Spielbericht 85/86 DFB-Pokal Halbfinale: SV Waldhof - FC Bayern München

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SV Waldhof Mannheim 07 0:2 (0:2) FC Bayern München
SV Waldhof DFB-Pokal, Halbfinale
Dienstag, 25. März 1986, 20.30 Uhr MESZ, Südweststadion

Endstand 0:2

Zuschauer: 38.000
Schiedsrichter: Assenmacher (Fischenich)

FC Bayern München Logo.png
Startelf:

Zimmermann - Sebert - Tsionanis, Kohler - Schlindwein, Klotz, Quaisser, Schön - Bührer, Walter, Remark - Trainer: Klaus Schlappner

Einwechslungen:

46. Gaudino für Bührer
65. Rombach für Schlindwein

Startelf:

Pfaff - Augenthaler - Nachtweih, Eder, Pflügler - Matthäus, Lerby, Willmer, M.Rummenigge - Wohlfarth, D.Hoeneß - Trainer: Udo Lattek

Einwechslungen:

keine

Yellow card.png keiner

Tor 0:1 M.Rummenigge (20.)
Tor 0:2 D.Hoeneß (27.)

Yellow card.png Wohlfahrt

Bericht:


Durch Tore von Rummenigge und Hoeneß

Tapfere Gegenwehr des SV Waldhof – Aber Bayern auch diesmal nicht zu packen

Aus, vorbei, es wäre so schön gewesen! Zwei Tore von Rummenigge (20.) und Hoeneß (28.) rissen gestern abend den SV Waldhof aus allen Träumen. Mit einem 2:0-Erfolg vor knapp 40.000 Zuschauern im Ludwigshafener Südweststadion schaffte der [[FC Bayern München]] wie im Vorjahr den Einzug ins deutsche Pokalfinale am 3. Mai im Berliner Olympiastadion. Nichts war's also mit Waldhofs zweiter Endspielteilnahme der Vereinsgeschichte. Klaus Schlappners Mannen haben, das muß man ihnen bescheinigen, ihre Haut so teuer wie möglich zu Markte getragen, letztendlich aber erwies sich der deutsche Meister, wie schon im Punktspiel vor zehn Tagen, als eine ganze Nummer zu groß. Zu clever und cool präsentierten sich die Münchener, als daß ihnen die Waldhöfer in diesem Pokalfight entscheidend hätten an den Karren fahren können.

„Die Karten fürs Pokalspiel werden neu gemischt", hatte Waldhof-Trainer Schlappner im Vorfeld der Begegnung trotzig verkündet, indes, auch diesmal hielten die Bayern die besseren Trümpfe in der Hand. In Gestalt eines Lothar Matthäus vor allem, dessen Widerpart [[Alfred Schön]] mit seiner Aufgabe diesmal völlig überfordert schien. Matthäus war es, der im Verein mit Lerby die Fäden spann, zum rechten Zeitpunkt zur Attacke blies und im Verein mit den spielfreudigen Rummenigge und Wohlfarth als Speerspitzen den Gegner kaum zum Atemholen kommen ließ.

Die Waldhöfer taten zwar alles, um wenigstens eine halbwegs offene Partie zu erzwingen, doch da war niemand, der das eigene Spiel in geordnete Bahnen hätte lenken können. Sebert sah sich zu sehr in der Abwehr gebunden, um für Entlastung sorgen zu können, im Mittelfeld hatte Quaisser alle Hände voll mit Lerby zu tun, Schön befand sich meist auf der Suche nach Matthäus, und auch Klotz, obwohl formverbessert, konnte keine entscheidenden Impulse vermitteln. Auch wenn sich der SV Waldhof, bei dem sich Tsionanis gegen Hoeneß mit die beste Note verdiente, Mitte der zweiten Halbzeit nochmals alles versuchte, um dem Blatt vielleicht doch noch eine Wende zu geben. Alles in allem mußte man die Überlegenheit des FC Bayern anerkennen.

Nach den guten Erfahrungen beim 4:0 im Punktspiel präsentierten sich die Bayern äußerst aggressiv, sichtlich bemüht, die Dinge schon frühzeitig in den Griff zu bekommen. Doch Klaus Schlappners Mannen vermochten sich aus dieser anfänglichen Umklammerung zu lösen, so ab der zehnten Minute ergriffen sie selbst erste zaghafte Initiativen, konnten zumindest vorübergehend einen offenen Schlagabtausch erzwingen. Man erinnere sich: zehn Tage zuvor zum selben Zeitpunkt hatte der FC Bayern die Begegnung praktisch schon entschieden. Ein gutes Omen für den SVW?

Leider zu früh die Hoffnungen, die da aufkeimten, die kalte Dusche folgte in der 20. Minute. Von Matthäus aus, den Schön im Mittelfeld für einen Moment aus den Augen verloren hatte, lief der Angriff, den Rummenigge zum 1:0 für den deutschen Meister abschloß, über mehrere Stationen. Und der Torhunger der Bayern schien noch lange nicht gestillt. Sie setzten entschlossen nach, und gerade acht Minuten später war es erneut passiert: Hoeneß, dessen Bewacher Tsionanis gerade auf der rechten Seite aushalf, stieg höher als Schlindwein, und „versenkte" die Kugel per Kopf zum 2:0.

War das schon die Entscheidung? Zunächst jedenfalls sah es nicht danach aus, als könnten die Waldhöfer gegen diese geballte Kraft die da auf sie einwirkte, auch nur annähernd gleichwertiges dagegensetzen. Entsprechend dünn gesäht die Chancen des SVW, mit am aussichtsreichsten war noch jene in der 33. Minute, als Fritz Walter aufs Bayern-Tor zusteuerte, in letzter Sekunde jedoch von Pflügler gestoppt werden konnte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff nahm der SV Waldhof sein Herz dann doch einmal in beide Hände und ums Haar hätte Schön mit seinem satten Drehschuß doch noch den Anschlußtreffer besorgt. Jean-Marie Pfaff hatte jedenfalls große Mühe, den Ball über die Querlatte zu drehen.


Mit finsterer Miene kam Waldhof-Trainer Schlappner aus der Kabine. "Alles oder nichts, nur so kann jetzt unsere Parole lauten", war bei den Platzherren nach der Pause volles Risiko angesagt. Doch auch Schlappners Maßnahme, Gaudino für Bührer in den Angriff zu beordern, bewirkte nicht den erhofften Schub nach vorn. Der Gegner kontrollierte weitgehend das Geschehen, war in seinen Aktionen, meist initiiert von Matthäus und Lerby, weiterhin viel gefährlicher als die Waldhöfer.

Dann, nach 67 Minuten, ein gellendes Pfeifkonzert: Fritz Walter war Willmer entwischt, der Ball zappelte im Netz, doch der Fritzl jubelte zu früh, wegen angeblicher Abseitsstellung fand der Treffer keine Anerkennung. Das war die Phase, in der sich die Waldhöfer - inzwischen war Rombach für Schlindwein aufs Feld gekommen - mit dem Mute der Verzweiflung noch einmal gegen die drohende Niederlage stemmten. Und plötzlich brannte es im Strafraum der Bayern, Pfaff parierte einen Remark-Schuß aus kurzer Distanz (68.), rettete gleich danach gegen Fritz Walter. Indes, das so sehnlichst erwartete Anschlußtor, es wollte nicht fallen.

Die Bayern überstanden auch das letzte Aufbäumen der Waldhöfer unbeschadet Und hätten Lerby, Wohlfarth und Matthäus in den letzten Minuten nicht noch dickste Chancen vergeben, es hätte unterm Strich noch leicht ein erneutes 4:0 geben können. Fazit der Begegnung: Bayern war für den SV Waldhof erneut eine Nummer zu groß. Horst Kinscherff


Quelle: Mannheimer Morgen v. 26.03.1986



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