foni, Pietro RavaPietro Serantoni, Miguel Andreolo, Ugo LocatelliAmedeo Biavati, Giuseppe Meazza (C)Kapitän der Mannschaft, Silvio Piola, Giovanni Ferrari, Gino Colaussi

Cheftrainer: Vittorio Pozzo
Antal SzabóGyula Polgár, Sándor BíróAntal Szalay, György Szűcs, Gyula LázárFerenc Sas, Jenő Vincze, György Sárosi (C)Kapitän der Mannschaft, Gyula Zsengellér, Pál Titkos

Cheftrainer: Alfréd Schaffer
Scored 1:0 Colaussi (6.)

Scored 2:1 Piola (16.)
Scored 3:1 Colaussi (35.)

Scored 4:2 Piola (82.)

Scored 1:1 Titkos (8.)


Scored 3:2 Sárosi (70.)

Weltmeistermannschaft

(in Klammern sind die Spiele und Tore angegeben)

Italien
Italien 1861Italien

Torschützenliste

Rang Spieler Tore
1 BrasilianerBrasilianer Leônidas da Silva 1 7
2 UngarUngar Gyula Zsengellér 2 6
3 ItalienerItaliener Silvio Piola 5
UngarUngar György Sárosi 5
5 ItalienerItaliener Gino Colaussi 4
Vorlage:POL-1928 3 4
7 SchweizerSchweizer André Abegglen 3
SchwedeSchwede Harry Andersson 3
SchwedeSchwede Arne Nyberg 3
BrasilianerBrasilianer José Perácio 3
BrasilianerBrasilianer Romeu Pellicciari 3
SchwedeSchwede Gustav Wetterström 3
13 RumäneRumäne Ștefan Dobay 2
Vorlage:CSK-1920 2
Vorlage:FRA-1871 2
KubanerKubaner Héctor Socorro 2
UngarUngar Pál Titkos 2
18 BelgierBelgier Henri Isemborghs 1
BrasilianerBrasilianer Roberto 1
KubanerKubaner Tomás Fernández 1
KubanerKubaner Carlos Maquina Oliveira 1
Rang Spieler Tore
18 KubanerKubaner Juan Tuñas 1
Vorlage:CSK-1920 1
Vorlage:CSK-1920 1
Vorlage:CSK-1920 1
Vorlage:FRA-1871 1
Vorlage:FRA-1871 1
DeutscherDeutscher Josef Gauchel 1
DeutscherDeutscher Wilhelm Hahnemann 1
UngarUngar Vilmos Kohut 1
UngarUngar Géza Toldi 1
ItalienerItaliener Pietro Ferraris 1
ItalienerItaliener Giuseppe Meazza 1
NorwegerNorweger Arne Brustad 1
Vorlage:POL-1928 1
RumäneRumäne Iuliu Baratky 1
RumäneRumäne Nicolae Kovacs 1
SchweizerSchweizer Alfred Bickel 1
SchweizerSchweizer Eugène Walaschek 1
SchwedeSchwede Sven Jonasson 1
SchwedeSchwede Tore Keller 1
SchweizerSchweizer Ernest Lörtscher ET
Leônidas da Silva
1 Leônidas, der im Spiel gegen Polen ein Tor barfuß erzielte, wird, bzw. wurde, in zahlreichen Listen mit 8 Treffern aufgeführt. 2006 verbuchte die FIFA jedoch den zweiten Treffer Brasiliens im Wiederholungsspiel gegen die Tschechoslowakei, der ursprünglich Leônidas zugeschrieben wurde, für Roberto.
2 Einige Quellen werten den ersten Treffer zum 1:1 von Zsengellér im Spiel Ungarn gegen Schweden als Eigentor des Schweden Sven Jacobsson.
3 Ernst Willimowski erzielte bei der Erstrunden-Niederlage gegen Brasilien vier Treffer. Der Oberschlesier, der in späteren Jahren auch für die Deutsche Nationalmannschaft antrat, wurde damit der erste Spieler, dem dies bei einer Weltmeisterschaft gelang.

Torschützenkönig des gesamten Wettbewerbs wurde der Ungar Gyula Zsengellér mit 10 Toren.

Eingesetzte Schiedsrichter

In den 18 Spielen wurden insgesamt 25 Unparteiische aus nur 9 ausnahmslos europäischen Verbänden eingesetzt, 13 Schiedsrichter und 12 zusätzliche Linienrichter. Dabei stellte der gastgebende französische Verband allein 3 Schiedsrichter und 10 Linienrichter. Der Belgier Baert, die weiteren Schiedsrichter Barlassini, Beranek, Birlem, Eklind, Langenus sowie der diesmal als Linienrichter eingesetzte van Moorsel waren auch bei der vorhergehenden WM in Italien schon tätig. Mit drei Platzverweisen im ersten Spiel zwischen Brasilien und der Tschechoslowakei war der Ungar von Hertzka lange Zeit alleiniger Rekordhalter.

Name Verband Anzahl der
Spiele als
Platz-
verweise
SR LR
style="text-align:left" BelgienBelgien Belgien 1 1 0
style="text-align:left" Italien 1861Italien Italien 1 0 0
style="text-align:left" Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich 1 2 0
style="text-align:left" Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich 1 1 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 2 1 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 1 0 0
style="text-align:left" SchwedenSchweden Schweden 2 1 0
style="text-align:left" Ungarn 1918Ungarn Ungarn 1 0 3
style="text-align:left" Vorlage:CSK-1920 1 2 0
style="text-align:left" BelgienBelgien Belgien 2 0 1
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 2 0 0
style="text-align:left" Italien 1861Italien Italien 1 2 0
style="text-align:left" SchweizSchweiz Schweiz 2 2 0
Linienrichter
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 2 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 2 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 4 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 1 0
style="text-align:left" NiederlandeNiederlande Niederlande 0 3 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 2 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 1 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 2 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 2 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 1 0
style="text-align:left" Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich 0 2 0
style="text-align:left" Vorlage:FRA-1871 0 2 0
Gesamt: 18 36 4

Öffentliche Wahrnehmung und finanzielle Bilanz

Angesichts der zunehmenden politischen Spannungen, die ein Jahr später in den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mündeten – vom Bürgerkrieg im benachbarten Spanien über „Anschluss“ und Sudetenkrise bis zum Pazifikkrieg in Ostasien –,[5] war in Frankreich im Vorfeld des Turniers nicht unbedingt mit einem großen Zuschauerzuspruch gerechnet worden, zumal der Fußball dort seinerzeit bei weitem nicht die populärste Sportart war. Hinzu kam, dass Spiele dort grundsätzlich nur sonntags stattfanden, während sieben der 18 WM-Begegnungen an anderen Wochentagen angesetzt wurden.[6] Zudem führte die Absicht der Organisatoren, bei den Spielorten möglichst viele Regionen zu berücksichtigen, um das ganze Frankreich zu präsentieren, dazu, dass mit Toulouse und Bordeaux zwei eher rugby- als „fußballaffine“ Städte ausgewählt wurden.[7] Und schließlich gab es einige Duelle, die auf dem Papier alles andere als attraktiv klangen. Tatsächlich bezahlten bei den drei Auftritten der Kubaner gegen Rumänien und Schweden jeweils weniger als 7.600 Besucher Eintritt; auch Ungarn gegen Niederländisch-Indien und Tschechoslowakei gegen die Niederlande erlebten nur jeweils rund 10.000 Zuschauer im Stadion mit. Hingegen sahen knapp 58.500 Besucher Frankreichs Niederlage gegen Italien, und über 45.000 wohnten dem Finale bei.[8]

Dennoch blieb am Ende der WM ein stattlicher Betrag bei den Veranstaltern übrig, denn vier Millionen Francs auf der Ausgabenseite standen in der abschließenden Bilanz fast sechs Millionen Francs an Einnahmen gegenüber. Somit ergab sich ein Gewinn von fast zwei Millionen Francs, ein Wert, der rechnerisch etwa fünf Millionen neuen Francs (2001) beziehungsweise 800.000 Euro (2002) entspricht.[9] Dabei sind allerdings die Ausgaben der französischen Gebietskörperschaften (Gesamtstaat, Regionen, Départements und Gemeinden) insbesondere für Infrastrukturmaßnahmen und den Stadionneu- (Marseille und Bordeaux) beziehungsweise -ausbau (vor allem Colombes) nicht auf der Kostenseite berücksichtigt worden.

Im Vergleich zu den Weltmeisterschaftsendrunden ab dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts waren Werbung und Vermarktung 1938 außerordentlich bescheiden. Der französische Fußballverband bot neben dem offiziellen Programmheft[10] ein künstlerisch gestaltetes, eigenes WM-Logo und gemeinsam mit der FIFA eine von dem Zeichner Joe Bridge entworfene Postkarte als Souvenir zum Verkauf an. Die französische Post gab zudem eine 1,75-Francs-Briefmarke heraus und das staatliche Eisenbahnunternehmen SNCF hängte Plakate mit den Spielterminen in seinen Bahnhöfen aus.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Hardy Grüne: Fußball-WM-Enzyklopädie 1930–2006. AGON-Sportverlag, Kassel 2004, ISBN 3-89784-261-0
  • Victor Sinet: Coupe du monde 1938. La coupe du monde oubliée. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2002, ISBN 978-2-84253-729-6

Weblinks

 Commons: Fußball-Weltmeisterschaft 1938 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herbergers Vorgänger Otto Nerz, noch bis Mai 1938 als „Chef der Nationalmannschaft“ ihm vorgesetzt, war unmittelbar vor dem Turnier zurückgetreten, vgl. Fußball-Woche vom 31. Mai 1938, S. 12 f.
  2. Noch bis 1958 gab es aber nach der Gruppenphase Entscheidungsspiele bei Punktgleichheit.
  3. Host announcement decision.
  4. http://de.fifa.com/mm/document/fifafacts/mencompwc/51/97/68/fs-201_10d_finaldraw-history.pdf
  5. Victor Sinet, Coupe du monde 1938, 2002, S. 13
  6. Victor Sinet, Coupe du monde 1938, 2002, S. 73/74
  7. Victor Sinet, Coupe du monde 1938, 2002, S. 63 f.
  8. Victor Sinet, Coupe du monde 1938, 2002, S. 83–138, gibt bei den einzelnen Spielberichten nicht nur die offizielle Zuschauerzahl, sondern auch die jeweilige Einnahme aus dem Kartenverkauf an.
  9. Victor Sinet, Coupe du monde 1938, 2002, S. 12
  10. Fédération Française de Football Association: Revue de la Coupe du Monde de Football 1938. Paris 1938
  11. Victor Sinet, Coupe du monde 1938, 2002, S. 69–72

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