Saisonrückblick 2017/18

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Saisonrückblick 2017/2018

Die Saison sportlich

Nicht-Aufstiegsfrust noch vor Beginn der Vorbereitung

Auf Trainer Gerd Dais kamen nach dem verpassten Aufstieg in die 3.Liga anstrengende Wochen mit vielen Berater-Gesprächen und Spielersichtungen zu, bevor er sein Team am 21. Juni zum Trainingsauftakt wieder zusammenrief. "Wir waren jetzt zweimal in der Relegation und wollen versuchen, das ein drittes Mal zu schaffen. Wir schauen, wie sich die Konkurrenten und wie wir uns aufstellen werden und wollen auf jeden Fall wieder versuchen, vorne dabei zu sein", betonte der 53-Jährige. Allerdings war es rund um die Kaderplanung zwischen Dais und Geschäftsführer Kompp bereits vor und auch schon wenige Tage nach dem Elfmeter-Drama in der Aufstiegs-Relegation zu atmosphärischen Störungen gekommen, die eine harmonische Zusammenarbeit erschweren sollten. "Wir diskutieren sachlich miteinander und es ist auch normal, dass man nicht immer einer Meinung ist. Wichtig ist, dass es immer und ausschließlich um den Erfolg des SV Waldhof geht", schränkte Geschäftsführer Kompp ein: "Diese Spekulation würde ich daher nicht zu hoch hängen." Dais hingegegen hatte eine andere Sicht auf die Dinge und kommentierte gar noch während seines 10-tägigen Türkei-Urlaubes wie folgt die Situation: "Ich will nicht sagen, dass wir vor einem Scherbenhaufen stehen. Aber wenn Herr Kompp richtig agiert hätte, dann hätten wir jetzt sicherlich schon zwei oder drei Neuzugänge, die uns gut zu Gesicht stehen würden", kritisierte Dais den Chef der Spielbetriebs-GmbH deutlich. Bei den vom Waldhof-Trainer angesprochenen Spielern handelte es sich unter anderem um den gebürtigen Heidelberger und Ex-Spieler Nico Jüllich (27, Sonnenhof Großaspach) und Linksverteidiger Pierre Fassnacht (21) vom KSC, der später dann zu Ligarivale Saarbrücken statt nach Mannheim wechselte. Der Vorwurf des Trainers: Obwohl Jüllich und Fassnacht bei ihm fest im Wort standen, habe Kompp kein konkretes Vertragsangebot unterbreitet. "Wir konnten diese Spieler unabhängig von der Liga für uns begeistern, das waren gestandene Drittliga-Profis. Aber Herr Kompp, der die Verhandlungen führt, hat das dann nicht umgesetzt. Wenn keine Angebote abgegeben werden, können auch keine angenommen werden. So etwas habe ich noch nie erlebt", zürnte ein aufgebrachter Dais. Wer weiß, dass der ruhige Gemütsmensch aus Nußloch nur äußerst selten aus der Haut fährt, konnte ermessen, wie belastet das Verhältnis zwischen ihm und Kompp gewesen sein musste. Schon die gescheiterte Vertragsverlängerung mit Ali Ibrahimaj, der letztlich im April seinen Wechsel nach Sandhausen bekanntgab, hatte Dais indirekt dem zu zögerlichen Agieren des Geschäftsführers angelastet. Doch jetzt schien es so, als sei das Tischtuch zwischen den beiden vollends zerschnitten. Hintergrund des Konflikts ist - neben dem Fehlen eines persönlichen Zugangs zueinander -dass die Kompetenzbereiche zwischen der Sportlichen Leitung um Dais und Dirk Rittmüller (Administration) auf der einen und GmbH-Chef Kompp auf der anderen Seite bei der Ausgliederung nicht konsequent voneinander abgegrenzt wurden. "Ich habe immer den Eindruck, Herr Kompp denkt, er sei auch der Sportliche Leiter. Er gibt zu jedem Spieler seinen Kommentar ab, statt einfach das umzusetzen, was er eigentlich machen soll. Das ist kontraproduktiv", sagte Dais. Offenbar gab es auch in der SVW-Führungsetage längst große Vorbehalte gegen Kompp. Dafür sprach, dass konkrete Überlegungen existierten, doch noch einen klassischen Sportdirektor neben dem Geschäftsführer zu installieren. Dass nach Dais' gepfefferten Aussagen beide Seiten noch einmal gütlich zusammenfinden könnten, schien fast ausgeschlossen. Kompp selbst hatte den Konflikt mit dem Coach relativiert. "Wir diskutieren sachlich miteinander und es ist auch normal, dass man nicht immer einer Meinung ist. Wichtig ist, dass es immer und ausschließlich um den Erfolg des SV Waldhof geht", sagte der 35-Jährige. Bei Dais hörte sich das ganz anders an. "Die Probleme sind bekannt, der Aufsichtsrat macht sich darüber Gedanken und wird das sicher im Sinne des Vereins lösen", erklärte der frühere Bundesliga-Profi. Das klang nicht so, als gäbe es noch eine Basis zur weiteren Zusammenarbeit zwischen Trainer und Geschäftsführer. Dass dieser Konflikt nun von der Führungsebene der Spielbetriebsgesellschaft ebenfalls nicht unkommentiert bleiben konnte, war zu erwarten. Mit einer im größten Internet-Forum der SVW-Fans veröffentlichten Stellungnahme meldete sich bereits am Pfingstwochenende (gerade einmal drei Tage nach der verpassten Aufstiegs-Relegation) nun Hauptinvestor und Aufsichtsratsmitglied Bernd Beetz persönlich zu Wort - und stellte den Coach ordentlich in den Senkel. "Die Stellungnahme durch Herrn Dais ist in der Sache eine schwere Entgleisung", redete Beet Tacheles und nahm zugleich Geschäftsführer Kompp in Schutz. "Für die kommende Saison wurden allen Wunschspielern seriöse Angebote übermittelt, was lückenlos dokumentiert und allen Beteiligten bekannt ist", stellte Beetz seine Sicht der Dinge dar. "Das Gesagte ist für mich nicht nachvollziehbar. Die Kaderplanung wurde bisher im Schulterschluss mit dem Aufsichtsrat betrieben", schreibt Beetz weiter. "Die Stellungnahme von Herrn Dais hat mich sehr betroffen gemacht." Das Schreiben des Hauptinvestors, der der Spielbetriebsgesellschaft das Stammkapital von einer Million Euro zur Verfügung gestellt hatte, ging dabei nicht über den offiziellen Verteiler, sondern wurde über dessen Söhne dem Forum weitergeleitet. Zugleich ermöglichte Beetz Einblicke in weitere Personalplanungen. So stand auch Kevin Conrad, Innenverteidiger beim Drittligisten Chemnitzer FC, auf der Wunschliste von Trainer Dais. Dessen Verpflichtung wurde laut Beetz im Aufsichtsrat allerdings mehrheitlich "als zu üppig und langfristig empfunden". Für Kevin Conrad, der in Chemnitz noch einen Vertrag bis 2018 hatte, wäre zudem eine Ablöse fällig geworden. Die Verpflichtung von Kevin Conrad erfolgte wenige Wochen später dann allerdings doch noch. "Ich kann nur spekulieren, ob dies Herrn Dais dazu bewogen hat, politisch zu agieren und in der Presse Interna zu verbreiten oder die Enttäuschung über den verpassten Aufstieg", versuchte sich Beetz die Aussagen des Trainers zu erklären. Für Irritationen im Schreiben des Investors sorgte zudem die Aussage, dass der SV Waldhof 21 Spieler unter Vertrag hätte. Nach allgemeiner Lesart standen für die kommende Spielzeit definitiv erst 16 Profis beim SVW im Wort - es sei denn, es gab intern bereits Unterschriften von weiteren Zugängen oder die erhofften Vertragsverlängerungen mit Spielern wie Michael Schultz oder Gianluca Korte. Darüber, wie sich die weitere Zusammenarbeit mit Trainer Gerd Dais gestaltete, durfte munter spekuliert werden. "Ich hoffe, Herr Dais kommt gut erholt aus dem Urlaub zurück. Der Waldhof hat 21 Spieler unter Vertrag, neue kommen in Kürze hinzu. Diese gilt es zu trainieren", schloss der neue starke Mann beim SVW seine Pfingstbotschaft.

Alle Beteiligten bekräftigen Einigkeit

Einen „Burgfrieden“ gab es schließlich dann doch noch pünktlich zum Trainingsauftakt, als der Verein eine offizielle Pressemitteilung mit folgendem Worlaut veröffentlichte: „Nach intensiven und sehr konstruktiven Gesprächen des Aufsichtsrats der Spielbetriebs GmbH mit allen Beteiligten, sind die jüngst beim SV Waldhof publik gewordenen Irritationen der vergangenen Tage ausgeräumt. Einig ist man sich insbesondere in der Bewertung, dass die nach außen getragenen Diskussionen, alles andere als förderlich waren – in der aktuellen Situation zumal. Auch Gerd Dais, Trainer des SV Waldhof, konstatiert, dass der von ihm gewählte „Weg in die Öffentlichkeit voreilig und nicht der richtige war“. Geschäftsführer Markus Kompp pflichtet dem bei, sieht den SV Waldhof aber in Konsequenz der konstruktiven Gespräche nunmehr in der Lage, „mit einer verbesserten Kommunikation und weiter ausgebauten Strukturen, die gesetzten Ziele gemeinsam zu erreichen“. Zeitnah soll ein Sportdirektor gesucht und verpflichtet werden, um in allen Bereichen die Abläufe weiter zu professionalisieren.

Das wichtigste selbst gesetzte Ziel ist bei alledem klar formuliert: Der SV Waldhof muss den lange ersehnten Aufstieg in den Profifußball endlich bewältigen. Dafür braucht es selbstverständlich einen konkurrenzfähigen Kader, der nun zeitnah geformt und finanziert werden muss. Nach der festen Überzeugung des Aufsichtsrats ist man dem nun ein großes Stück näher gekommen, denn der nunmehr verabredete Weg stärkt sowohl den sportlichen als auch den kaufmännischen Bereich des SV Waldhof gleichermaßen.

Dass das ambitionierte Vorhaben im dritten Anlauf gelingt, ist für den SV Waldhof, die Fans, aber auch für die Region insgesamt von herausragender Bedeutung. Gleichwohl muss man realistisch bleiben: Ohne eine breite Unterstützung aus dem Umfeld wird sich das Ziel kaum umsetzen lassen. Deshalb hofft der SV Waldhof auf eine nachhaltige und umfassende Unterstützung der Fans, sowie weiterer Akteure aus der Region.

Der Profifußball muss nach langen Jahren endlich wieder nach Mannheim zurückkehren. Alle sind aufgerufen, dabei mitzuhelfen.“ Unterdessen fiel bei der Suche nach diesem Sportdirektor zwischenzeitlich auch immer wieder der Name Hanno Balitsch, der wenige Wochen zuvor noch sein Abschiedsspiel bestritt. In Diensten des DFB (Co-Trainer der U19-Nationalmannschaft) und des Fernsehens (Experte für das ZDF) ließ er zumindest lose durchblicken, für eine mögliche Rückkehr gesprächsbereit zu sein. Eine Kontaktaufnahme seitens der Waldhof-Führung gab es aber anfangs allerdings wohl nicht – im Gegenteil: der Posten des Sportdirektors blieb bis auf weiteres unbesetzt bzw. wurde von Trainer Gerd Dais in Personalunion ausgeführt.

Die Vorrunde

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Die Vorbereitung auf neue Saison wurde mit nur sechs Testspielen gegen zumeist unterklassige Vereine bestritten. Der attraktivste und ligahöchste Gegner war die in der Bundesliga-Relegation gescheiterte Zweitliga-Truppe von Eintracht Braunschweig, gegen die es ein achtbares 1:1-Unentschieden gab. Der Liga-Start verlief alles andere als optimal, nach sechs Spielen standen bereits vier Niederlagen zu Buche – Waldhof plötzlich nur noch Mittelmaß. Das elementare Problem: ein Großteil der Mannschaft bot viel zu schwankende Leistungen an. Trainer Dais analysierte: "Man muss klar sagen: Wir haben einige Spieler, die weit unter Normalform agiert haben. Wenn ich sehe, wie es in den Vorbereitungsspielen war und damit vergleiche, was ich jetzt in den Punktspielen sehe, ist die Frage, wo diese Diskrepanz herkommt".

Trainer Dais muss gehen, Co Fink übernimmt

Einem zwischenzeitlichen Hoch mit 5 Siegen in Folge und sichtbarem Kontakt zu den Spitzenplätzen folgten erneut zwei Niederlagen gegen den Mit-Aufstiegskandidaten 1. FC Saarbrücken und der U23 des VfB Stuttgart. Die Art und Weise, wie sich die Mannschaft in diesen beiden Spielen präsentierte, ließ den Verantwortlichen im Aufsichtsrat keine andere Wahl, als Trainer Gerd Dais am 16.10.17 zu beurlauben. „Das Verfehlen der gesteckten sportlichen Ziele sowie die desolate Mannschaftsleistung gegen den VfB Stuttgart II entsprachen nicht den Erwartungen, die zu Saisonbeginn formuliert wurden. Der Aufsichtsrat möchte mit dieser Entscheidung vor den kommenden schwierigen und richtungsweisenden Spielen einen neuen Impuls setzen, erwartet von der Mannschaft eine positive Entwicklung und den sichtbaren Leistungswillen des Teams, alles daran zu setzen, die gesteckten Ziele doch noch zu erreichen", hieß es in einer offiziellen Mitteilung der Spielbetriebs-GmbH. Co-Trainer Michael Fink übernahm fortan die Mannschaft interimsmäßig, zwei Tage vor dem Viertelfinal-Duell im Badischen Pokal beim FC Astoria Walldorf, welches mit 3:2 nach Verlängerung gewonnen wurde. Auch die Trendwende in der Liga wurde prompt mit acht ungeschlagenen Spielen in Folge eingeleitet, Fink die „Cheftrainer“-Rolle zunächst bis zur Winterpause übertragen, mit der Option – trotz fehlender Trainerschein A-Lizenz – einer Verlängerung bis Saisonende oder gar darüber hinaus.

Die Suche nach dem Sportdirektor

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Die Personalie Sportdirektor jedoch geriet weiterhin ins Stocken. Eine zwischenzeitliche Kontaktaufnahme mit dem gehandelten Hanno Balitsch fand zwar statt, dieser wiederum erklärte aber dann doch für diesen Posten aufgrund der aktuellen Verpflichtungen bei DFB und ZDF nicht zur Verfügung zu stehen. "Ich glaube nicht, dass man den Job als Sportdirektor nebenbei machen kann. Von der Emotion tut das schon weh, weil das eine interessante Aufgabe gewesen wäre. Ich hätte mir das zugetraut und sicher auch einige Ideen einbringen wollen", betonte Balitsch in einer Stellungnahme, der sich mit dem Angebot ohnehin nur beschäftigt hatte, weil es von "seinem Waldhof" kam. Somit ging die Suche nach einem Sportdirektor erst einmal weiter. Der frühere Kieler Sportchef Ralf Heskamp wurde immer wieder aus dem Umfeld von Markus Kompp genannt, beim ebenfalls gehandelten früheren Wormser Regionalliga-Trainer und Waldhof-Spieler Sascha Koch machten Waldhof-Insider indes allerdings große Fragezeichen hinter seiner Qualifikation für den Job. Zwei Tage vor Weihnachten konnten die Verantwortlichen allerdings dann doch endlich „Vollzug“ melden: Jochen Kientz – nicht bei allen auf dem Zettel – machte schließlich das Rennen um den vakanten Posten. „Wir schaffen durch Herrn Kientz klare Strukturen und eine verbesserte Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen unabhängig von der Trainerposition. Dafür soll Jochen Kientz, der als Sportlicher Leiter das Bindeglied zwischen der ersten Mannschaft, dem Trainerteam und dem Geschäftsführer ist, ab sofort sorgen“, zeigt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Rudnick von der Personalie überzeugt. „Wir freuen uns, dass wir Jochen Kientz für diese wichtige Aufgabe gewinnen konnten und möchten mit der Positionierung eines Sportlichen Leiters den SV Waldhof weiter professionalisieren. Ich freue mich nach den guten Gesprächen sehr auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, so SVW-Geschäftsführer Markus Kompp über die neue Personalie.

„Ich freue mich sehr auf die unheimlich interessante Aufgabe. Der SV Waldhof ist ein absoluter Traditionsverein, der mir schon immer sehr sympathisch war und der ein großes Zuschauerpotential hat. Hier kann man eine Menge bewegen. Ich freue mich nun, dass ich wieder ein aktiver Teil der Waldhof-Familie bin, nachdem ich bereits in der Jugend für den Waldhof spielen durfte“, so Ex-Profi Kientz.

Die überraschende Suche nach einem neuen Chef-Trainer

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Die erste Amtshandlung für Neu-Sportdirektor Kienzt war nach den Weihnachtsfeiertagen zur Überraschung aller dann allerdings die völlig überraschende Suche nach einem neuen Cheftrainer. Der Hintergrund: Die Regionalliga Südwest GbR hatte den Antrag des SV Waldhof auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung für Michael Fink, das Amt des Chef-Trainers bis 30.06.2018 zu begleiten, abgelehnt. In den Statuten der Regionalliga Südwest ist geregelt, dass jede Mannschaft von einem A-Lizenz-Trainer in verantwortlicher Position betreut werden muss. Die Möglichkeit, das Amt des Chef-Trainer ohne die notwendige Trainerlizenz auszuüben, war auf die Dauer von drei Monaten begrenzt. Einem Antrag auf Verlängerung wurde nun von Verbandsseite durch die zuständige Spielkommission nicht zugestimmt. „Es ist äußerst bedauerlich, dass wir nicht wie geplant mit Michael Fink weiterarbeiten können. Auch der aufgezeigte Zeitplan, zunächst die B-Lizenz, im direkten Anschluss die DFB-Elite-Jugend-Lizenz und zeitnah die A-Lizenz zu erwerben, konnte die Verantwortlichen der Regionalliga Südwest leider nicht von einer Ausnahmegenehmigung überzeugen, da die entsprechenden Lehrgänge bereits voll belegt sind und Michael Fink lediglich auf der Warteliste für den Erwerb der Lizenzen gewesen wäre“, so in einer Stellungnahme Aufsichtsratsvorsitzender Alexander Rudnick. „Michael Fink hat bislang sehr gute Arbeit geleistet und gerne hätten wir weiter mit ihm als Chef-Trainer gearbeitet. Uns wurde jedoch auch signalisiert, dass wir nicht mit einem Teamchef-Modell arbeiten dürfen, da dies empfindliche Strafen nach sich ziehen könnte. Die Situation nun ist natürlich sehr ärgerlich. Es liegt jetzt an uns, die Position des Cheftrainers zukunftssicher zu besetzen. Bei einem Aufstieg in die 3. Liga schreiben die Lizenzbedingungen einen Fußball-Lehrer vor. Entsprechend werden wir die Trainerposition nun besetzen, um Planungssicherheit sowohl für Regionalliga und 3.Liga, sowie bei der bevorstehenden Kaderplanung zu haben“, sagte Jochen Kientz. „Ich bin einerseits natürlich enttäuscht, andererseits war mir diese Möglichkeit auch bewusst. Am Ende geht es nicht um persönliche Interessen, sondern um den SV Waldhof Mannheim. Die Entscheidung der Liga muss ich daher akzeptieren. Gerne möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dass der SV Waldhof den Weg in die 3. Liga schafft. Ich danke dem SV Waldhof, für die offene und gute Kommunikation und, dass er mir die Chance gegeben hat, mich in der schwierigen Situation zu beweisen“, sagte der unmittelbar Betroffene Michael Fink.

Spekulationen und Klarstellungen rund um die Trainer-Posse

Diskussionen und erneute Unruhe vielerorts waren die logische Folge. Viele Waldhof-Fans witterten eine Verschwörung des Verbands gegen den Club. Der Hintergrund: Die Mannheimer hatten vor Saisonbeginn die geplanten freiwilligen Freundschaftsspiele der Südwest-Regionalligisten gegen eine chinesische U-20-Auswahl abgelehnt. Hat der Verband also die Gelegenheit zur Retourkutsche genutzt? Verbands-Chef Zimmermann bestritt das vehement. „Das ist einfach Quatsch. Waldhof Mannheim wird von uns weder bevorzugt noch benachteiligt.“ Sein Stellvertreter Felix Wiedemann, der für das operative Geschäft in der Südwest-Staffel zuständig ist, betonte, dass der Verband dem Waldhof von Beginn an deutlich gemacht habe, dass die Ausnahmegenehmigung für den bisher ohne jeglichen Trainerschein ausgestatteten Fink als Chefcoach nur bis zur Winterpause gelte: „Es ist ein gewisses Risiko, jemanden zu befördern, wenn ich weiß, dass er nicht weitermachen darf – gerade wenn er dann erfolgreich ist.“

Eine Teamlösung mit dem bisherigen Fink-Assistenten und A-Lizenz-Inhaber Benjamin Sachs wäre laut Wiedemann nur denkbar gewesen, wenn Sachs auch tatsächlich als Cheftrainer agiert hätte: „Wir haben dem Waldhof gesagt, dass der Verdacht einer Alibilösung nicht aufkommen darf.“ Sachs war am 10. November als neuer Co-Trainer vorgestellt worden, damit schien nach allgemeiner Lesart Finks Zukunft in verantwortlicher Position zumindest bis zum Saisonende gesichert. Was sich letztlich als Fehleinschätzung herausstellte.

Die Zeitung „Mannheimer Morgen“ indes wollte von einem vermeindlichen Insider erfahren haben, dass Geschäftsführer Markus Kompp nach der Amtsübernahme Finks von Gerd Dais im Oktober lediglich einmal Mailkontakt zum Verband aufgenommen und das Thema danach schleifen gelassen zu haben. „Kompp trägt mindestens eine Mitschuld. Sein Verhalten war fahrlässig. Wäre Dirk Rittmüller (ehemaliger Waldhof-Mitarbeiter, d. Red) noch da, hätte er das auf jeden Fall hinbekommen“, so der Informant. Kompp konnte jedoch keine eigenen Fehler erkennen. „Ich habe den Verband nach der Amtsübernahme von Fink sofort über die Sachlage informiert“, erklärte sich der Geschäftsführer und fügte hinzu: „Es war klar, dass die Sache so oder so entschieden werden kann. Daher waren wir natürlich nicht vollkommen überrascht, auch wenn wir uns natürlich eine andere Entscheidung gewünscht hätten.“

Nach weiteren Informationen des „Mannheimer Morgen“ hingegen hatte der China-Ärger des SVW durchaus negative Auswirkungen auf die Fink-Entscheidung gehabt. Das Verhältnis des Vereins zu den Verantwortlichen bei der Regionalliga Südwest musste demnach in der Tat als zerrüttet gelten. Dies habe laut übereinstimmenden Aussagen aus dem Umfeld des Clubs aber weniger mit der grundsätzlichen Entscheidung gegen die Teilnahme an den Chinesen-Spielen an sich zu tun, sondern damit, dass Kompp dem Verband erst zugesagt habe und dann auf Druck der eigenen Fanszene zurückgerudert sei.

Aufgrund der anhaltenden Diskussionen und einer (offensichtlichen) fehlerhaften Berichterstattung sah sich Waldhofs Aufsichtsrat nun schließlich veranlasst, zu einigen Sachverhalten wie folgt Stellung zu beziehen. Fakt ist, dass alle handelnden Personen sehr gerne mit Michael Fink als Cheftrainer weitergearbeitet hätten. Die Absage zur Verlängerung der Ausnahmegenehmigung für unseren Trainer Michael Fink traf uns jedoch nicht unvorbereitet. Bereits vor der Entscheidung, Michael Fink interimsweise zum Cheftrainer zu bestellen, hatte die Geschäftsführung der SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH mit der Regionalliga Südwest GbR die Möglichkeiten einer längerfristigen (mehr als drei Monate) Beschäftigung besprochen. Als Kriterien für eine Zulassung wurde eine nicht tragbare finanzielle Belastung durch die Einstellung eines A-Lizenz-Inhabers, fehlende sportliche Relevanz der Mannschaft für Auf- bzw. Abstieg zum Ablauf der 3-Monats-Frist, sowie der Erfolg des Interimstrainers in Verbindung mit seinen Bemühungen um den Erwerb der erforderlichen Lizenz genannt. Nach Rücksprache mit dem stellvertretenden Geschäftsführer der Regionalliga Südwest GbR, Herrn Wiedemann, sollte eine Antragsstellung nicht vor einem Monat vor Ablauf der 3-Monats-Frist gestellt werden. Nach Rücksprache mit dem Verband wurde der Antrag folglich am 13. Dezember 2017 bei der Spielkommission unter Aufführung der relevanten Kriterien (hier: finanzielles Defizit und erfolgreiche sportliche Arbeit) eingereicht. Am 15. Dezember 2017 erfolgten Rückfragen seitens der Regionalliga Südwest GbR bezüglich der bisherigen Bemühungen von Michael Fink, die notwendige Lizenz zu erwerben, verbunden mit dem Hinweis, dass die bisher genannten Kriterien höchstwahrscheinlich nicht ausreichend seien, um eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung positiv zu bescheiden. Diese Rückfragen wurden in Abstimmung mit Michael Fink am selbigen Tage schriftlich beantwortet.

Am 19. Dezember 2017 erhielt die SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH die schriftliche Ablehnung des gestellten Antrags. Der Aufsichtsrat und auch Michael Fink waren in den gesamten Prozess eingebunden und stets informiert. Bereits in den ersten Gesprächen mit unserem neuen sportlichen Leiter Jochen Kientz wurde die mögliche Ablehnung des Antrags thematisiert und Herr Kientz wurde unverzüglich über die schriftliche Absage informiert. Da wir dennoch gerne mit Michael Fink die Zusammenarbeit fortsetzen wollten, hat Jochen Kientz daraufhin versucht, unmittelbar beim Deutschen Fußball Bund die Möglichkeit eines Teamchefmodells zu eruieren. Zudem wurde selbstverständlich parallel die Suche nach einem Fußball-Lehrer, welcher somit auch die notwendige Lizenz für eine Teilnahme an der 3. Liga vorweisen kann, forciert. Die dem DFB vorgeschlagene Lösung, mit einem „Teamchef-Modell“ zu arbeiten, war einvernehmlich für alle Beteiligten aufgrund möglicher Sanktionen mit zu viel Risiko behaftet. Die Einstellung des Co-Trainers und A-Lizenz-Inhabers Benjamin Sachs war entgegen anderslautender Berichte ausschließlich als Unterstützung für Michael Fink in der Trainingssteuerung geplant und zum damaligen Zeitpunkt notwendig. Die SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH hat in den letzten Wochen und Tagen strukturierte und nachhaltige Entscheidungen für eine erfolgreiche sportliche Zukunft getroffen.

Trares wird neuer Cheftrainer, Fink löst enttäuscht Vertrag auf

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Am 4. Januar, also wenige Tage vor Beginn der Rückrunden-Vorbereitung, wurde Bernhard Trares als neuer Trainer der Blau-Schwarzen präsentiert, ausgestattet mit einem Vertrag bis Saisonende. „Ich freue mich sehr, zurück am Alsenweg zu sein“, spielte er auf seine Spieler-Vergangenheit beim SV Waldhof an und ergänzt: „Natürlich ist es nun unser Ziel, die Mannschaft in die 3. Liga zu führen. Die spannende Aufgabe rund um den traditionsreichen SV Waldhof und die guten Gespräche mit Jochen Kientz und Markus Kompp haben den Ausschlag für meine Zusage gegeben.“ „Wir konnten mit Bernhard Trares einen Trainer gewinnen, der optimal unserem Anforderungsprofil entspricht. Er bringt durch seine vergangenen Engagements Erfahrung in der Regionalliga Südwest mit, war in Hamburg Schnittstelle zwischen den U-Mannschaften und dem Lizenzspielerkader und hat somit auch schon mit jungen Spielern gearbeitet. Die Lizenz als Fußball-Lehrer gibt uns darüber hinaus Planungssicherheit für alle Ligen“, so ein zufriedener sportlicher Leiter Jochen Kientz.

„Auch der Aufsichtsrat ist von der Verpflichtung von Bernhard Trares überzeugt und hat deshalb einstimmig dem Vorschlag von Jochen Kientz entsprochen. Wir hoffen, mit einer Verpflichtung zu diesem Zeitpunkt eine optimale Vorbereitung der Mannschaft auf die intensive Rest-Rückrunde ermöglichen zu können“, hoffte Aufsichtsratsvorsitzender Alexander Rudnick, dass die Verpflichtung noch weitere Kräfte bei den Spielern mobilisiert. Michael Fink hingegen – im Dezember erstmals Vater eines Sohnes geworden – hatte nur wenige Stunden nach der Trainer-Neuverpflichtung den SV Waldhof überraschenderweise um Auflösung seines Vertrages gebeten. Der Verein kam schließlich seiner Bitte auch folgerichtig nach. „Ich hatte zweieinhalb tolle Jahr beim SV Waldhof und durfte in dieser Zeit unterschiedliche Positionen begleiten. Die beiden Relegationen haben, auch wenn wir nicht erfolgreich waren, einen besonderen Schlusspunkt hinter meine Profikarriere gesetzt. Ich denke dass nun der Zeitpunkt ist um persönlich einen anderen Weg einzuschlagen und wünsche dem SV Waldhof, dass er seine Ziele erreicht“, so Michael Fink in einer ersten Stellungnahme.

„Wir hätten sehr gerne mit ihm als Co-Trainer weiter zusammengearbeitet. Michael Fink hat sowohl als spielender Co-Trainer, als auch verantwortlicher Trainer einen tollen Job gemacht. Dafür gebührt ihm unser aller Dank. Er hat sehr erfolgreich und stets loyal für den SV Waldhof gearbeitet. Es hätte uns sehr gefreut, wie vertraglich vereinbart, ihm die Ausbildung zum Trainer zu ermöglichen und mit ihm als Co-Trainer, wie in den ersten Gesprächen besprochen, den Weg weiter gemeinsam zu gehen. Schweren Herzens haben wir nun dem Wunsch von Michael Fink entsprochen und den bestehenden Vertrag aufgelöst und wünschen ihm für seine weitere Karriereplanung alles Gute“, so der sportliche Leiter der Blau-Schwarzen, Jochen Kientz.

In einem Pressegespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ stellte Michael Fink dann doch noch einmal seine Beweggründe für die sofortige Vertragsauflösung etwas ausführlicher dar. „Ich hätte gerne weitergemacht und auch kein Problem damit gehabt, wieder als Co-Trainer zu arbeiten“, betonte Fink, dass sein Schritt nichts mit der nominellen Rückversetzung ins zweite Glied zu tun hatte, sondern eher in einigen atmosphärischen Störungen begründet war. So reibt sich Fink beispielsweise an der jüngsten Darstellung des Aufsichtsrats, dass man ihn stets objektiv über den Stand des Verfahrens auf dem Laufenden gehalten habe. Denn entgegen der Tatsache, dass die Spielkommission der Regionalliga offenbar schon von Beginn an klar ihre Bedenken äußerte, habe man ihm eher Hoffnungen gemacht, dass es weitergehen könnte. „Da hätte ich mir viel Arbeit ersparen können“, sagt der Ex-Profi. Endgültig von der Absage habe er erst am 28. Dezember erfahren, am 19. Dezember ging das „Nein“ der Regionalliga auf der Geschäftsstelle am Alsenweg ein. „Am Ende war auch kein Vertrauensverhältnis mehr da“, sah der 35-Jährige keine Basis mehr.

Mit dem ihm in Anschluss unterbreiteten Aufgabengebiet konnte sich Fink ebenfalls nicht anfreunden. So sah ihn der neue Sportliche Leiter Jochen Kientz nicht zuletzt im Scouting-Bereich, Fink wollte dagegen vor allem direkt mit der Mannschaft arbeiten. Offenbar gab es auch Kritik an seiner Wintervorbereitung. „Da sollten sich die Aufgabengebiete nicht vermischen“, forderte Fink hier eine klare Trennung. „Wir hatten da sehr unterschiedliche Vorstellungen und ich sah mein bisheriges Engagement auch nicht mehr entsprechend wertgeschätzt. Aber so ist das im Fußball. Wenn neue Personen mit ihren Vorstellungen bestimmte Positionen einnehmen. Dann ist es besser, man zieht einen sauberen Strich und ich mache den Platz frei. Es hätte sonst vielleicht während der Saison geknallt und das wäre nicht im Sinn der Mannschaft und des Vereins gewesen, den ich weiterhin sehr mag“, erläuterte Fink seine Beweggründe, den Club schließlich endgültig zu verlassen.

Die Rückrunde

14. April 2018
Kickers Offenbach-SV Waldhof
Jubel nach dem Derby-Sieg vor dem Waldhof-Block
0:1

Die Rückrunden-Vorbereitung mit Neu-Trainer Bernhard Trares begann mit zwei Hallenturnieren (Platz 4 beim Sparkassen-Cup in Ketsch und Turniersieg beim „Mannheimer Morgen-Masters“) sowie einigen Testspielen gegen vorwiegend unterklassige Vereine. Auch im portugiesischen Trainingslager in Carvoeiro an der Algarve-Küste holte man sich den Feinschliff für eine famose Rückserie. Es gab nur eine einzige Niederlage (0:1 zu Hause gegen den FSV Frankfurt am 24. Februar) und aus zwölf Partien gab es neun Siege und drei Remis - darunter famose Erfolge in den schweren Auswärtsspielen bei Meister 1. FC Saarbrücken (1:0) und Kickers Offenbach (1:0) - gleichbedeutend mit Platz zwei in der Rückrunden-Tabelle hinter dem 1. FC Saarbrücken. So konnte bereits am vorletzten Spieltag zum dritten Male in Folge die Qualifikation für die Aufstiegs-Relegationsspiele gegen den Meister der Regionalliga West, dem KFC Uerdingen, gefeiert werden.

Aus im Badischen Pokal, Ausschreitungen überschatten Partie

Einen erneuten Wehrmutstropfen gab es dann zum wiederholten Male im Badischen Pokal, als man im Halbfinale beim Karlsruher SC mit 0:4 unterlag und somit erneut die Qualifikation für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal verpasste. Doch schlimmer als das Pokal-Aus waren die Begleitumstände vor und nach der Partie, die von Beginn an als Hochrisikospiel eingestuft wurde: Mehrere Polizisten wurden dabei durch Böllerwürfe leicht verletzt. Sie erlitten meist ein Knalltraumata. Direkte Auseinandersetzungen der Fangruppen konnten Polizeiangaben zufolge glücklicherweise verhindert werden. Die Polizei nahm acht Fans vorläufig fest, mehr als 1000 Polizeibeamte waren vor Ort. Bereits vor dem Spiel kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Karlsruher Innenstadt und rund um das Stadion. Nach Angaben der Polizei war die Situation bei Ankunft der Mannheimer Fans am Karlsruher Hauptbahnhof kurzfristig angespannt: Bei Flaschenwürfen und dem Zünden von Pyrotechnik wurde aber glücklicherweise niemand verletzt.

Beim Fanaufzug von Karlsruher Anhängern von der Innenstadt in Richtung Stadion wurden von einzelnen Fans Böller in Richtung der Polizei geworfen. Zudem wurde mit einer Leuchtsignalrakete in Richtung des Polizeihubschraubers geschossen. Da der Veranstalter kurz vor Spielbeginn noch mit einem großen Fanzulauf rechnete, wurde in gegenseitiger Absprache der Anstoßzeitpunkt um zehn Minuten auf 17.40 Uhr verlegt. Nach Angaben der Polizei wurde schon vor Spielbeginn in der Nähe des Stadions eine größere Anzahl an Pyrotechnik gefunden. Die Gegenstände wurden beschlagnahmt. Während dem Spiel wurde im Block des SV Waldhof weitere Pyrotechnik entzündet. Bei Würfen auf Polizeikräfte wurden zwei weitere Beamte leicht verletzt. Das Spiel musste kurz unterbrochen werden. Bei der Abreise war die Stimmung bei den Mannheimer Anhängern wohl unter anderem auch aufgrund von zuvor bekannt gegebenen Verzögerungen angespannt. Es kam aber zu keinen Ausschreitungen und der Bustransfer zum Bahnhof verlief laut Polizei diszipliniert ab.

Der Polizei-Einsatzleiter Lutz Schönthal zeigte sich dennoch nach dem Spiel sehr zufrieden mit dem Verlauf des Einsatzes. "Ich bin froh, dass die betroffenen Polizeibeamten nur leicht verletzt wurden und ihren Dienst zunächst fortführen konnten. Auch gelang es unseren Anti-Konflikt-Teams deeskalierend auf die Fangruppen einzuwirken. Unser Ziel der strikten Fantrennung ist erreicht worden."

Die Relegationsspiele – Spielabbruch und Krawallen im Rückspiel unrühmlicher Höhepunkt

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War man trotz der 0:1-Auswärts-Hinspielniederlage gegen den KFC Uerdingen im ersten Relegationsspiel noch zuversichtlich, gab es im Rückspiel am 27. Mai ein Szenario, was lange noch Gesprächsthema sein sollte. Als sich um kurz vor 14 Uhr ein zerfledderter Zombie aus dem blau-schwarzen Rauch über den stilisierten Gräbern an der Otto-Siffling-Tribüne des Carl-Benz-Stadions erhob, konnte das noch als halbwegs originelle Fan-Choreografie durchgehen, wie man sie auch aus anderen Fußball-Stadien mit begeisterungsfähigen Fans kennt. Doch keine 90 Minuten später herrschte der echte Horror: Rauchschwaden, ohrenbetäubende Böller, Blendraketen, bengalisches Feuer – angesichts dieses Infernos hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg keine andere Wahl mehr, als die Partie beim Stand von 1:2 (1:2) für Uerdingen in der 82. Spielminute zunächst zu unterbrechen. Doch selbst die Appelle von Sportchef Jochen Kientz und Trainer Bernhard Trares zeigten keine Wirkung. Auch sie bekamen weitere Raketen vor die Füße geschossen, ebenso wie die Mannschaften, die nach einer fast 20-minütigen Unterbrechung wieder auf den Platz kamen. Der Abbruch war spätestens hier alternativlos. Die Relegationsrunde Richtung 3. Liga hatte ihren handfesten Skandal.

Aufgeschaukelt hatten sich die Spannungen schon in der ersten Halbzeit, als Uerdinger Ultras nach dem Ausgleich auf der West-Tribüne auf Waldhof-Fans losgingen und die Polizei erstmals gefordert war. Zahlreiche Ordner versuchen einzugreifen, es gab erste Verletzte auf den Rängen. Polizeisprecher Christoph Kunkel sprach auf Anfrage des „Mannheimer Morgen“ von „sinnlosen Angriffen ohne jedes Maß“. Als die Lage für den SVW sportlich aussichtslos war, verfolgten dann die Randalierer auf der Ost-Tribüne ihren Plan, einen Spielabbruch zu provozieren. In einigen Internet-Foren wurde das offenbar schon vorab verabredet, es hagelte Pyro-Technik in rauen Mengen. „Ich weiß auch nicht, wie die so viel Zeugs ins Stadion bringen können. Das verstehe ich nicht“, fragte sich Coach Trares. Nach Informationen des „Mannheimer Morgen“ fand in der Nacht zum Samstag eine Grillparty der Waldhof-Ultras im Stadion statt – eine perfekte Gelegenheit, verbotenes Material zu deponieren. Sören Runke, Vorstand des Fan-Verbands Pro-Waldhof, zeigte sich schockiert. „Das war völlig unwürdig. Diese Aktionen müssen von A bis Z geplant gewesen sein“, vermutete Runke. Offensichtlich war zudem, dass auf der „Ost“ nur eine verhältnismäßig kleine Gruppe ganz bewusst so handelte, vom Rest der Fans aber nicht an ihrem Tun gehindert wurde. Bevor die Mannschaften auf den Platz zurückkamen und sich die Lage kurzzeitig beruhigt hatte, stand der schwarz vermummte Pulk provokativ in der Mitte der Ränge.

Damit dürfte auch die Strategie einer selbstverwalteten Fan-Kurve in Frage stehen, die Selbstreinigungskräfte im blau-schwarzen Fan-Lager reichen ganz offenbar nicht aus, um solche Geschehnisse zu unterbinden. „In anderen Stadien funktioniert das auch. Diese Chaoten gehören aber definitiv nicht zum SV Waldhof“, betonte Geschäftsführer Markus Kompp nach dem Desaster und verteidigte die Entscheidung, nicht massiv mit Ordnungskräften oder der Polizei im Block einzugreifen. „Bei Gewalt ist das eine andere Sache, aber bei Böllerwürfen können wir das für alle Seiten nicht verantworten. Da stehen immerhin auch noch richtige Fans des SVW. Das wirkt dann noch eher eskalierend“, meinte Kompp, der von „Idioten“ sprach, „die es einfach nicht raffen“. Polizeisprecher Kunkel fand ebenfalls deutliche Worte: „Der Einsatz solcher Raketen ist nicht nur durch Stadionordnung und das Sprengstoffgesetz verboten, sondern auch hochgefährlich. Inwiefern Verstöße vorliegen, werden wir durch die Sichtung von vorhandenem Videomaterial so schnell wie möglich prüfen.“

Obwohl starke Kräfte der Polizei auch nach der Partie dafür sorgten, dass sich Mannheimer und Krefelder nicht zu nahe kamen, kam es auch auf der Abreise der KFC-Fans immer wieder zu Rangeleien, die an der Theodor-Heuss-Anlage in Flaschen- und Steinwürfen gegen Polizisten gipfelten. In wie vielen Körperverletzungsdelikten genau ermittelt wird, war am Sonntagabend noch unklar. Fest stand nur, dass sich der SVW einmal mehr viel Kredit für eine bessere Zukunft verspielt hatte. Was hängenblieb, war die hässliche Zombie-Fratze vom Auftakt des gruseligen Spektakels. „Es ist schade für den Club, dass es so zu Ende geht. Genau diese Fans, die das heute gemacht gehaben, haben uns die ganze Saison sensationell unterstützt. Deshalb macht es mich umso trauriger, dass diese Gruppe die Nerven verloren hat. Man muss auch mit Anstand verlieren können“, kommentierte Trainer Trares die Vorkommnisse.

SVW-Geschäftsführer Markus Kompp hingegen kündigte harte und konsequente Reaktion bei beteiligten Personen an. "Das sind keine Fans, das ist nicht Waldhof Mannheim, was da passiert ist. Das sind Idioten, die wir nicht mehr im Stadion sehen wollen. Die wollen wir bei unseren Spielen nicht mehr sehen. Wir werden da harte Konsequenzen daraus ziehen", sagte Markus Kompp der Deutschen Presse-Agentur am Tag danach. Man werde den Abbruch mit der Stadt, der Polizei und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufarbeiten und dabei versuchen, einen Weg zu finden, dass das in Mannheim nicht mehr vorkommen könne. "Da sind wir bereit, jeden Weg mitzugehen", sagte Kompp. Zu einer erwarteten Strafe durch den DFB sagte er: "Der DFB wird eine Bestrafung vornehmen. Das ist in Ordnung, die werden wir auch akzeptieren." In welcher Verbindung die Täter mit dem Verein stehen, wollte Kompp nicht spekulieren. "Wir sind in der Aufarbeitung, die Zuordnung ist noch nicht erfolgt. Ich will das nicht pauschalisieren und Ultras vorverurteilen", sagte er und bestätigte zugleich eine Grillparty am Samstagabend im Stadion. "Diese Grillparties gibt es, allerdings auch unter der Saison. Das hat eigentlich einen präventiven Charakter. Wir werden schauen, ob diese Veranstaltung dazu genutzt wurde, um dem Verein zu schaden."

Derweil sichteten Polizei-Ermittler das vorhandene Videomaterial auf der Suche nach den Tätern. "Es sind mehrere Kameraeinstellungen, die jetzt komplett gesichtet werden", sagte ein Polizeisprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Das kann sich über mehrere Wochen hinziehen." Bei den Ausschreitungen wurden insgesamt 45 Menschen verletzt, darunter sechs Polizisten. Es gab laut Polizei zehn Festnahmen und 24 Strafanzeigen. Deren Zahl kann sich nach Auswertung der Aufnahmen dem Sprecher zufolge aber noch erhöhen. "Es wird auf jeden Fall bei jeder Tat ein Strafverfahren eingeleitet", kündigte er an - notfalls gegen unbekannt. Ihm zufolge kommen zahlreiche Delikte in Frage - von Körperverletzung über Landfriedensbruch bis hin zu Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Durch die Videoaufnahmen wollen die Ermittler auch herausfinden, wie viele Raketen gezündet wurden und von wem, wie der Sprecher sagte. „Man kann verlieren – aber nicht so“, kommentierte der Aufsichtsrat, Investor und Mäzen in Personalunion, Bernd Beetz, das unrühmliche Ende des Sonntagnachmittags gegenüber dem „Mannheimer Morgen“. Das geht gar nicht und ist natürlich das Schlimmste, was dem Verein passieren kann, wenn es darum geht, neue Sponsoren zu gewinnen. Das müssen wir gründlich aufarbeiten“, betonte der Unternehmer im Waldhof-Trikot, der schon das Hinspiel live verfolgt hatte. Dort stand er in Duisburg inmitten des Fan-Blocks. „Ich glaube, wir hätten es da entscheiden können“, trauerte auch der Gönner den vergebenen Chancen an der Wedau nach. Trotz des dritten Scheiterns, dem damit verbundenen Abbruch-Chaos und seinem künftigen Job als Aufsichtsratschef bei Kaufhaus-Gigant Galeria Kaufhof ab dem 6. Juni hat Beetz die Lust an seinem Engagement offenbar noch nicht verloren. „Lassen Sie mich erst mal zur Ruhe kommen“, bat der 68-Jährige um eine kurze Verschnaufpause, widmete sich aber zugleich den Zukunftsthemen beim SVW. So setzt Beetz beispielsweise weiter auf die Sportliche Führung um Trainer Bernhard Trares und Sportchef Jochen Kientz.

„Wir haben eine fantastische Rückrunde gespielt. Das ganze Team hat eine super Arbeit gemacht“, beurteilte der maßgebende Mann im Aufsichtsrat das letzte halbe Jahr und sah deshalb keinen Grund, an dieser Stelle das Personal auszutauschen. „Wir verstehen uns gut, es funktioniert gut. Wenn wir zusammen weitermachen wollen, machen wir weiter. Wann ein Vertrag unterschrieben wird, ist eher zweitrangig. Da sind wir nicht so formalistisch“, meinte Beetz, der mit etwas Galgenhumor schon an den nächsten Anlauf dachte: „Mit Aufstiegsspielen haben wir nicht so gute Erfahrungen gemacht. Jetzt muss unser Ziel eben sein, Erster in der regulären Runde zu werden. Die Polizei indes hatte bereits am Tag danach eine Sonder-Ermittlungsgruppe mit dem Namen "Relegation" gebildet, die Videos aus dem Stadion und aus dem Raum drumherum auswertete. Wiederum einen Tag später musste der SV Waldhof eine Stellungnahme beim Deutschen Fußball-Bund abgeben.

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Waldhof-Geschäftsführer Kompp trat möglichen Vermutungen entgegen, dass ein Teil der Waldhof-Anhänger am Samstag einfach bis zum Sonntag im Stadion geblieben sei und somit Vorbereitungen für die gewalttätigen Ausschreitungen getroffen hätten. "Diese Aufwärm-Feiern sind bei uns klar geregelt. Die Besucher dieser Feier sind nicht bis Sonntag geblieben", sagte Kompp. Er geht davon aus, dass die Krawall-Macher vom Sonntag "Leute waren, die sonst nicht zum Waldhof gehen". Kompp verwies im Zusammenhang mit dieser Feststellung auf Videoauswertungen des Vereins. Wie auf den Filmaufzeichnungen sichtbar werde, ob es sich um regelmäßige oder einmalige Stadion-Besucher handelt, konnte der Geschäftsführer nicht sagen. Der Polizeisprecher sagte dazu, es gebe bei der Polizei "keine Erkenntnisse, ob es sich bei den Tätern um einmalige oder regelmäßige Besucher des Stadions" handele.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mannheim, Thomas Mohr, hatte in einer Mitteilung die Frage gestellt: "Wenn nun im Stadion eine Party der besagten Szene in der Nacht vor dem Spiel stattgefunden hat, ist dies zumindest zu hinterfragen, ob man hier zu wenig Kontrolle ausgeübt hat." Er griff die Vereinsführung des SV Waldhof scharf an und sagte, hier werde an manchen Stellen "falsche Betroffenheit" vorgespielt. Die Führung des Klubs kenne die Probleme schon lange, ohne sie entsprechend konsequent anzugehen. Der Polizeisprecher sagte weiter, es gebe keine Strafanzeige gegen den Verein. Zurzeit werde geprüft, ob die Pyrotechnik wie Böller und Feuerwerk "organisiert ins Stadion gekommen sind". Weiter hieß es, die Ermittlungen konzentrierten sich auf Landfriedensbruch, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, gefährliche Körperverletzung, Widerstands gegen Beamte sowie Beleidigung. Nach Angaben der Polizei wurden insgesamt 45 Personen während des Einsatzes verletzt, davon sechs Polizeibeamte. Von einem verletzten Kind, über das in Sozialen Netzwerken Gerüchte verbreitet wurden, war der Polizei bis Montagnachmittag indes nichts bekannt. "Wir haben nach unseren Erkenntnissen keine Anzeige vorliegen", so ein Polizeisprecher auf Nachfrage des „Mannheimer Morgen“. Demnach gab es zehn Festnahmen, bislang seien 24 Strafanzeigen gefertigt worden.

Der Organisatorische Leiter Rettungsdienst nannte am Montag eine höhere Zahl von Verletzten als die Polizei. "Rechnet man alle mit dem Spiel in Zusammenhang stehenden Einsätze innerhalb und außerhalb des Stadions, kommt man auf 80 erkrankte oder verletzte Personen", sagte er dem "Mannheimer Morgen". "Es herrschte eine extrem aggressive Grundstimmung vor", schilderte er die Situation: "Vor meinen Augen wurden Polizisten mit Mülltonnen und Schirmständern beworfen", sagte er. Kurz nach dem Spielabbruch sei es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen "einem Mob von rund 100 Personen" und Polizisten im Bereich der Haupttribüne gekommen, die von der Polizei auch nur durch den Einsatz von Reizgas niedergeschlagen werden konnte. Er stand direkt dabei, viele Unbeteiligte seien in die Reizgasschwaden geraten. "Dadurch gab es dann innerhalb von wenigen Minuten etwa 25 Betroffene, die ich im VIP-Bereich des Stadions sammelte". Ihnen half er bei der Reinigung der Augen mit Wasser, obwohl er selbst mit Atemwegsreizungen und Augenbeschwerden zu kämpfen hatte. Der Sanitätsdienst im Stadion - 30 Helfer und ein Notarzt - sei zu dieser Zeit durch andere Einsätze gebunden, der reguläre Rettungsdienst ohnehin ausgelastet gewesen.

Der Einsatzleiter mobilisierte kurzfristig weitere 45 ehrenamtliche Rettungskräfte von Johannitern, Maltesern und Rotem Kreuz, die sich wegen der gewalttätigen Auseinandersetzungen vor dem Stadion teils weit entfernt unter der Carlo-Schmid-Brücke, teils auf dem Gelände des Bildungszentrums der Bundeswehr postierten. Daher habe man an dem Abend auch nicht mehr alle versorgten oder verletzten Personen sofort erfassen können. Zudem seien die Mobilfunknetze teilweise zusammengebrochen. "Dank der hervorragend agierenden Polizei konnte eine weitere Eskalation mit vielen Verletzten verhindert werden", so der Zeuge. Nach Informationen des "Mannheimer Morgen" hatte es am Sonntagabend - mehrere Stunden nach dem Spielabbruch - von etwa 21.30 Uhr bis etwa Mitternacht nochmals eine Art Nach-Feier im Carl-Benz-Stadion gegeben. Wie viele Anhänger zugegen waren, ließ sich nicht ermitteln. Auch ob darunter diejenigen waren, die für den Krawall und die Gewalt verantwortlich waren, war unklar.

Die Chronologie der Tage danach / Waldhof bleibt viertklassig

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Montag, 28. Mai: Der SV Waldhof Mannheim nimmt Stellung zum Spielabbruch und verabschiedet einen Maßnahmenkatalog. Der SV Waldhof Mannheim ist bestürzt über die Vorkommnisse beim Aufstiegsheimspiel gegen den KFC Uerdingen, die zu einem Abbruch des Spiels geführt haben. „Wir verurteilen das Fehlverhalten einer Gruppe von ca. 50 Personen auf das Schärfste und bitten alle übrigen Besucher des Spiels um Entschuldigung für dieses Verhalten“. >> Stellungsnahme zum Spielabbruch

Dienstag, 29. Mai: Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wertete das abgebrochene Relegations-Rückspiel zwischen Waldhof Mannheim und dem KFC Uerdingen im Einzelrichter-Verfahren mit 2:0 für die Krefelder. Der Verein sei "für seine Zuschauer verantwortlich" und "das Verschulden der Zuschauer dem Verein zuzurechnen". Daher sei die Spielwertung "zwingend vorgegeben", erklärte Stephan Oberholz, der stellvertretende Vorsitzende des DFB-Sportgerichts. Über mögliche Strafen gegen den Mannheimer Regionalligisten werde das Sportgericht nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss gesondert entscheiden, hieß es in der Mitteilung weiter. Der Fan-Dachverband „Pro Waldhof“ schließt die Fangruppierung „Ultras“ aus. In einer Mitteilung von „Pro Waldhof“ hieß es dazu: „Unbefristet, mindestens solange, bis die Geschehnisse des Spielabbruchs vollständig aufgearbeitet sind.“

Mittwoch, 30. Mai: Eine möglicherweise zu spät hinterlegte Finanzreserve könnte den KFC Uerdingen um den Aufstieg in die 3. Liga bringen. Der Antrag des Meisters der Regionalliga West auf die Zulassung zur 3. Liga wird vom zuständigen Beschwerdeausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am kommenden Montag, den 4. Juni verhandelt, teilte der DFB am Mittwochabend mit. Hintergrund ist eine offenbar nicht fristgerecht eingereichte Liquiditätsreserve, die alle Clubs bis zum gestrigen Dienstag beim DFB hinterlegen mussten. "Die mit der Bedingung geforderte Liquiditätsreserve des KFC Uerdingen ging nach derzeitigem Stand am Dienstag möglicherweise erst nach Ablauf der Ausschlussfrist ein. Die Nichteinhaltung der Frist hätte nach den Statuten zur Folge, dass die Bedingung nicht erfüllt ist und daher keine Zulassung erteilt werden könnte", hieß es in der DFB-Mitteilung. Der KFC wies den Vorwurf umgehend zurück: "Im Lizenzverfahren haben wir alle Punkte in vollem Umfang erfüllt, zu 100 Prozent transparent und korrekt gearbeitet und finanzielle Garantien in einer Höhe abgegeben, die in dieser Liga in Deutschland einmalig sind. Wir haben das Geld sogar zwei Mal überwiesen, unsere Garantien sind tadellos und finanziell die stärksten in der 3. Liga", wurde Club-Chef Michail Ponomarew auf der Vereins-Homepage zitiert. Sollte der KFC nicht aufsteigen können, werde er sein Engagement beenden, betonte er. "Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins eine Relegation gewonnen, inklusive des chaotischen Spiels in Mannheim, bei dem wir, unsere Familien und Spieler angegriffen, beleidigt und bespuckt worden sind. Wir haben geschwiegen, uns professionell verhalten und uns den Aufstieg verdient", sagte Ponomarew.

Donnerstag, 31. Mai: "Wir werden jetzt nicht in Jubel ausbrechen", sagte Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp der Deutschen Presse-Agentur. "Ja spannend ist es auf jeden Fall, man müsse Montag aber in Ruhe abwarten“, gab er dem „Mannheimer Morgen“ zu Papier. Achim Schröder, Vorsitzender des Fanverbands "Pro Waldhof" beschäftigt sich nicht mit dem möglichen Aufstieg. "Die Aufarbeitung der Vorfälle steht für unseren Fanverband im Vordergrund. Und alles andere werden wir am Montag sehen“, so Schröder auf Nachfrage des "Mannheimer Morgen". Kritik an einem möglichen Aufstieg wegen einer möglichen fehlenden Zulassung des KFC begegnet er mit einem Verweis aus das Regelwerk: „Es gibt Regeln des DFB, darauf haben wir keinen Einfluss. Das gilt sowohl bei Strafen als auch bei Regularien zum Aufstieg. Daran muss sich jeder halten.“ Trotz der noch nicht feststehenden Ligazugehörigkeit gaben die Blau-Schwarzen die ersten Neuzugänge bekannt, ebenso wurde der „Sommerfahrplan“ mit dem bisherigen Coach Bernhard Trares bekannt gegeben – ein Indiz dafür, das die Vertragsverlängerung wohl kurz bevor stand.

Freitag, 1. Juni: In den sozialen Netzwerken und lokalen Redaktionen der Tageszeitungen geht es drunter und drüber. Ein emotionaler „Hilferuf“ des Torwarts des KFC Uerdingen („Es geht um Menschen, die eine schwangere Frau an ihrer Seite haben und in Ungewissheit warten müssen, ob sie eine Wohnung für ihre zukünftige Familie haben und Unterhalt aufbringen können. Es geht nicht um große Millionenbeträge oder Luxussituationen, sondern um Existenzen und Zukunftsaussichten.“) und Statements des Präsidenten und Investors Ponomarew (Rückzug bei Lizenzverweigerung) werden heftigst im Netz diskutiert und kontrovers kommentiert. Unbeeindruckt davon der SV Waldhof, der mit Maurice Hirsch einen weiteren Neuzugang für die kommende Spielzeit offiziell vorstellte.

Montag, 4. Juni: Die vom Zulassungsbeschwerdeausschuss getroffene Entscheidung zur endgültigen Lizenzierung gab der Vorsitzende Dr. Rainer Koch in Begleitung des Interessensvertreters des KFC Uerdingen, Anwalt Christoph Schickhardt, schließlich um 17.30 Uhr im Livestream von DFB-TV bekannt. Ausgangspunkt war, dass am Ende der Frist am 29. Mai, 15.30 Uhr, 1,2 Millionen Euro auf das Konto des DFB hätten überwiesen sein müssen. Dies war nicht der Fall, teilte Koch mit. Dafür gebe es eine Ausschlussfrist, bei Verstreichen dieser Frist sei der Verein im Normalfall ausgeschlossen vom Lizenzierungsverfahren. Die Zahlung sei nicht fristgerecht eingegangen, es erfolgte eine sorgfältige Aufklärung, ob das dem KFC angelastet werden könne. Daraufhin habe der DFB den KFC um Aufklärung gebeten.

Der DFB habe dann einstimmig entschieden, dass der KFC Uerdingen die Lizenz dennoch erhält. Die Frist von 15.30 Uhr am 29. Mai sei zwar nicht eingehalten worden, aber dafür habe es Gründe gegeben: Der KFC habe nicht die Überweisungsform veranlasst, die das Geld rechtzeitig auf das Konto des DFB gebracht hätten. Die Überweisung war bereits am Montag, 28. Mai, auf den Weg gebracht worden. Das Geld erreichte das DFB-Konto am Morgen des 29. Mai, jedoch ohne sogenannte Valutierung. Daraufhin sei der KFC umgehend informiert worden. Eine folgende Blitzüberweisung seitens des KFC hätte den DFB fast rechtzeitig erreicht, ging aber erst um 15.50 Uhr auf das Konto ein. Die Valutierung der ersten Überweisung habe der DFB erst am Mittwoch, 30. Mai, einsehen können. SVW-Geschäftsführer Markus Kompp sagte zur Entscheidung: „Es ist leider nicht zu ändern. Wir werden voll fokussiert die Herausforderung in der vierten Liga angehen und erneut um den Aufstieg kämpfen“. Dass im Jahre 2001 wegen eines ähnlichen Vorgangs der SV Wilhelmshaven seinerzeit vom DFB keine Lizenz erhielt, machte diese Entscheidung für Waldhof-Anhänger allerdings nur schwer verdaulich – sportliche Aspekte hin oder her (Kommentar der Redaktion waldhofwiki).

Die Nachwuchsteams

Die U23 war in der Vorrunde mit dem neuen Trainer Peter Brandenburger das Maß aller Dinge, lange auch unangefochten Tabellenführer in der Landesliga Rhein-Neckar. Doch eine schwache Rückrunde machten die Aufstiegshoffnungen zu Nichte, Platz drei und zehn Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz zwei das nüchterne Ergebnis am Rundenende. Die U19 (Tabellenplatz 3), die U17 (Tabellenplatz 6) und die U15 (Tabellenplatz 3) spielten ebenfalls lange um Aufstiegsplätze mit, mussten sich am Ende der Saison dann der Konkurrenz geschlagen geben. Enttäuschend verlief die die Saison in der Verbandspokalrunde. Für die U19 war bereits im Viertelfinale Endstation gegen den VfB Eppingen, ebenso für die U17 gegen den Nachwuchs der Amicitia Viernheim und der U15 gegen den Karlsruher SC.



Die Saison wirtschaftlich

Lizenzerteilung ohne Probleme

Die unausweichliche Realität für den SV Waldhof sah nach dem verpassten 3.Liga-Aufstieg so aus, das die Mannheimer am 27. Juli in ihre mittlerweile siebte Regionalliga-Saison in Folge starteten. Die Lizenz dafür ist nach Angaben von Markus Kompp erteilt worden, wirtschaftlich mussten die Waldhöfer laut ihrem Geschäftsführer keine Abstriche machen: "Wir werden mit einem konkurrenzfähigen Regionalliga-Etat in die kommende Spielzeit gehen, der mit dem in dieser Saison vergleichbar ist." Zu den Planzahlen wollte sich der Schwabe allerdings genauso wenig äußern wie zu Gerüchten um ein angeblich mittleres sechsstelliges Minus aus der letzten Saison. Er verwies auf das Erstinformationsrecht der Mitglieder, die auf der Jahreshauptversammlung im Herbst die Zahlen erfahren sollten. Zwei Millionen Euro für den Waldhof-Etat 2017/2018 dürften eine realistische Größenordnung sein.

Weiter in führender Position mit im blau-schwarzen Boot saß dabei Investor Bernd Beetz. "Ausgeschlossen" ist es laut Kompp, dass der Parfüm-Millionär nach dem erneuten sportlichen Rückschlag das Interesse am Club verliere: "Wir haben ein gemeinsames Ziel." Es ist zudem unrealistisch, dass Beetz für seine Millionen-Einlage als Stammkapital der Spielbetriebs-GmbH in der aktuellen Lage überhaupt einen geeigneten Interessenten fände. Beetz selbst hatte die Langfristigkeit seines Engagements beim SVW in einem Interview im Winter-Trainingslager in der Türkei betont: "Wenn es diese Saison nicht klappt, werden wir es nächstes Jahr wieder probieren."

Kurz vor dem Trainingsauftakt hatte das DFB-Sportgericht wegen zweier Fälle eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger den Verein mit einer Geldstrafe in Höhe von 5500 Euro belegt. Erstes Vergehen: Vor dem Relegations-Hinspiel um den Aufstieg in die 3. Liga gegen den SV Meppen am 28. Mai wurde im Mannheimer Zuschauerbereich Pyrotechnik gezündet. Zweites Vergehen: Nach dem Relegations-Rückspiel beim SV Meppen am 31. Mai wurden aus dem Zuschauerblock der Gäste aus Mannheim zwei Böller und eine bengalische Fackel in Richtung der Polizeikette geworfen. Waldhof hatte dem Urteil zugestimmt, es war damit rechtskräftig.

DFB-Posse um Chinas U20-Auswahl

Eine weitere bemerkenswerte Schlagzeile gab es einmal mehr von den Spitzengremien des DFB: Von der kommenden Saison an sollte die U20-Auswahl Chinas in der Regionalliga Südwest kicken um Spielpraxis für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu sammeln. Hintergrund ist eine vertraglich fixierte Kooperation zwischen dem Weltmeister Deutschland und dem Fußball-Entwicklungsland China. Angeblich sei der revolutionäre Plan bei den 19 Vereinen aus Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wohlwollend aufgenommen worden. "Sie stehen der Idee positiv gegenüber", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann dem "Kicker-Sportmagazin". Nicht zuletzt auch dank eines finanziellen Anreizes, denn für die zwei zusätzlichen Saisonpartien an den spielfreien Wochenenden gibt es vom chinesischen Verband für jeden Club 15 000 Euro. Doch noch bevor „der Deal“ am 5. Juli in Berlin in Anwesenheit von Chinas Staatspräsident Xi Jinping schließlich offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt wurde gab es heftige Reaktionen auf allen Ebenen: er sorgte unter den 19 Regionalliga-Vereinen des Südwestens für Ablehnung, Skepsis, Spott und Wohlwollen - aber keineswegs für einhellige Zustimmung. "Der SV Waldhof hat keine Zustimmung erteilt. Aktuell sind die notwendigen Details für uns noch nicht vollumfänglich geklärt", sagte Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp. Der Fußballverein erklärte auf seiner Facebook-Seite, er werde "nach interner Absprache auch an keinem Spiel" gegen die Mannschaft aus China teilnehmen. Dies stand allerdings im Widerspruch zu den Aussagen von Regionalliga-Geschäftsführer Felix Wiedmann, der behauptet hatte, alle 19 Clubs hätten schon Zustimmung signalisiert. Heftige Kritik an den Plänen kam auch aus der Oberliga Baden-Württemberg. "Das ist eine schallende Ohrfeige für alle Fußball-Fans. Die Frage ist doch: Geht es dem DFB um eine 20. Mannschaft oder geht es ums Geld?", erklärte Steffen Vahldiek, Vorstand des FSV Bissingen, der "Heilbronner Stimme". Für den 54-Jährigen liegt die Antwort auf der Hand. "Es geht nur ums Geld." Vahldiek fordert deshalb: "Der DFB muss alle Geldflüsse mit den Chinesen offenlegen. Was zahlen die an den DFB, wie viel kommt bei den Regionalliga-Clubs an?"

Sensibel und ironisch regierten die Stuttgarter Kickers auf die in einer Boulevardzeitung verbreiteten Zitate eines Clubfunktionärs, das so nicht gefallen sein soll. Man habe nicht gesagt, dass dem chinesischen U20-Team in Degerloch der rote Teppich ausgelegt würde, teilten die Schwaben auf ihrer Homepage mit. "Richtig ist: Die Stuttgarter Kickers sind Teamplayer und stehen natürlich im Austausch mit dem zuständigen Verband." Der Verein betonte aber, dass es "Gesprächsbedarf und viele Diskussionen zum Vorschlag des DFB" gebe. Empört war der Präsident des Südwest-Absteigers FK Pirmasens, der als Sechstletzter der Regionalliga abgestiegen war. "Je länger ich darüber nachdenke, desto verschaukelter komme ich mir vor", sagte Karsten Volberg dem Magazin "11Freunde". "Denn was die Liga jetzt mit der chinesischen Mannschaft plant, ist eigentlich genau das, was wir vor ein paar Wochen beantragt haben: Eine Aufstockung auf 20 Mannschaften." Der Antrag habe aber nie eine faire Chance gehabt. "Hier ist seit Monaten eine Kooperation geplant, zwischen der Bundesregierung und China", sagte Volberg. Und dieses Modell klappt nur bei 19 Mannschaften. Unser Antrag hatte nie eine faire Chance." Eher neugierig war Hessen Kassel, das nach dem Insolvenzantrag mit einem Neun-Punkte-Abzug in die neue Saison startete, was das exotische China-Projekt bringen könnte. "Das ist sicherlich ein Blick über den Tellerrand", sagte KSV-Trainer Tobias Cramer der "Hessischen Niedersächsischen Allgemeine". "Es ist aber schön, dass wir das miterleben dürfen."

Roland Seitz, Sportvorstand des Regionalliga-Ersten SV Elversberg, hielt angesichts der ausgelobten 15 000 Euro vom DFB das Finanzielle für attraktiv. "Es gibt viele Vereine, die das Geld gut gebrauchen können", sagte er der "Saarbrücker Zeitung". Offen für die Aufstockung mit dem Team aus China war der Präsident von Drittliga-Absteiger FSV Frankfurt. "Neues stößt immer auf Skepsis. "Wir halten es jedoch für wert, dass es getestet wird", sagte Michael Görner. Aber auch die Fanvertretungen der Vereine meldeten sich noch zu Wort. So wandte sich beispielsweise der Mannheimer Fandachverband "Pro Waldhof" gemeinsam mit elf weiteren Fan-Initiativen - unter anderem aus Offenbach, Saarbrücken und Stuttgart - in einem Offenen Brief an den DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann.

"Die Interessen der Fans, welche ihre Mannschaften Woche für Woche in den Stadien anfeuern, spielen nur noch eine untergeordnete, zunehmend sogar gar keine Rolle mehr", heißt es dort mit Blick auf die wachsende Kommerzialisierung des Fußballs: "Allerspätestens dieser Schritt, eine Mannschaft zu reinen Werbezwecken in unsere Liga zu implementieren, geht endgültig zu weit." Das Argument, bei dem China-Projekt gehe es um Völkerverständigung, sei "irreführend", da die "offenkundigen finanziellen Interessen des DFB" verschwiegen würden. Die den Regionalligisten in Aussicht gestellten 15 000 Euro für zwei Partien sind nach Ansicht der organisierten Fans keine "attraktive Entlohnung", zumal Fixkosten und ehrenamtliches Engagement gegengerechnet werden müssten. Außerdem werde die "Wertigkeit der Liga durch eine zusätzliche Mannschaft, welche diese lediglich als Trainingsort für höhere Ziele nutzt, deutlich beschädigt" - mit negativen Folgen für Sponsorenumfeld und Spieler. Die Eingliederung der chinesichen U 20 widerspreche dem Fairplay-Gedanken, werfe in Hinblick auf die autoritären Zustände im Land des Kooperationspartners auch moralische Fragen auf und sei in einem "intransparenten Verfahren in Hau-Ruck-Manier" eingeführt worden: "Wir als Fans wurden von der Nachricht förmlich überrumpelt." Der Brief schloß mit einem Appell an den zuständigen DFB-Vize: "Herr Zimmermann, stoppen Sie den weiteren Ausverkauf des Fußballs und werden Sie Ihrer Verantwortung gegenüber Vereinen, Spielern und Fans gerecht."

Am 11. Juli wurde auf der Managertagung der Regionalliga schließlich bekannt gegeben, dass tags zuvor über ein Vertragswerk entschieden wurde: Die Olympiaauswahl Chinas wird zum Rückrundenbeginn der Regionalliga am 19. November den Testspielbetrieb aufnehmen – auf freiwilliger Basis der Vereine. Für jede Partie genehmigt der chinesische Fußballverband eine Garantiesumme von 15.000 Euro. Eine Zahlung in dieser Höhe war zuvor für zwei Spiele vorgesehen gewesen. Die Stuttgarter Kickers, die TuS Koblenz und der 1. FSV Mainz 05 II gaben bekannt, wie der SV Waldhof keine Testspiele austragen zu wollen. Und kurz vor Weihnachten dann plötzlich die Rolle rückwärts: "Nach eingehenden Gesprächen" hatte sich der DFB und der Chinesische Fußball-Verband (CFA) auf eine komplette Beendigung der eigentlich für die restliche Spielzeit vorgesehenen Freundschaftsspielserie verständigt. Hintergrund: Nachdem das Auftaktspiel der Serie beim TSV Schott Mainz unterbrochen worden war, weil die chinesische Mannschaft das Feld verlassen hatte, als einige tibetische Flaggen im Stadion gezeigt wurden, waren die folgenden Freundschaftsspiele für das restliche Jahr 2017 vorzeitig vorübergehend abgesagt worden. Somit (wieder einmal) viel Wind um quasi nichts.

Zahlen und Fakten in der Mitgliederversammlung

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Am 27. November hatte im Kulturhaus Waldhof die ordentliche Mitgliederversammlung des SV Waldhof Mannheim vor 142 stimmberechtigte Mitglieder stattgefunden. Eines der Hauptthemen waren Meinungsverschiedenheiten zwischen dem e.V. und der seit Januar 2017 ausgegliederten Spielbetriebs GmbH, die in Zukunft regelmäßig durch einen „runden Tisch“ geben behoben werden sollen. Im Bericht des Geschäftsführers der Spielbetriebs GmbH, berichtete Markus Kompp vom schwierigen Start der GmbH, mit einem Minus von rund 700.000 €, das einerseits entstanden war, durch den Ausstieg vieler Sponsoren, die sich als Mitglieder der Mannheimer Runde beim SV Waldhof engagiert hatten und danach ihr Sponsoring beendet hatten und andererseits durch die Erhöhung des Etats für Spielergehälter, von 1,6 Mio. Euro, auf 2,5 Mio. per anno. Auch für die aktuelle Spielzeit sah es nicht anders aus. Kompp rechnete mit einem Minus von 655 000 Euro, was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass das Budget um 286 000 Euro erweitert wurde, um sportlich konkurrenzfähig zu sein. Ausgeglichen wurden und werden die Defizite jeweils durch GmbH-Geldgeber Bernd Beetz und die Beteiligungsgesellschaft seines Sohnes Christian, der Neun10hundert07 GmbH.

Die Regionalliga-Reform

Weitaus spannender – und vor allem richtungsweisender – war hingegen die am 8. Dezember beschlossene (allerdings hoch komplizierte) Regionalligareform: Statt bisher drei steigen ab der Saison 2018/19 vier Vereine aus fünf Regionalligen in die 3. Liga auf. Einer der Aufsteiger ist stets der Meister der Südwest-Staffel. Der zweite Aufsteiger ist im kommenden Jahr der Meister der Nordost-Liga. Und der dritte fixe Aufsteiger wird zwischen den Gewinnern der verbleibenden drei Ligen ausgelost. Die beiden übrig gebliebenen Meister spielen um den vierten Platz und haben dafür in der darauffolgenden Spielzeit ihre Aufstiegsplätze sicher. Den letzten Aufsteiger in der Saison 2019/20 machen dann der Nordost-Meister und der Lossieger des vorangegangenen Jahres unter sich aus. "Ich bin froh, dass sich etwas tut. Trotzdem bleibe ich auch dabei: Jeder Meister muss aufsteigen. Wichtig ist, dass da jetzt Bewegung in die Sache kommt. Ich kann aber auch den Westen oder Bayern verstehen, die vielleicht im ersten Jahr keine Verbesserung sehen. Sie müssen ja auf das Losglück hoffen. Es ist einfach schwer eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind - inklusive der Drittliga-Klubs." so in einem ersten Statement Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp.

Der Lokurlu-Zivilprozess

Es war ein spektakulärer Zivilprozess, den es in solch einer Konstellation vielleicht nur beim SV Waldhof geben konnte - und bei dem die Brisanz aus allen Ritzen dampfte. Die Spielberater-Agentur der Brüder Murat und Orhan Lokurlu verklagte die Spielbetriebs-GmbH des Fußball-Regionalligisten auf die Zahlung einer Provision, die beim Transfer von Ex-Spieler Philipp Förster im Februar 2017 zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg fällig gewesen sein soll. Der Mittelfeldspieler wechselte damals für die festgeschriebene Ablöse von 90 000 Euro nach Franken, sein Berater, der gestern krank fehlte, fordert von dieser Summe den in einer zusätzlichen vertraglichen Vereinbarung festgelegten Anteil von 40 Prozent - also mindestens 36 000 Euro plus eine Beteiligung an möglichen Bonuszahlungen. Der SV Waldhof lehnte dies ab.

Das ist aber nur der Hintergrund für einen Prozess, wie ihn Lokurlus Anwalt Christoph Schickhardt, einer der bekanntesten deutschen Sportrechtler, laut eigener Aussage "noch nie erlebt hat". Denn die Lokurlu-Fraktion hatte gleich den kompletten Mannheimer Vorstand - inklusive des aktuellen Präsidenten Klaus-Rüdiger Geschwill - als Zeugen vorgeladen. Was die reichlich kuriose Konstellation erzeugte, dass Geschwill, der frühere Vereinschef Steffen Künster und der ehemalige Sportvorstand Klaus Hafner de facto gegen den eigenen Verein aussagen mussten. Denn das Trio bestätigte den offenbar bei der Vertragsverlängerung mit Förster im November 2015 unterzeichneten Provisionsvertrag mit Lokurlu, auch wenn Geschwill zugab: "Ich war von der Höhe nicht begeistert, aber letztendlich haben wir es dann so gemacht."

Ins Kreuzfeuer von Geschäftsführer Markus Kompp sowie des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und Rechtsanwalts Giovanni Bava als Vertreter der Spielbetriebs-GmbH geriet vor allem Hafner, der sein Amt als Sportvorstand auch wegen Berichten von einer angeblich zu großen Nähe zu Lokurlu im November 2016 zur Verfügung gestellt hatte. Die beiden Vertreter der SVW-GmbH deuteten bei ihren Wortmeldungen und Fragen mehrfach an, dass der Provisionsvertrag ein Alleingang Hafners gewesen sein könnte - zumal der Zusatzvertrag nicht wie sonst üblich und formell notwendig von einem zweiten Präsidiumsmitglied gegengezeichnet worden war. Die Atmosphäre im Saal 125 des Landgerichts war so angespannt, dass Hafner Kompp an einer Stelle angiftet, er soll doch bitte die "Spitzfindigkeiten" unterlassen.

Geschwill und Künster unterstützten mit ihren Aussagen indes Hafners Version. Die Extrazahlung sei im Präsidium abgesprochen gewesen. Die fehlende zweite Unterschrift unter dem Vertrag kann sich keiner aus dem ehemaligen Präsidium erklären, normalerweise seien alle Dokumente, die gegengezeichnet werden mussten, am Alsenweg hinterlegt worden. Hafner wiederum verteidigte die erstaunliche Größenordnung damit, dass Lokurlu dem Waldhof in finanziell schweren Zeiten junge, talentierte Spieler wie Förster für kleine Gehälter organisiert habe, im Gegenzug aber an möglichen Transfererlösen beteiligt werden wollte: "Man musste damals aus wenig viel machen."

Lange ging es im Landgericht um die Frage, ob der damals noch unter dem Dach des eingetragenen Vereins geschlossene Vertrag mit Lokurlu auch für die später ausgegliederte GmbH rechtlich bindend ist. Kompp und Bava stritten das zunächst ab. "Ich wusste von dieser Vereinbarung nichts und bin fast vom Glauben abgefallen, als ich davon erfahren habe", erklärte der Geschäftsführer. Lokurlus Anwalt Schickhardt zeigte sich über diese Strategie entsetzt: "Der arme Mutterverein soll das bezahlen, was sie schulden. Das hat sich noch niemand erlaubt, dafür würde ich mich schämen." Kurz danach lenken Kompp und Bava ein und erkannten die sogenannte "Passivlegitimation" an - nicht ohne einen anderen Vertrag mit Lokurlu in den Prozess einzuführen, demnach mit dem Berater nur 1000 Euro (für 2016) und 2000 Euro (für 2017) als Honorar vereinbart worden waren.

Auch wenn Richter Matthias Alles sein Möglichstes tat, um den Weg für einen Vergleich beider Parteien zu ebnen - die Fronten blieben verhärtet. Erst recht, als Kompp und Bava nach kurzer Beratung ein Vergleichsangebot von 2,5 Bruttomonatsgehältern Försters vorlegten, wohl rund 10 000 Euro. "Das ist ausgeschlossen", erwidert Schickhardt nur. Seinem Mandaten, der übrigens auch den zu dieser Zeit aktuellen Trainer Michael Fink und SVW-Abwehrchef Kevin Conrad berät, gehe es nicht nur ums Geld. "Herr Lokurlu fühlt sich hintergangen und in seiner Ehre beleidigt. Er möchte genau das haben, was ihm zusteht." Nach über zweieinhalb Stunden vertagte Richter Alles den Prozess zunächst auf den 5. Januar, dann auf den 12.Januar 2018. „Auch wenn alle von einer gültigen Vereinbarung ausgingen, wurde die zweite Unterschrift schlicht vergessen“, meinte Richter Alles schließlich in seiner abschließenden Urteils-Begründung. Bestätigt fühlte sich dagegen der SV Waldhof, der durch einen einfachen Formfehler von der Zahlungspflicht befreit wird. In einer ersten Stellungnahme sagte Geschäftsführer Kompp: „Das ist ein Urteil ganz im Sinne des Vereins. Dass zwei Unterschriften notwendig waren, wusste schließlich auch der Berater.“

Waldhof-Klage um Sponsorengelder

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Zwei Tage vor Heiligabend lief die Frist ab, die Erwiderung war formuliert und platziert: Die ehemaligen Aufsichtsräte des SV Waldhof, Jens Hanreich und Cevdet Celebi, nehmen die Klage des Fußball-Clubs auf Vertragserfüllung nicht hin. Der Viertligist will vor dem Landgericht Mannheim die Zahlung von etwa 72 000 Euro durchsetzen. Der Club hatte mit der Firma der beiden, Pro Concept, im Mai zum 1. August 2015 einen Sponsorenvertrag abgeschlossen. Laufzeit: drei Jahre. Jährlicher Betrag: 30 000 Euro plus Mehrwertsteuer. „Der Vertrag ist ungültig“, sagte Hanreich gegenüber dem „Mannheimer Morgen“.

„Für uns ist es schwer erträglich, wie hier mit Leuten umgegangen wird, die dem Club ja weiterhin sehr nahe stehen und dem SV Waldhof in den Profifußball helfen wollen“, sagte Hanreich weiter. Mit der Klage sei der Bogen überspannt. Hanreich und und sein Geschäftspartner Celebi sehen sich im Recht. Der Ex-Aufsichtsrat verweist darauf, dass er und sein Kollege den Betrag in Höhe von 30 000 Euro für das erste von drei Jahren bezahlt hätten. Nachdem der Geschäftsmann Bernd Beetz – er studierte in den 1970er Jahren in Mannheim und ist erfolgreich in der Luxusgüter-Industrie – als Geldgeber im Jahr 2016 einstieg und das Sagen in der Spielbetriebs-GmbH bekam, sei das „Modell der Mannheimer Runde herausgedrängt worden“.

Hanreich und sein Geschäftspartner Celebi hätten mit anderen Sponsoren der „MR“ angeboten, in die Jugendabteilung des SVW – ausdrücklich nicht in die ausgegliederte Spielbetriebs-GmbH – etwa 100 000 Euro zu geben. „Auch als Zeichen, um deutlich zu machen, dass uns sehr am Wohl des Vereins liegt“, so Hanreich. Das sei nicht gewünscht gewesen. Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp erklärte, es gebe keine andere Möglichkeit, als zu klagen. Er sei als Geschäftsführer verpflichtet, offene Forderungen einzutreiben. „Verträge sind einzuhalten“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“. Ob weitere Gerichtsverfahren des SV Waldhof gegen andere Sponsoren aus der „MR“ eingeleitet wurden, wollte Kompp nicht beantworten. Nach Informationen des „Mannheimer Morgen“ hat es Auseinandersetzungen mit wenigen anderen Geldgebern aus der „MR“ gegeben, die mit Vergleichen geendet haben sollen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber allerdings nicht.

Nach Informationen der nun verklagten Ex-Aufsichtsräte Hanreich und Celebi habe der Club ein Gutachten erstellen lassen, das den Sponsorenverträgen Gültigkeit bescheinige. Vor dem Hintergrund dieses Gutachtens hätten wenige Sponsoren Vergleiche geschlossen. Hanreich und sein Geschäftspartner Celebi wollen sich damit nicht abfinden und sagen, dass die „Wirksamkeit des Vertrags unter der Bedingung steht, dass die Ausgliederung bis Ende Juli 2015 beschlossen und umgesetzt ist“. Dies sei nicht geschehen, so dass der unter „aufschiebender Bedingung stehende Vertrag nach Unterzeichnung zunächst schwebend unwirksam und mit Nicht-Eintritt der Bedingung (Beschluss und Umsetzung der Ausgliederung in eine Spielbetriebs GmbH bis Ende Juli 2015, Anmerk. d. Red.) endgültig unwirksam wurde.“ Brisant und pikant: Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass die ausgegliederte Spielbetriebs GmbH des SV Waldhof mit etwa 700 000 Euro im Minus steht. Ob es zu einer Verhandlung am Landgericht kommt, ist offen. Als nächstes könnte der SVW erneut Stellung nehmen. Geschäftsführer Kompp: „Ich bin gesprächsbereit“. Ex-Aufsichtsrat Hanreich: „Wir wollen ein Zeichen setzen. So geht man nicht mit Interessenten um.“ Vor dem Mannheimer Landgericht hat der SV Waldhof den Prozess schließlich Anfang Mai gewonnen. Demnach müssen Jens Hanreich und Cevdet Celebi dem Verein wegen nicht gezahlter Sponsorengelder die rund 70 000 Euro nun doch erstatten.

Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp bestätigte auf Anfrage des „Mannheimer Morgen“ den für den Verein positiven Ausgang des Verfahrens. „Unser Anwalt hat am Montag mündlich vom Gericht erfahren, dass unsere Klage zu 100 Prozent Erfolg hatte“, sagte Kompp. Hanreich und Celebi, die sich mit ihrem Immobilien-Unternehmen Pro Concept beim SV Waldhof engagiert hatten und gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen waren, können allerdings noch Revision gegen das Urteil einlegen. Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp betonte zudem, dass der Verein trotz des Urteils „weiter gesprächsbereit“ sei und gerne eine einvernehmliche Lösung mit seinen ehemaligen Aufsichtsräten begrüßen würde. Nach Informationen des „Mannheimer Morgen“ hatte es wohl weitere außergerichtliche Auseinandersetzungen mit wenigen anderen Geldgebern aus der „MR“ gegeben, die mit Vergleichen geendet haben sollen. Nur wenige Tage nach dem Urteil gaben Hanreich und Celebi bekannt, das Urteil in nächster Instanz prüfen zu wollen. Das Angebot von SVW-Geschäftsführer Markus Kompp zur Gesprächsbereitschaft, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, lehnte Hanreich ab. „Einen Vergleich haben wir schon diskutiert, das Angebot des SVW war völlig inakzeptabel“ stellte der Unternehmer seine Sicht dar. „Wir haben hier eine klare Rechtsauffassung“, geht der Weg nun Richtung Berufung.

Mögliche Vertragsstrafe wegen neuem Trikotsponsor / Finanzielle Engpässe in der Spielbetriebs-GmbH

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Lange wurde beim Fußball-Regionalligisten SV Waldhof vor der Saison nach einem Trikotsponsor gesucht, am zweiten Spieltag konnte dann der Textil-Hersteller und Socken-Spezialist Falke als neuer Partner vorgestellt werden. Geschäftsführer Markus Kompp sprach damals angesichts der zunächst auf ein Jahr festgelegten Unterstützung sogar von einer „richtungsweisenden Partnerschaft“, inzwischen wurde bekannt, dass wegen der Überschneidung mit Exklusiv-Ausrüster Jako offenbar eine Vertragsstrafe in Höhe von 25000 Euro fällig wurde, die dem Ausrüster zusteht. „Ich bitte um Verständnis, dass ich keine Details zu Verträgen nennen kann“, wollte Kompp diesen Vorgang nicht weiter kommentieren, betonte allerdings, „dass wir mit beiden Partnerschaften wirklich sehr zufrieden sind und auch das Trikotsponsoring in enger Abstimmung mit dem Ausrüster erfolgte“.

Mit Blick auf den Umfang des gültigen Falke-Sponsorings, das auf rund 60 000 Euro und nochmals 40 000 Euro in Form von Material geschätzt wird, nahm die SVW-Führung den Abschlag Richtung aktuellem Ausrüster offenbar in Kauf. „Alles geschah im Sinne des Vereins“, blieb Kompp gelassen. Weniger entspannt reagierte der Manager auf erneute Indiskretionen, die sich auf eine angebliche Sponsorenbestandsliste aus dem September 2017 beziehen. Dort tauchen Unternehmen mit bestimmten Summen auf, die Stand heute keine Sponsoren beim SVW sind. Diese Liste ging offenbar auch dem Aufsichtsrat zu, dem Kontrollgremium sei laut Kompp aber klar gewesen, dass es sich beim summierten Bar-Sponsoring von rund 1,4 Mio. Euro und rund 600 000 Euro Sachleistungen nicht um einen Ist-Stand, sondern – neben den bereits engagierten Unterstützern – um Kontakte und mögliche Potenziale aus ersten Vorgesprächen handelt. „Hier wurde lediglich ein Gesprächsstand abgebildet. Seit dieser Saison arbeiten wir im Sponsoring ohnehin mit einem professionellen Customer Relation Management-Programm, mit dem die Verbindungen zu unseren Partnern verwaltet werden“, unterstrich Kompp, der auf der Jahreshauptversammlung (JHV) Ende November die Zwei-Millionen-Marke ebenfalls nur als „Plan“ formulierte.

„Das ist sportlich“, räumte Kompp schon damals ein – „aber durchaus realistisch“, sagt der gebürtige Schwabe, der auf der JHV deutlich machte, dass am Ende der Saison selbst bei Erreichen des Sponsoringziels nicht zuletzt aufgrund einer Budgeterweiterung ein erneutes Minus von rund 650 000 Euro stehen werde. Dass deshalb Investor Bernd Beetz in der aktuellen Winterpause nochmals mit einem sechsstelligen Betrag aushelfen musste, ist ein offenes Geheimnis. Mit Blick auf die anstehende Lizenzierung gab es also zahlreiche Baustellen für den Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH, der sich zuletzt auch mit Personalien befassen musste. So trennte sich der SVW mit juristischer Begleitmusik von seinem ehemaligen Stadionverwalter, es gab einen Wechsel auf der Position des Ticketing-Leiters, ein Mitarbeiter wurde dieser Tage sogar freigestellt, weil er Interna nach außen gegeben haben soll.

Offener Brief des SV Waldhof

Mit einem offenen Brief wandten sich am 19. April der SV Waldhof, der Fan-Dachverband „Pro Waldhof“, Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sowie etliche Mannheimer Bundestags- und Landtagsabgeordnete (einmal mehr) an die Öffentlichkeit. Der Tenor: Wir drücken die Neustart-Taste und ziehen künftig an einem Strang, um den Verein zurück nach oben zu bringen – verbunden mit einem Appell an die Wirtschaft in der Region, sich wieder verstärkt beim SVW zu engagieren. „Kurz vor dem möglichen Aufstieg geht es darum alle Kräfte zu mobilisieren und auch die Chancen für die Gewinnung neuer und ehemaliger Unterstützer zu nutzen“, nennt Kurz den Grund für seine Beteiligung. „Ich bin jetzt über eineinhalb Jahre beim Waldhof und habe immer wieder versucht, mit der Politik, der Gesellschaft und den Unternehmen der Region Kontakte zu knüpfen und wieder ins Gespräch zu kommen. Ich denke, wir haben uns gut kennengelernt und konnten wieder Vertrauen aufbauen“, erklärte SVW-Geschäftsführer Markus Kompp den Hintergrund der Initiative: „Natürlich hoffe ich, dass die Fürsprache von politischer Seite hilft und Türen öffnet, aber durchgehen müssen wir schon selbst. Wir müssen nun den Worten entsprechende Taten folgen lassen.“

Die Sponsorensuche sei immer noch schwierig, gerade bei den größeren Unternehmen der Gegend sah Kompp brachliegendes Potenzial. „Wir hoffen, dass der offene Brief da jetzt Signalwirkung hat und alle die große Chance beim Waldhof für Mannheim und die Region sehen“, sagte der 35-Jährige.

Die Zukunftspläne: Ausbau der VIP-Räume im Carl-Benz-Stadion und neue Geschäftsstelle

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Schon zur kommenden Saison soll neben der Haupttribüne im Carl-Benz-Stadion – in Richtung der Westtribüne mit dem Gästeblock – ein neuer VIP-Turm entstehen, von dem aus Sponsoren direkt aufs Spielfeld blicken können. Nur einige Meter dahinter ist gar eine neue Geschäftsstelle geplant. Das erfuhr der „Mannheimer Morgen“ kurz vor den entscheidenden Relegationsspielen gegen den KFC Uerdingen. „Das Vorhaben werde auch bei einem Verbleib in der Regionalliga umgesetzt“, betonte SVW-Geschäftsführer Markus Kompp. „Selbst, wenn es mit dem Aufstieg erneut nicht klappen sollte, investieren wir weiter in die Zukunft des Vereins.“ Zu den Kosten des Projekts wollte Kompp nichts sagen. Dem Vernehmen nach sollen sie im mittleren sechsstelligen Bereich liegen, also grob geschätzt bei 500 000 Euro. Den größten Anteil wird wohl Hauptinvestor Bernd Beetz übernehmen. „Wir sind Herrn Beetz sehr dankbar, dass da eine für uns verkraftbare Lösung gefunden wurde“, sagte Kompp.

Bisher sind VIP-Besucher in drei Räumen auf der Rückseite der Haupttribüne untergebracht. Laut Kompp ist der VIP-Bereich aktuell für maximal 370 Menschen ausgelegt. „Und wir sind seit langem ausgebucht.“ Zusätzlich zu den bisherigen Kapazitäten werde der neue Turm auf drei Stockwerken insgesamt 250 Sitzplätze mit Blick aufs Spielfeld haben. An einen weitergehenden Aus- oder Umbau im Falle eines Aufstiegs sei nicht gedacht, so der Geschäftsführer. „Das Carl-Benz-Stadion ist absolut drittligatauglich.“ Auf Dauer brauche man in der höheren Spielklasse allerdings eine Rasenheizung. „Für die nächste Saison haben wir aber bereits eine Ausnahmegenehmigung, darauf verzichten zu können.“ Die neue Geschäftsstelle hinter der Haupttribüne soll der Spielbetriebsgesellschaft gehören und auf zwei Stockwerken rund 300 Quadratmeter haben. Neben der sportlichen Leitung zögen dahin auch Ticket- und Fanshop um, kündigt der SVW an. Die bisherige Vereinsgeschäftsstelle am Alsenweg bleibe jedoch „überwiegend erhalten“. Stadtsprecher Ralf Walther wollte das Vorhaben noch nicht kommentieren. Dazu müssten die zuständigen Stellen in der Verwaltung erst die Baupläne prüfen.

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