Deutsche Fußballmeisterschaft 1945/46

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Die Deutsche Fußballmeisterschaft wurde 1945/46 noch nicht wieder neu ausgespielt, da Deutschland nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wieder neu aufgebaut werden musste. Trotzdem startete in den vier Besatzungszonen bereits der Spielbetrieb und es wurden zum Teil Zonenmeisterschaften ausgespielt.

Geschichte

Nach dem Ende des Weltkrieges begann auch für den Fußball in Deutschland die Stunde Null. Deutschland war nun in vier Besatzungszonen, eine amerikanische, eine britische, eine französische und eine sowjetische, aufgeteilt; dazu kam Berlin mit seinem Viermächtestatus. Diese politische Organisation Deutschlands bildete auch den Rahmen für den fußballsportlichen Neuanfang in Deutschland. Dabei verlief dieser in den einzelnen Besatzungszonen sehr unterschiedlich, je nachdem, welche Rolle die jeweiligen Besatzungsmächte dem Sport bzw. dem Fußball bei der „Umerziehung“ der Bevölkerung zudachten. Während Amerikaner und Franzosen dem Neuanfang eher positiv gegenüberstanden, sahen die Briten und insbesondere die Sowjets in den Fußballvereinen eher ein Hort alter Gesinnung. Dementsprechend unterschiedlich verlief der Neuanfang.

Alle Sportverbände und -vereine in Deutschland wurden im Mai 1945 durch einen Beschluss des Alliierten Kontrollrats verboten, Sportreiben war zunächst nur in kommunalen Sportgruppen erlaubt. Nach der Wiederzulassung von Vereinen war zunächst nur die Anmeldung neuer Vereine möglich, Traditionsvereine mussten meist viel Geduld aufbringen bis zur Wiederzulassung unter ihrem alten Namen. Viele Vereine spielten daher zunächst unter anderen Namen. Manche Vereine behielten diese Namensänderung bei, andere kehrten später zum alten Vereinsnamen zurück.

Amerikanische Zone

Besonders fortschrittlich war man in der amerikanischen Besatzungszone, wo man sogleich eine zonenweite Liga, die Oberliga Süd, ins Leben rief. Diese Liga war nicht nur vom Einzugsgebiet her die bisher größte Liga des deutschen Fußballs, sondern auch die Ligastärke von 16 Vereinen ging deutlich über das bis dahin in Deutschland übliche Maß von in der Regel 10 bis 12 Teams hinaus. Es kann schon fast als ein Wunder bezeichnet werden, dass die Liga angesichts der schwierigen Verhältnisse der unmittelbaren Nachkriegszeit ihr Spielprogramm vollständig über die Bühne bringen konnte. Der erste Meister dieser Liga und damit auch der erste Zonenmeister der amerikanischen Zone wurde der VfB Stuttgart knapp vor dem 1. FC Nürnberg. Da die Amerikaner den alliierten Kontrollratsbeschluss von 1945 nur halbherzig umsetzten, kam es hier sehr schnell zur Reaktivierung der Traditionsvereine.

Französische Zone

Auch in der französischen Zone wurde bereits in der ersten Nachkriegssaison eine Oberliga eingeführt, die allerdings entsprechend dem geographischen Zuschnitt der Zone in 2 Staffeln spielte, eine Staffel Nord für den Bereich Saarland/Rheinland-Pfalz und eine Staffel Süd für den Bereich Südbaden/Südwürttemberg-Hohenzollern. Allerdings lag die Ligenstärke mit sieben bis zehn Teams im Rahmen des bisher Üblichen; zudem spielte die Staffel Süd in 2 Gruppen und Württemberg-Hohenzollern war in dieser Saison sportlich noch nicht eingebunden. Der Zonenmeister wurde in zwei Finalspielen der beiden Staffelsieger ermittelt und hieß 1. FC Saarbrücken, der damit nahtlos an seine Erfolge in den letzten Kriegsjahren unter dem Namen FV Saarbrücken anknüpfen konnte.

Britische Zone

Ganz anders sah die Situation in der britischen Zone aus. Hier gestaltete sich die Neuorganisation des Fußballs erheblich schwieriger. Auch in Abhängigkeit von den Ansichten der jeweilig zuständige Kommandanten konnte sich hier ein Ligaspielbetrieb zumeist nur auf Lokal- oder seltener auf Bezirksebene etablieren. In Westdeutschland konnten nach einigen Schwierigkeiten immerhin mit der SG Düren 99 und Rot-Weiß Oberhausen Meister für die Bezirke Mittelrhein und Niederrhein gekürt werden und in Westfalen kam es sogar zur Einrichtung einer zweistaffeligen Bezirksliga, deren Staffelsieger FC Schalke 04 und SpVgg Erkenschwick jedoch kein Bezirksmeisterschaftsfinale austrugen. In Norddeutschland wurde in der Regel nur auf lokaler Ebene ermittelt. Stadtmeisterschaften gab es in Osnabrück, Bremen und Hamburg mit den Meistern TuS Haste, Werder Bremen und Hamburger SV, einen etwas größeren Einzugsbereich hatte die Oberliga Niedersachsen Süd, die mit 10 Vereinen spielte und den TSV Braunschweig (kurzzeitiger Name von Eintracht Braunschweig) als Meister sah. In Schleswig-Holstein gab es ebenfalls nur Meisterschaften in kleineren Bezirken. Im Bezirk Nord setzte sich dabei der ATSV Flensburg (1973 fusioniert zum heute am Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt beteiligten TSB Flensburg) durch, im Bezirk Süd der VfB Lübeck; im Bezirk Ost A wurde der Eckernförder SV (vor Holstein Kiel), im Bezirk Ost B FC Kilia Kiel als Meister ermittelt. Wie schwer der Umgang mit den Besatzungsbehörden war zeigt sich an dem Versuch der norddeutschen Vereine, eine Norddeutsche Meisterschaft auszutragen: Sie wurde von den Briten verboten und musste im Viertelfinale abgebrochen werden.

Sowjetische Zone

Zu keinem geregelten Spielbetrieb kam es in der sowjetischen Zone. Ein Ligaspielbetrieb wurde nicht erlaubt. Erst ab der Saison 1946/47 begann auch in der sowjetischen Zone der fußballerische Neuanfang. Hier wurde der Kontrollratsbeschluss besonders konsequent umgesetzt, weshalb viele historische Namen ganz verschwanden, nur einige wenige erfuhren nach 1989 eine Wiederbelebung.

Berlin

Etwas anders verlief die Situation in Berlin mit seinem Viermächtestatus. Es wurde eine Meisterschaft in 4 Staffeln mit je 9 Mannschaften gespielt, die 4 Staffelsieger spielten dann in einer Endrunde den Berliner Stadtmeister aus. Erster Nachkriegsmeister wurde die SG Wilmersdorf. In Berlin war für mehrere Jahre Sport nur in den kommunalen Sportgruppen möglich. Erst ab 1949 wurden Traditionsvereine sporadisch wieder zugelassen, diese Entwicklung blieb ab 1950 auf Westberlin beschränkt.

Meisterschaft in der Amerikanischen Besatzungszone

Abschlusstabelle der Oberliga Süd:

                              Sp.  g   u   v   Tore   Pkte.
 1. VfB Stuttgart              30  21  04  05   91:34  46:14
 2. 1. FC Nürnberg             30  20  06  05   86:44  45:15
 3. Stuttgarter Kickers        30  17  08  05   88:51  42:18
 4. SV Waldhof Mannheim        30  16  07  07   55:36  39:21
 5. TSV Schwaben Augsburg      30  16  07  07   68:45  39:21
 6. FC Bayern München          30  12  10  08   67:48  34:26
 7. 1. FC Schweinfurt 05       30  14  05  11   55:40  33:27
 8. BC Augsburg                30  09  10  11   49:64  28:32
 9. TSV 1860 München           30  10  07  13   52:44  27:33
10. FSV Frankfurt              30  08  10  12   44:62  26:34
11. Eintracht Frankfurt        30  09  07  14   71:75  25:35
12. Kickers Offenbach          30  10  04  16   60:72  24:36
13. SpVgg Fürth                30  08  06  16   46:69  22:38
14. VfR Mannheim               30  06  07  17   41:74  19:41
15. Phönix Karlsruhe           30  07  04  17   54:90  18:42
16. Karlsruher FV 91           30  03  07  20   33:112 13:47

Meister der Amerikanischen Zone 1946 : VfB Stuttgart
Absteiger                            : keine
Aufsteiger                           : 1. FC Bamberg, TSG Ulm 46, VfL Neckarau, Viktoria Aschaffenburg

Meisterschaft in der Französischen Besatzungszone

Abschlusstabelle der Oberliga Südwest, Staffel Nord

                               Sp.  g   u   v   Tore   Pkte.
 1. 1. FC Saarbrücken          18  15   1   2   67:16  31: 5
 2. 1. FC Kaiserslautern       18  14   2   2   85:24  30: 6
 3. VfB Neunkirchen            18  11   4   3   61:26  26:10
 4. Wormatia Worms             18   8   4   6   45:30  20:16
 5. VfR Frankenthal            18   8   3   7   45:53  20:16
 6. FK Pirmasens               18   6   1  11   34:44  13:23
 7. Phönix Ludwigshafen        18   3   6   9   27:51  12:24
 8. 1. FC Idar                 18   4   3  11   31:74  11:25
 9. Hassia Bingen              18   5   1  12   27:72  11:25
10. 1. FSV Mainz 05            18   2   3  13   20:58   7:29

Teilnehmer am Ligafinale      : 1. FC Saarbrücken

Vereinsumbennenungen: FV Saarbrücken        → 1. FC Saarbrücken
                      Borussia Neunkirchen  → VfB Neunkirchen
                      TSG 1861 Ludwigshafen → Phönix Ludwigshafen

Abschlusstabellen der Oberliga Südwest, Staffel Süd

Gruppe Südbaden Ost:

                               Sp.  g   u   v   Tore   Pkte.
 1. VfL Konstanz               14               60:15  22: 6
 2. ASV Villingen              14               60:15  21: 7
 3. FC Radolfzell              14               35:23  19: 9
 4. Eintracht Singen           14               37:29  17:11
 5. SV Donaueschingen          14               34:28  15:13
 6. SV Gottmadingen            14               13:44   7:21
 7. SpVgg Rielasingen          14               11:53   7:21
 8. VfR Engen                  14               13:46   4:24

Vereinsumbennenungen: FC Villingen 08       → ASV Villingen
                      FC Singen 04          → Eintracht Singen
                      1. FC Donaueschingen  → SV Donaueschingen
                      FC Gottmadingen       → SV Gottmadingen
                      FC Rielasingen        → SpVgg Rielasingen

VfL Konstanz ging aus der Fusion von FC 1900 Konstanz, VfR Konstanz und TV 61 Konstanz hervor

Gruppe Südbaden West:

                               Sp.  g   u   v   Tore   Pkte.
 1. Fortuna Rastatt            16               51:26  26: 6
 2. Fortuna Freiburg           16               72:15  26: 6
 3. VfL Freiburg               14               38:25  18:10
 4. Lahrer Sportfreunde        16               36:29  17:15
 5. Offenburger SV             16               33:31  14:18
 6. SV Emmendingen             15               26:37  12:18
 7. ASV Freiburg               16               33:67  12:20
 8. Stadt Baden-Baden          16               30:50   8:24
 9. Blau Weiß Freiburg         15               20:58   7:23
 die Meisterschaft wurde nach Feststehen des Gruppenmeisters abgebrochen

Entscheidungsspiel um den Gruppensieg:
xx.xx. 1946 Fortuna Rastatt             -  Fortuna Freiburg                  1:0

Vereinsumbennenungen: FC Rastatt 04         → Fortuna Rastatt
                      Freiburger FC         → Fortuna Freiburg
                      SC Freiburg           → VfL Freiburg
                      Offenburger FV        → Offenburger SV
                      FC Emmendingen        → SV Emmendingen
                      Kickers Freiburg      → Blau Weiß Freiburg

Stadt Baden-Baden war eine Stadtauswahl ohne Vereinsbasis
ASV Freiburg ging aus der Fusion von SpVgg Wiehre, Post Freiburg und ASV Freiburg hervor

Oberliga Südwest, Staffel Süd, Finale:

xx.xx. 1946 Fortuna Rastatt             -  VfL Konstanz                      5:0		

Teilnehmer am Ligafinale : Fortuna Rastatt

Oberliga Südwest, Finale

28. Juli 1946   1. FC Saarbrücken           -  Fortuna Rastatt                   5:0
11. August 1946 Fortuna Rastatt             -  1. FC Saarbrücken                 4:4

Meister der Französischen Zone 1946 : 1. FC Saarbrücken

Berliner Meisterschaft

Vorrunde

Staffel A
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Pkt
1. SG Wilmersdorf 16 13 3 - 67:08 +59 29
2. SG Tempelhof 16 11 - 05 37:39 02 22
3. SG Reinickendorf-West 16 09 2 05 54:33 +21 20
4. SG Kreuzberg-Ost 16 09 2 05 47:28 +19 20
5. SG Spandau-Altstadt 16 09 2 05 22:29 07 20
6. SG Schöneberg-Nord 16 06 3 07 30:25 +05 15
7. SG Hohenschönhausen 16 04 1 11 28:64 –36 09
8. SG Reinickendorf-Ost 16 03 - 13 30:78 –48 06
9. SG Friedrichsfelde 16 01 1 14 23:70 –47 03
Staffel B
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Pkt
1. SG Mariendorf 16 13 1 02 71:32 +39 27
2. SG Osloer Straße 16 10 2 04 49:23 +26 22
3. SG Südring 16 10 1 05 41:28 +13 21
4. SG Britz 16 09 2 05 54:40 +14 20
5. SG Schillerpark 16 06 2 08 27:38 –11 14
6. SG Niederschönhausen 16 05 2 09 35:40 05 12
7. SG Stralau 15 05 2 08 31:49 –18 12
8. SG Grünau 16 05 - 11 26:40 –14 10
9. SG Borsigwalde 15 02 - 13 11:55 –44 04
Staffel C
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Pkt
1. SG Staaken 16 13 1 02 55:23 +32 27
2. SG Charlottenburg 16 11 1 04 59:22 +37 23
3. SG Köpenick 16 10 1 05 54:30 +24 21
4. SG Prenzlauer Berg-Nord 16 08 - 08 32:39 07 16
5. SG Rixdorf 16 07 1 08 35:40 05 15
6. SG Tiergarten 16 04 4 08 36:33 +03 12
7. SG Gesundbrunnen 16 06 - 10 34:52 –18 12
8. SG Oberschöneweide 16 03 4 09 26:43 –17 10
9. SG Lichtenberg-Süd 16 03 2 11 25:74 –49 08
Staffel D
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Pkt
1. SG Prenzlauer Berg-West 16 12 2 2 63:34 +29 26
2. SG Stadtmitte 16 09 4 3 36:32 +04 22
3. SG Niederschöneweide 16 05 5 6 30:31 01 15
4. SG Lichtenberg-Nord 16 06 3 7 34:37 03 15
5. SG Adlershof 16 06 3 7 43:52 09 15
6. SG Nordbahn 16 07 - 9 42:42 ±00 14
7. SG Johannisthal 16 05 3 8 37:41 04 13
8. SG Neukölln 16 06 1 9 39:24 +15 13
9. SG Weißensee 16 04 3 9 24:55 –31 11

Finalrunde

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Pkt
1. SG Wilmersdorf 6 5 - 1 28:11 2,55 10
2. SG Prenzlauer Berg-West 6 3 1 2 17:03 5,67 07
3. SG Staaken 6 3 1 2 17:13 1,31 07
4. SG Mariendorf 6 - - 6 08:33 0,24 00
Legende
Teilnahme an der Finalrunde
Teilnahme an der Berliner Stadtliga 1946/47
Berliner Meister

Siehe auch



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