Wiener Sportclub
Der Wiener Sport-Club (kurz: WSC) ist einer der ältesten Sportvereine Österreichs. Der Verein ging aus dem am 24. Februar 1883 gegründeten Wiener Cyclistenclub hervor. Die vom WSC bekannteste Fußballabteilung selbst besteht seit der Fusion mit der Wiener Sportvereinigung im Jahr 1907 und gehört damit auch zu den ältesten Fußballvereinen Österreichs.
Inhaltsverzeichnis
Gründungsgeschichte
Der Wiener Sport-Club ging aus dem Wiener Cyclisten Club hervor, der am 24. Februar 1883 gegründet wurde und vorerst nur aus den Radfahrern bestand. Das Klubhaus in der Rötzergasse 6 wurde aus eigenen Mittel errichtet und am 1. Dezember 1895 eröffnet. Im Laufe der folgenden Jahre weitete der Verein seine Aktivitäten auf zahlreiche andere Sportarten aus. So entstand im Mai 1886 im Club eine Fechterriege, die 1890 zu einer eigenen Sektion wurde. Die im gleichen Jahr gegründete Turn-Sektion machte den Club endgültig zu einem Allround-Sportverein. Über eine Fußballabteilung verfügte der Club jedoch zu dieser Zeit noch immer nicht.
Die Fußballsektion fand durch die Vereinigung mit der Wiener Sportvereinigung am 25. Februar 1907 in den Verein Eingang. Seitdem führt der Verein auch den bis heute bekannten Namen Wiener Sport-Club. Der Fußballverein selbst ging aus den Fußballklubs Vorwärts und deutsche Jungmannschaft Währing hervor, die sich 1902 zusammenschlossen und aus finanziellen Gründen 1904 der Wiener Sportvereinigung beitraten, die bis dahin nur die Saalsportarten Ringen und Stemmen betrieb, aber im Gegensatz zur Fußballabteilung vermögend war.
Allround-Sportverein
Der Wiener Sport-Club war seit je ein Allround-Sportverein. Dies zeigt sich vor allem an den vielen Sektionen, die der Sportclub besonders vor dem Zweiten Weltkrieg hatte. So gab es neben Fußball, Rad und Fechten unter anderem Sektionen für Handball, Eishockey, Tennis, Boxen, Leichtathletik und Wintersport. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden jedoch einige Sektionen nicht wieder aufgenommen. Bemerkenswert war, dass die Sportler oft in mehreren Sportarten gleichzeitig für den Verein antraten. So bestand die vor dem Ersten Weltkrieg in Wien dominierende Eishockey-Mannschaft beispielsweise hauptsächlich aus Fußballern des WSC. Diese aus Allroundsportlern bestehende Mannschaft gewann 1912 die erste österreichische Eishockey-Meisterschaft, stellte jedoch 1921 ihren Betrieb ein.
Die Radsektion ist die älteste Sektion des Sport-Clubs. Zwischen 1926 und dem Zweiten Weltkrieg hatte die Radsportsektion ihre Glanzzeit. Fahrer wie August Schaffer, Pelz, Fabianek und der unvergessene Franz "Ferry" Dusika fuhren auf nationaler und auch internationaler Ebene, auf der Straße wie auf der Bahn, Sieg um Sieg ein. Allein im Jahre 1932 holten die Mitglieder des Wiener Sport-Club nicht weniger als 170 Preise, davon 72 als Sieger. Nach dem Krieg 1945 konnte die Radsektion jedoch nicht mehr fortgeführt werden. Erst im Sommer 2001 wurde die Sektion wieder reaktiviert.
Die bis heute bestehende Fechtsektion des WSC wurde 1886 gegründet und ist die erfolgreichste Sektion des Sport-Clubs. Die Fechter des WSC sind österreichische Säbel-Rekordmeister und brachten unter anderem den Fecht-Weltmeister Roland Losert hervor. Aktuell ist der Säbelfechter Lukas Galli, Jahrgang 1991, das sportliche Aushängeschild der WSC Fechtsektion. Er ist mit dem österreichischen Säbel-Nationalteam seit September 2013 Teil des offiziellen ÖOC-Olympiakaders für Rio 2016.
Die Basketballsektion des Vereins gewann 1951 zum einzigen Mal in der Klubgeschichte den österreichischen Basketball-Meistertitel.
Heute verfügt der WSC im Gegensatz zu früheren Zeiten über wenige Sektionen. Es besteht neben der Fecht- und Radsektion auch eine Sektion Squash, eine Sektion Wasserball sowie eine Sektion Schwimmen. Die 1946 gegründete Tischtennissektion tritt zwar unter dem Vereinsnamen (TTC WSC) an, ist aber mittlerweile ein eigenständiger Verein.
Fußballsektion
Die Fußballsektion ist die bekannteste und populärste, wenn auch nur die zweiterfolgreichste Sektion des Wiener Sport-Clubs. Sie besteht seit 1904 in Form der Wiener Sportvereinigung und seit 1907 durch die Fusion mit dem Wiener Cylisten Club in Form des Wiener Sport-Clubs. Mit dem Einzug der Fußballsektion in den WSC veränderte sich der Verein nach und nach, da die Fußballabteilung den Verein immer mehr dominierte und zum Teil andere weniger erfolgreiche Sektionen zurück- oder gar verdrängte.
Wiener Sportvereinigung
Die Entstehungswurzeln der Fußballabteilung des Sport-Clubs gehen auf den 1898 gegründeten Hernalser Fußball- und Athletik-Club Vorwärts zurück, der 1902 mit der Deutschen Jungmannschaft Währing zum Deutschen Sportverein fusionierte. Die ersten größeren Spiele waren die Teilnahme am Tagblatt-Pokal in den Jahren 1901/02 und 1902/03, den man jedoch jeweils als Tabellenletzter abschloss. Da die Mannschaft zwar tüchtig war, aber kaum Geld hatte, schlossen sich die Fußballerspieler 1904 der Wiener Sportvereinigung, die zwar nur Hallensportarten ausübten, aber vermögend waren, an. Ein halbes Jahr später gelang es dem Klub, den heutigen Dornbacher Sportplatz vom Salzburger Stift St. Peter zu mieten. Das erste Spiel fand am 16. Oktober 1904 statt und endete mit einem 7:3 der Wiener Sportvereinigung gegen Ödenburg. Schon im darauffolgenden Jahr feierte die Mannschaft ihren größten Triumph, den Gewinn des Challenge-Cup mit einem 2:1-Sieg gegen Magyar AC Budapest am 9. April 1905. Im Jahr 1906 gewann die Wiener Sportvereinigung das große Rapid-Turnier auf dem Rudolfsheimer Sportplatz im Finale gegen die Vienna mit 2:1. Der siegreiche Verein erhielt einen silbernen Pokal und jeder Spieler eine goldene Uhrkette. Die Wiener Sportvereinigung spielte mit: Donhardt, Krojer, Fekete, Beran, Wilczek, Mastalka, Schmieger, Merz, Gindl, Aspek, Ebrock.
Im selben Jahr bahnten sich auch zwischen den Wiener Cylisten Club und der Wiener Sportvereinigung engere sportliche Zusammenarbeit an, die schlussendlich am 25. Februar 1907 in einem Zusammenschluss mündete. Seither spielte die Fußballmannschaft unter dem heute bekannten Namen Wiener Sport-Club.
Die ersten Jahre des WSC
1909 schaffte der Wiener Sport-Club den Finaleinzug im Challenge-Cup, unterlag jedoch auf der Hohen Warte Ferencvárosi TC aus Budapest 1:2. Im folgenden Jahr schaffte man abermals den Finanleinzug unterlag jedoch dem Budapesti Torna Club 1:2. Die Austragung des Challenge-Cup im Jahre 1910 ist jedoch umstritten. Am 24. September 1911 konnte der WSC endlich mit dem 3:0-Finalsieg über Ferencvárosi Budapest zum zweiten Mal den Challenge-Cup für sich entscheiden. Auf dem Weg ins Endspiel hatte der Sport-Club den FAC mit 7:3, Rapid mit 3:1 und den DFV Troppau gar mit 14:0 ausgeschaltet. Der Challenge-Cup wurde in der Folge nicht wieder ausgetragen, der Sport-Club ist sein letzter Gewinner und infolgedessen bis heute in Besitz dieses besonderen Pokals.
Die erste Meisterschaft 1911/1912 beendete der Wiener Sport-Club mit einem Punkt Rückstand auf den überraschenden Sieger Rapid auf dem zweiten Platz, als Vizemeister. In den darauffolgenden Jahren behaupteten sich die Dornbacher mit den Rängen drei und vier im Spitzenfeld.
Der Beginn des Ersten Weltkrieges riss tiefe Wunden in die Mannschaft des Wiener Sport-Clubs. Bereits in den ersten Kriegstagen musste praktisch die gesamte Erste Mannschaft zum Militär einrücken. 1915 hatten bei der Musterung der 18-jährigen wieder sechs Spieler der neuformierten Elf zu erscheinen, sodass halbwüchsige Buben in die Kampfmannschaft aufrücken mussten. Sie bildeten den Kern der späteren Meistermannschaft 1922. Besonders tragisch war der Verlust Karl Braunsteiners, der 1916 in russischer Kriegsgefangenschaft starb. Er war ein Jahrhundert-Talent und spielte auf allen Positionen gleich hervorragend. Gleich nach dem Krieg 1919 gelang dem WSC der Finaleinzug im ersten österreichischem Cup, wo man jedoch Rapid mit 0:3 unterlag. 1921 unterlag der WSC abermals im Finale, diesmal mit 1:2 dem Wiener Amateur SV.
Bis zur Vizemeisterschaft 1937/38 belegte der Sport-Club bestenfalls Plätze im Mittelfeld. 1937 und 1938 gelang zudem wieder einmal der Einzug ins Cup-Final, die aber mit 0:2, beziehungsweise 0:1 gegen die Vienna und Schwarz-Rot Wien, einer kurzfristigen Abspaltung vom Wiener AC, verloren gingen.
Die goldenen 1950er-Jahre und der erfolgreiche Auftritt im Europacup
Nach der Saison 1951/52 war der Sport-Club nur Zwölfter im Feld von 14 Mannschaften und wurde damit erstmals zweitklassig, konnte sich aber mit einem ersten Platz in der Staatsliga B den umgehenden Wiederaufstieg sichern. Bereits 1955 machte der Verein durch die Vizemeisterschaft wieder auf sich aufmerksam.
Damit begann die erfolgreichste Ära nach dem Zweiten Weltkrieg. Zwischen dem 17. Juni 1957 und dem 12. September 1959 erreichten die Dornbacher unter Trainer Hans Pesser in 55 Meisterschaftsspielen 43 Siege und elf Remis und krönten sich mit lediglich einer einzigen Niederlage zum österreichischen Fußballmeister der Saisonen 1957/58 und 1958/59. Stützen dieser erfolgreichen Mannschaft waren damals Tormann Rudolf Szanwald, Leopold Barschandt, Josef „Pepi“ Hamerl und Erich Hof.
Am 1. Oktober 1958 schrieb der Wiener Sport-Club dann sogar österreichische Fußballgeschichte. In der ersten Runde des Europacups der Landesmeister deklassierten die Wiener die hoch favorisierte Mannschaft von Juventus Turin nach einer 1:3 Niederlage in Turin im Rückspiel im Wiener Praterstadion mit 7:0 und warfen die italienischen Stars damit überraschend aus dem Bewerb. Josef Hamerl erzielt in diesem Spiel vier Tore und erlangte dadurch kurzzeitig fußballerischen Weltruhm. Dieses Ergebnis stellt bis heute den höchsten Sieg einer österreichischen Mannschaft gegen einen europäischen Spitzenverein sowie die höchste Niederlage eines italienischen Klubs im Rahmen des Europacups dar. Im Viertelfinale schied der Sport-Club nach einem 0:0-Achtungserfolg im Heimspiel und einer 1:7-Niederlage im Rückspiel gegen Real Madrid aus. Im Jahr darauf erreichte der Verein erneut das Viertelfinale, schied dort aber knapp nach 1:2 auswärts und einem 1:1 in Wien gegen den späteren Finalisten Eintracht Frankfurt aus.
1960 wurde der Verein österreichischer Vizemeister hinter Rekordmeister Rapid Wien. Durch den Abgang zahlreicher wichtiger Spieler wurde die Mannschaft in den folgenden Jahren komplett umgebaut, wodurch die Schwarz-Weißen nicht mehr mit der österreichischen Spitze mithalten konnten. Erst Ende der 1960er-Jahre spielten sie wieder um den Meistertitel mit, mussten sich aber 1969 und 1970 zweimal mit dem Vizemeistertitel hinter Austria Wien begnügen. 1969 erreichte der Verein erstmals seit 1938 wieder das Finale im ÖFB-Cup, unterlag aber in einem spannendem Endspiel knapp mit 1:2 gegen Rapid.
Niedergang ab den 1970er Jahren
1972 gelang noch einmal das Vordringen ins Cup-Finale wo nach einem 2:1 Erfolg im Hinspiel das Rückspiel gegen Rapid aber nach Verlängerung mit 1:3 verloren ging.
Nach der Saison 1973/74 wurde Nationalliga mit ihren 17 Vereinen von der nur noch aus zehn Vereinen bestehende Bundesliga abgelöst. Wien wurden dabei zwei Plätze zugestanden, womit der Sport-Club zum zweiten Mal zweitklassig wurde. Der zweite Platz 1975 hinter dem Grazer AK reichte nicht zum Wiederaufstieg. Erst 1977 gelang die Rückkehr in die Erstklassigkeit und zudem die letzte Teilnahme an einem Cup-Finale, wo aber die seinerzeitige Spielgemeinschaft von Austria und Wiener AC eine zu große Hürde darstellte.
1977/78 konnte die Klasse knapp gehalten werden und 1979 wurde der Sport-Club noch einmal Vizemeister, der vorerst letzte Achtungserfolg der Vereinsgeschichte. August "Gustl" Starek war ein bekannter Spieler jener Mannschaft. Nach der Saison 1984/85 wurde die mittlerweile auf 16 Vereine angewachsene Bundesliga auf 12 Vereine reduziert und als Zwölfter wurde der Sport-Club durch einen Aufsteiger ersetzt. Durch den ersten Platz in der zweiten Liga gelang aber der umgehende Rückkehr in die Bundesliga. In den Folgejahren konnte die Klasse meist nur knapp gehalten werden. Wegen ihrer prominenten Bestückung verdient dabei die Mannschaft zwischen 1986 und 1988 besondere Aufmerksamkeit. Neben dem bereits 1984 von Rapid gekommenen Nationalspieler Christian Keglevits spielten auch die Altnationalspieler Felix Gasselich und „Goleador“ Hans Krankl beim Sport-Club. Krankl erzielte in seinen beiden Saisonen in Dornbach noch einmal beachtliche 40 Tore. Mit dem einstweiligen Abgang Gasselichs 1989 endete diese ambitionierte und entsprechend kostspielige Ära.
Durch zwei Konkurse stürzte der Wiener Sportclub in den 1990er-Jahren tief ab. In der Saison 1990/91 wurde der Verein in den für den Abstieg entscheidenden Mittleren Playoffs nur Letzter, stieg aber 1992 noch einmal auf und wurde Vierter in der Bundesliga. Nach 1993/94 war der Verein nur Zehnter und Letzter, womit der endgültige Abschied vom österreichischen Spitzenfußball erfolgte.
In der Saison 1994/95 bildete der Wiener SC eine Spielgemeinschaft mit dem SV Gerasdorf die einen Mittelplatz in der zweiten Liga erreichte. Nach der Auflösung der Spielgemeinschaft behielt Gerasdorf den Platz in der Liga und der Sport-Club wurde in der drittklassigen Ostliga platziert.
1999 erreichte der WSC in der viertklassigen Wiener Stadtliga einen Mittelplatz, stieg aber in der Saison darauf wieder in die dritte Liga auf. Im Jahr darauf gelang sogar, trotz einer 0:4 Niederlage in der Qualifikation gegen den FC Lustenau, der Aufstieg in die zweite Liga, da dem Innsbrucker FC Tirol aus wirtschaftlichen Gründen die Lizenz entzogen wurde. Als Letzter erfolgte aber sogleich der Wiederabstieg.
Die finanziellen Probleme des Vereins führten zur Abspaltung der Fußballsektion zum am 1. Juli 2001 gegründeten Wiener Sportklub. Der Sport-Club konnte aber als Allround-Verein gerettet werden. Der neue Sportklub spielt bis heute als eigenständiger Fußballverein in der drittklassigen Regionalliga Ost. Vielfach wird ein Zusammenschluss der beiden Vereine diskutiert.
Titel und Erfolge
International
- 2 × Challenge-Cup-Sieger: 1905 (als Wiener Sportvereinigung), 1911
- 1 × Challenge-Cup-Finalist: 1909
- 2 × Viertelfinale Europapokal der Landesmeister: 1959, 1960
- 1 × Intertoto-Cup-Sieger: 1981
- 1 × Dritter Platz Trofeo Ramón de Carranza: 1958
National
- 3 × Österreichischer Meister: 1922, 1958, 1959
- 7 × Österreichischer Vizemeister: 1912, 1938, 1955, 1960, 1969, 1970, 1979
- 1 × Österreichischer Cupsieger: 1923
- 7 × Österreichischer Cupfinalist: 1919, 1921, 1937, 1938, 1969, 1972, 1977
- 8 × Sieger des Wiener Stadthallenturniers: 1962, 1964, 1965, 1966, 1967, 1969, 1973, 1976
Torschützenkönige
- Franz Jelinek: 1942
- Walter Horak: 1958
- Erich Hof: 1959, 1963
- Wolfgang Gayer: 1965
- Günther Kaltenbrunner: 1970
Bekannte Spieler
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