Spielbericht 94/95, 3.Spieltag: FC St.Pauli - SV Waldhof

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FC St. Pauli 1:1 (1:0) SV Waldhof Mannheim 07
Logo FC St Pauli.png 3.Spieltag
Montag, 29. August 1994, 20.15 Uhr MESZ, Wilhelm-Koch-Stadion am Millerntor

Endstand 1:1

Zuschauer: 11.300
Schiedsrichter: Wiesel (Ottbergen)

SV Waldhof Mannheim.png
Startelf:

Müller - Dammann - Trulsen, Schlindwein - Hanke, Gronau, Stanislawski, Szubert, Hollerbach - Sawitschew, Scharping - Trainer: Uli Maslo

Einwechslungen:

59. Mayer für Szubert
70. Driller für Sawitschew

Startelf:

Laukkanen - Schnalke, Nachtweih, Köpper - Lieberknecht, Zeyer, Reichel, Hayer, Hofmann - Järvinen, Kirsten - Trainer: Uli Stielike

Einwechslungen:

73. Hecker für Hayer
87. Petrenko für Kirsten

Tor 1:0 Scharping (38., Foulelfmeter, Lieberknecht an Hollerbach)

Yellow card.png Trulsen, Schlindwein, Stanislawski, Mayer

Tor 1:1 Järvinen (55.)

Yellow card.png Reichel, Schnalke

Bericht:


Waldhofs Hader mit dem Schiedsrichter

Krasse Fehlentscheidung verhalf St.Pauli zur Führung / Am Ende ein gerechtes 1:1

Von unserem Redaktionsmitglied Horst Kinscherff

Der SV Waldhof hadert nach dem 1:1 beim FC St. Pauli mit Schiedsrichter Wiesel. Zu Recht, denn jeder mußte sich im Wilhelm-Koch-Stadion am Hamburger Millerntor fragen, wie ein so erfahrener Mann eine solch krasse Fehlentscheidung treffen konnte: Torsten Lieberknecht hatte im Laufduell mit Hollerbach knapp hinter der Waldhöfer Strafraumgrenze klar den Ball gespielt, doch der Mann im grünen Trikot sah es als einziger anders und schenkte der Elf von Uli Maslo einen Elfmeter, den Jens Scharping zum 1:0 nutzte. Es spricht für die Moral der Mannheimer, daß sie deswegen nicht kapitulierten, vielmehr dagegen hielten und im zweiten Durchgang durch eine Einzelleistung Järvinens das durchaus verdiente 1:1 schafften.

Waldhof-Coach Uli Stielike durfte, nachdem er zunächst mächtig wetterte, mit seiner Truppe erneut einigermaßen zufrieden sein, allerdings fehlten diesmal die Überraschungsmomente aus dem Mittelfeld, wo der eng bewachte Zeyer meist neutralisiert wurde. Von das (noch) übliche: Kaum was los. Allein Järvinen zeigte bei seinem Treffer, was man von einem Goalgetter erwarten muß. Nur nicht von der engen Kulisse am Hamburger Millerntor, wo bekanntlich die Post abgeht, irritieren lassen. Das hatte Trainer Uli Stielike seiner Truppe bei der Mannschaftssitzung eingetrichtert. "Das ist für uns heute eine weitere Standortbestimmung. Wer in diesem Stadion seinen Mann steht und keine Angst zeigt, der braucht sich in keinem anderen Stadion in der zweiten Liga zu verstecken." Der FC St. Pauli, nach zuvor 1:3 Punkten bereits unter Druck geraten, ergriff sofort die Initiative, und ums Haar wäre es nach knapp vier Minuten ausgerechnet der Ex-Waldhöfer Dieter Schlindwein ("heute heißt es für uns zur Sache gehen") aus der Meisterelf von 1983 gewesen, der per Kopfball seinen ehemaligen Verein schon früh ins Hintertreffen gebracht hätte. Mit einer Blitzreaktion konnte Schlußmann Laukkanen einen Einschlag jedoch verhindern. Die erste gegnerische Angriffswelle überstanden die Blau-Schwarzen, die sich mit zunehmender Spieldauer optisch sogar Vorteile erarbeiten konnten. Das Manko in den Reihen des SVW freilich das gleiche wie kürzlich in Nürnberg. Am Strafraum des Gegners war man mit seinem Latein am Ende. In der 37. Minute dann eine katastrophale Entscheidung von Schiedsrichter Wiesel. Nach einer Lieberknecht-Attacke gegen Hollerbach im Waldhof-Strafraum, bei dem der Ex-Lauterer eindeutig den Ball spielte, zeigte der Unparteiische völlig unverhofft auf den Elfmeterpunkt. Strafstoß - da lachten sich sogar die St.Pauli-Fans halb kaputt. Scharping bedankte sich für dieses Geschenk, Laukkanen kam mit der Faust zwar noch an den Ball, das 0:1 konnte er nicht verhindern.

Was würde Uli Stielike seinen Mannen in der Kabine sagen? Der Coach hielt, vor dem Wiederanpfiff danach befragt, nicht hinterm Berg: "Ich war und bin natürlich frustiert über diese Schiedsrichter-Entscheidung. Da freut man sich, daß man einen erfahrenen Bundesliga-Referee bekommt, und dann so was! Aber meine Herren habe ich in den Senkel gestellt, weil sie sich 45 Minuten versteckt haben und ihnen klargemacht, daß ich jetzt einen anderen Fußball sehen will." Anders - das kam nach fünf Minuten zum Ausdruck, als sich Hayer auf dem linken Flügel in Szene setzte und gut zu Kirsten paßte. Doch der alte Routinier René Müller im Hamburger Tor war einen Tick schneller. Vier Minuten später aber war Müller geschlagen: Järvinen hatte sich durchgetankt und den Ball routiniert am St. Pauli-Keeper vorbei zum 1:1 im Netz geschoben! Auf der Gegenseite hofften die Norddeutschen, Schiedsrichter Wiesel noch mal zum Pfiff bewegen zu können, aber Savitschews "Schwalbe" beim Duell gegen Nachtweih war dann doch zu offensichtlich. Danach brannten nach Hollerbach, im ersten Durchgang durch einen rüden Ellenbogen-Check gegen Lieberknecht unangenehm aufgefallen, auch bei Stanislawski die Sicherungen durch, als er Schnalke übel zusetzte. Der Mannheimer konnte glücklicherweise bald wieder weitermachen. Auf der Gegenseite rastete Reichel aus, der dafür ebenfalls Gelb sah. Hektik war Trumpf, Mayer sah als nächster den Karton nach einer Attacke gegen Hayer, dann setzte sich wieder mal Hollerbach gegen Lieberknecht in Szene. Gut zwanzig Minuten vor Schluß war Uli Stielike offenbar der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach, er brachte für den ohnehin angeschlagenen Hayer René Hecker, um einen frischen Mann auch für defensive Aufgaben zu haben. Im Finish erzwangen die Mannheimer optische Vorteile, zweimal schaltete sich sogar Nachtweih ins Spiel nach vorn ein. dann mußte Müller im Herauslaufen vor René Hecker klären, schließlich blieb es aber bei der Punkteteilung, die sich die Mannheimer redlicher verdient haben, auch wenn das spielerische Niveau hüben wie drüben hätte besser sein dürfen. (Horst Kinscherff)

Trainerstimme:

"Wir haben uns in der ersten Halbzeit einschüchtern lassen, wurden aber auch vom Schiedsrichter nicht entsprechend geschützt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann endlich zum Spiel gefunden. Das war insgesamt eine gute Leistung meiner Mannschaft." SVW-Trainer Uli Stielike.


Quelle: Mannheimer Morgen v. 30.08.1994



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