Spielbericht 11.Spieltag 38/39, Freiburger FC – SV Waldhof

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Freiburger FC 2:1 (1:1) SV Waldhof Mannheim
Old logo of Freiburger FC.png 11.Spieltag
Sonntag, 15. Januar 1939, Möslestadion

Endstand 2:1

Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Moos (Durlach)

Waldhof Mannheim
Startelf:

F.Seminati – Keller, Zeltner – Herb, Reich, Büchner – Koßmann, Beha, Scherer, Möller, Bauer – Trainer: Otto Stengel

Startelf:

DrayßSchneider, SiegelMayer, Heermann, MolendaEberhardt, Biehlmeier, Herbold, Erb, Günderoth – Trainer: Prof. Dr. Otto Neumann

Tor 1:0 Bauer (13.)
Tor 2:1 Koßmann (86.)

Tor 1:1 Heermann (34.)

Bericht:


Auch im Rückspiel 2:1 (1:1) / Freiburger FC bezwingt in einer bravourösen Gesamtleistung den technisch besseren SV Waldhof – Eckenverhältnis 5:3

Wie ein erster Vorfrühlingstag mutete der gestrige Sonntag mit seinem warmen Wetter an. Wenn auch nicht gerade die Sonne schien, so war das Wetter doch so warm und günstig, daß unser aller Wunsch in Erfüllung ging, dem großen Freiburger Fußballtreffen am Sonntag einen gut bespielbaren Platz zu bescheren. Freiburgs Fußballfreunde haben wieder einmal Glück gehabt, denn anderswo mußte wegen Unbespielbarkeit der Plätze ein großer Teil der Spiele abgesagt werden. Der große Kampf und das schöne Wetter hatte auch einige tausend Menschen herausgelockt nach dem FFC-Stadion, die als fußballbegeisterte Menge das große Rund füllten. Wir schätzen etwa 4.500 Besucher zu Beginn des Spieles.

2:1 heißt das Ergebnis. Das ist das gleiche, wie man es im Vorspiel in Mannheim erzielte und mit dem dann dann die Besinnung des Freiburger FC nach einer Schwächeperiode begann. Wenn wir in der Überschrift das gute technische Können der Mannheimer hervorheben, so ist dies für die Freiburger Elf durchaus seine geringere Wertung ihrer Leistungen, denn wer gegen eine derart gute Elf, wie sie die Waldhofmannschaft darstellt, gewinnt, kann keineswegs einen primitiven Fußball spielen, und durch doppelten Eifer mangelnde Spielkultur ersetzen; sie muß unbedingt auch ein gutes Können besitzen. So war es auch. Was den Gästen an Entschlußkraft fehlte, was man ihnen als Mangel an Ausnutzung der gegebenen Chancen bezeichnen darf, das zeigte die heimische Elf diesmal in erhöhtem Maße. Dazu kamen der kämpferische Einsatz und der unbedingte Wille, dem Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, darf die Leistung der Freiburger als großartig gelten.

Die Elf spielte wie aus einem Guß, schön flach, stets war man bemüht, das Spiel auseinanderzuziehen und die Flanken im rechten Augenblick einzusetzen. Allerdings war Roßmann diesmal nicht so gut „auf Draht“, sonst wären noch mehr Tore gefallen. Ein um so besseres Spiel lieferte dafür der kleine Bauer, der, wie immer, wieselflink am Ball und trotz der manchmal etwas reichlich robusten Abwehr Schneiders, nie ganz kaltzustellen war. Auf das Konto der beiden Außen kommen auch die Tore. Scherer war ein guter Sturmführer und seine Nebenleute spielten selbstlos wie noch nie. Die Läuferreihe leistete gute Aufbauarbeit, besonders Büchner und Reich traten unermüdlich in Erscheinung. Im Schlußdreieck glänzte Geminati mit einigen ganz großen Paraden. Was der Freiburger Hüter manchmal an Unsicherheit im Fangen zeigt, macht er durch seine blitzschnelle Reaktionsfähigkeit wieder wett. Keller und Zeltner erwiesen sich auch diesmal wieder als Zerstörer von Format, denen nicht so schnell ein Anriff „durch die Lappen geht“.

Auf der Gegenseite waren Herbold und Eberhardt im Sturm die beiden treibenden Kräfte. Die Fünferreihe der Gäste waren derer bester Mannschaftsteil und zeigte im ganzen eine ausgezeichnete Ballführung und geschickte Kombination. Die zwei wieselflinken Außen waren immer gefährlich. Nur am Tor wollte man unbedingt „ganz sichere Sachen“ herausspielen, und erlitt dabei Schiffbruch. Heermann, die Triebfeder des SV Waldhof, war auch diesmal der gefährliche Mann für die Freiburger. Alle Vorstöße der Elf bauten sich auf seinem geschickten Spiel auf. Seinem unermüdlichen Schatten ist es zu danken, daß die Waldhöfer immer wieder schnelle Durchbrüche machen konnten, die dann allerdings oft gefährlicher waren, als das Spiel des FC in des Gegners Hälfte. Die Verteidigung lag bei Schneider und Siegel in guten Händen. Schneider ging dabei manchmal über das übliche Maß der Abwehr hinaus. Drayß wie immer, sauber in seiner Abwehr. Die beiden Tore, die er passieren lassen mußte, waren unhaltbar. Schiedsrichter Motz, Durlach, fand mit seinen Entscheidungen nicht immer die Zustimmung der Kämpfenden und der Zuschauer, zumal in den Minuten, in denen beide Mannschaften zuletzt etwas härter spielten. Er übersah zuerst manches und pfiff später reichlich nervös. Wir möchten dabei aber trotzdem hervorheben, daß alle Reibereien, wie sie der Fußball als Kampfsport nun einmal mit sich bringt, niemals ausarteten.

Freiburg hatte Anstoß und spielte mit leichtem Rückenwind, verlor aber gleich den Ball und im Gegenzug kamen die Gäste erstmalig vors heimische Tor, wo geklärt wurde. Das Spiel war in den ersten 20 Minuten ungeheuer schnell. Auf beiden Seiten bemühte man sich, einen Torvorsprung zu erkämpfen. Die Hinterleute bekamen „alle Hände voll“ zu tun und hatten Mühe, das ungestüme Drängen der Stürmer abzuwehren. Trotzdem Waldhof in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft namentlich in technischer Hinsicht, stellte, konnten die Freiburger durch Bauer in Führung gehen. Scherer hatte den Ball bekommen, täuschte den gegnerischen Verteidiger geschickt, umspielte Schneider und gab den freistehenden Bauer, der genau in die rechte untere Ecke einschoß. Dieser Erfolg gab den FFC-lern mächtig Auftrieb. Die Verteidigung der Waldhöfer hatte schwer zu arbeiten, die „Sturm- und Drangperiode“ der FFC-ler zu bestehen. Einen zweiten Erfolg für die Freiburger verhinderte nur ein glücklicher Umstand, als Möller eine Bombe loslies, die nur um Zentimeter über die Latte strich.

In der 34. Minute fiel der Ausgleich bei einem der blitzschnellen Vorstöße des Waldhof-Sturms. Erb gab an Biehlmeier, der ungehindert einschießen konnte. Dann mußte Geminati kurz hintereinander dreimal klären und sein ganzes Können aufbieten, um weitere Erfolge des Gegners zu verhindern.

Lange blieb das Unentschieden auch in der zweiten Spielhälfte bestehen. Der FFC drückte mit aller Kraft und nur wenige Minuten lang gelang es den Gästen, sich aus der Umklammerung freizumachen. Wenn in diesen Minuten das entscheidende Tor gefallen wäre, hätte sicher der Sieger Waldhof geheißen. Aber die Hintermannschaft der Freiburger war auf der Hut. Außerdem zeigte man jetzt auf Seiten der Rotjacken wenn möglich ein noch besseres Spiel. Durch einen Strafstoß endlich kam für Freiburg das siegbringende Tor. Roßmann schoß aus etwa 15 Meter direkt. Einer seiner eigenen Leute muß Drayß in der Sicht behindert haben, so, daß die Abwehr im Bruchteile einer Sekunde zu spät kam. Dieser Erfolg wurde von den Tausenden mit riesigem Jubel begrüßt. Damit stand der Sieg für Freiburg fest, da nur noch vier Minuten zu spielen waren, die auf beiden Seiten ergebnislos verliefen.

Der FFC hat dieses 2:1 verdient und schwer erkämpft und sich damit einen weiteren Platz in der Tabelle vorgeschoben. Bravo FFC, weiter so!

Quelle: Südwestdeutsches Sportblatt vom 16.01.1939



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